Meldet sich die Finanzkrise der Formel 1 mit einem Paukenschlag zurück? Eine Reihe von Gläubigern, insbesondere der Getriebezulieferer X-Trac, haben beim Obersten Gerichtshof in London beantragt, Lotus auf seine Liquidität zu überprüfen. Solche Schritte werden in der Regel erst dann eingereicht, wenn Rechnungen nicht beglichen wurden. Das Gericht hat das Verfahren aber verschoben: Der Rennstall, der mit einer Übernahme durch Renault in Verbindung gebracht wird, hat nun zwei Wochen Zeit, sich außergerichtlich mit den Gläubigern zu einigen. Gelingt das nicht, startet das Verfahren; im schlimmsten Fall würde eine Zahlungsunfähigkeit festgestellt.

Lotus beruhigt die Gemüter: "Eine Reihe von Zulieferern ist nach dem, was mit Marussia und Caterham geschehen ist, ein bisschen negativ geworden", sagte Lotus-Chef Matthew Carter gegenüber Autosport. "Wir haben Abkommen mit Firmen, die an dem Verfahren teilnehmen und wir gehen damit ganz normal um." Die Zukunft seines Teams sieht er nicht in Gefahr und bleibt ganz gelassen: "Alles ist unter Kontrolle. Eine Lösung ist bereits gefunden worden, deshalb wurde das Verfahren vertagt. Die Dinge wurden angegangen."

Seines Erachtens versuchen Zulieferer sich auf diesem Geld zu erschleichen, auf das sie keinen Anspruch hätten: "Ein paar Zulieferer versuchen auf diese Weise an Gelder zu kommen, die wir ihnen nicht schulden und natürlich kümmern wir uns auch darum." Das sei aber ein ganz normaler Teil des Verfahrens. Carter sieht keinen Grund zur Panik: "Wir wussten immer, dass das Verfahren vertagt werden würde."

Bei der Zusammenarbeit zwischen X-Trac und Lotus ist Sand im Getriebe, Foto: Sutton
Bei der Zusammenarbeit zwischen X-Trac und Lotus ist Sand im Getriebe, Foto: Sutton

X-Trac dementiert erfolgte Einigung

Die Gegenseite sieht die Sache naturgemäß etwas weniger optimistisch: "Über die letzten 15 Monate hinweg hat X-Trac eine signifikante Menge an Teilen im guten Glauben hergestellt, damit die Autos laufen", sagte ein Sprecher des Getriebelieferanten gegenüber Autosport. "Wir haben mit dem Enstone-Team unter verschiedenen Namen bereits für viele Jahre zusammengearbeitet, deshalb hoffe ich wirklich, dass wir eine Lösung finden werden. Wir hoffen, damit fortzufahren, sobald der mittlerweile signifikante Schuldenberg reduziert und ein positiver Outcome garantiert ist."

Auch der Sprecher bestätigte die Verschiebung des Verfahrens, sah den Fall aber als weit weniger gelöst an als das Team selbst: "Der Richter hat die Anhörung um zwei Wochen verschoben, damit wir weitere Dialoge führen können, in denen wir alle Optionen für eine Lösung mit Lotus F1 diskutieren können. Wir hoffen wirklich, dass wir das aussortieren können und dass wir eine Lösung finden, denn es sind liebenswürdige Leute."

Das Lotus-Team ging Ende 2010 aus dem Renault-Werksteam hervor, das 2001 den Benetton-Rennstall gekauft hatte. Sportlich erlebte Lotus zwei erfolgreiche Saisons in den Jahren 2012 und 2013, rutschte dabei aber finanziell immer weiter ab. Mit der Verpflichtung von Pastor Maldonado konnte ein weiteres Abrutschen mit den venezolanischen Petrodollars zumindest abgebremst werden. Derzeit ranken sich Gerüchte um einen Rückkauf des Teams. Lotus verneinte gegenüber Motorsport-Magazin.com, dass der Verkauf bereits erfolgt sei.