Es ist ein leidiges Thema: Auf immer mehr Rennstrecken gibt es Diskussionen darüber, was zur Strecke zählt und was nicht. Der Grund dafür ist schnell gefunden: Immer mehr Kiesbetten weichen asphaltierten Auslaufzonen.

Kiesbetten haben ihre Vorzüge, Foto: Sutton
Kiesbetten haben ihre Vorzüge, Foto: Sutton

Die Auslaufzonen müssen irgendwie von der Strecke abgegrenzt werden. Der einfachste Weg: Kerbs. Allerdings sind die Kerbs nicht hoch genug, um die Fahrer davon abzuhalten, sie auch als Strecke zu nutzten. Sind die Kerbs zu hoch, wird es gefährlich. Kimi Räikkönen erwischte es im vergangenen Jahr in Bahrain. Der Ferrari des Finnen sprang spektakulär über den Kerb. Dabei wurde sogar das Chassis beschädigt.

Immer häufiger wird deshalb Kunstrasen hinter den Kerbs eingesetzt. Der soll verhindern, dass die Piloten voll auf dem Gas stehen bleiben. Silverstone hat nach den Diskussionen im vergangenen Jahr nachgelegt. Vor diesem Wochenende wurden zahlreiche Änderungen vorgenommen.

  • 50 Zentimeter breites Asphaltband am Ausgang von T1
  • 1 Meter breites Asphaltband am Ausgang von T4
  • 50 Zentimeter breites Asphaltband am Scheitelpunkt von T7
  • 70 Millimeter hohe Kerbs hinten die normalen Kerbs an den Scheitelpunkten von T9 und T11
  • 1 Meter breiter Rasenteppich am Ausgang von T9 und T18
  • Experimental-Kerb mit negativem Hang am Ausgang von T13 statt Rasen

An manchen Stellen wurden zusätzliche Kerbs am Scheitelpunkt installiert, damit die Fahrer die Kurven nicht mehr so stark schneiden können. Am Kurvenausgang ist das allerdings schwieriger. Höhere Kerbs kommen aus oben genannten Gründen nicht zum Einsatz. Stattdessen wurde weiter Rasenteppich verlegt.

In Österreich funktioniert es besser

In Österreich waren Tracklimits kein Thema mehr, Foto: Mercedes-Benz
In Österreich waren Tracklimits kein Thema mehr, Foto: Mercedes-Benz

Diese Änderungen wurden auch schon in Österreich vorgenommen - mit Erfolg. Während im vergangenen Jahr zahlreiche Rundenzeiten wegen Tracklimits gestrichen werden musste, verloren die Piloten in diesem Jahr bei einer zu weiten Linie in Kurve acht schlichtweg Zeit.

Das funktioniert in Silverstone allerdings nicht. Die neuralgischen Punkte sind die Kurven 9 und 18. Also Copse Corner und der Rechtsknick vor Start und Ziel. Allerdings sind diese Ecken deutlich schneller als T8 in Spielberg. Kommen die Piloten in Österreich auf den Rasenteppich, fehlt schlichtweg Traktion. In Silverstone sind die Autos an den Stellen so schnell, das Traktion nicht sonderlich gefragt ist. Solange die Autos stabil bleiben, reicht es.

Dieses Problem zeichnete sich schon in den Trainingssitzungen ab. Die Rennleitung reagierte und schickte eine Mitteilung an die Teams. Im Qualifying galt deshalb eine Null-Tollerenz-Grenze. Sobald ein Fahrer die Strecke in Copse mit allen vier Reifen verließ, wurde die Zeit gestrichen. Während des Qualifying wurde auch noch die letzte Kurve zu dieser Regel hinzugefügt.

Massa: Wind macht es schwierig

Insgesamt mussten zwölf Rundenzeiten gestrichen werden. Zehnmal übertrieben es die Piloten in T9, zweimal in T18. "Der Wind in Copse hinein war wirklich stark und hat die Balance des Autos verändert. Deshalb bin ich auf Nummer sicher gegangen, weil ich keine Runde ruinieren wollte, weil ich zu weit rauskomme", beschrieb Felipe Massa das Problem.

Nicht alle Piloten gingen so vorsichtig an die Sache heran. Pastor Maldonado erwischte es sogar zweimal. Besonders bitter allerdings war es für Daniel Ricciardo. Dem Australier wurde die entscheidende Runde in Q3 gestrichen. "Das müssen wir uns noch einmal ansehen, weil ich nicht glaube, dass ich außerhalb war", schimpfte der Red-Bull-Pilot zunächst.

Auf dem Video ist allerdings klar zu erkennen, dass alle vier Räder abseits der Strecke waren. Des Rätsels Lösung kann der Videobeweis aber nicht sein. Das meint auch Ricciardo: "Ich würde vorschlagen, dass man das etwas abschreckender gestaltet: Entweder mit einem Kiesbett oder mit mehr Rasenteppich."

Im Rennen drohen Strafen

Valtteri Bottas stimmt zu: "Jeder will eine bessere Lösung oder eine Antwort oder etwas, das die Autos verlangsamt, wenn man zu weit raus kommt. Man gewinnt Zeit, wenn man von der Strecke abkommt, das ist nicht ideal. Es sind zwar nur Hundertstel, aber die zählen."

Zwölf Runden wurden gestrichen, Foto: FIA
Zwölf Runden wurden gestrichen, Foto: FIA

Schon im vergangenen Jahr beschwerte sich Fernando Alonso im Rennen darüber, dass Sebastian Vettel die Tracklimits nicht respektierte. Ähnliche Probleme könnte es auch in diesem Jahr geben. "Es im Rennen zu überwachen, wird schwierig sein. Wenn ich jemanden sehe, dann werde ich es am Radio sagen und wenn mich jemand sieht, dann bin ich mir auch sicher, dass er das ebenfalls machen würde", meint Ricciardo.

GP2 und GP3 trugen bereits am Samstag ihre ersten Rennen im Rahmen des Großbritannien GPs aus. Auch hier waren die Streckenbergenzungen ein Thema. In beiden Rennen gab es Zeitstrafen für das Nichteinhalten.