Wie viel Information ist in Ordnung, und ab wann ist es zu viel? Boxenfunk-Ausschnitte mit Aufforderungen zum Sprit sparen oder Informationen zur Reifenqualität stehen auf der Tagesordnung. Ein Funkspruch in Kanada an McLaren-Pilot Fernando Alonso blieb im Ohr. Spritsparen war die Anweisung, der Spanier widersprach - "Das mache ich nicht." Solche Situationen fördern den Eindruck, dass die Piloten von der Box wie ferngesteuert ins Ziel gelenkt werden. Die Fahrer ohne Hilfe von außen das Auto praktisch nicht selbständig unter Kontrolle hätten.

Nicht nur die FIA sieht diesen Zustand als kritisch. In Artikel 20.1 des sportlichen Regelwerks der Formel 1 steht, dass der Pilot seine Rennen alleine und ohne fremde Hilfsmittel bewältigen muss. Vor knapp einem Jahr, erklärte die FIA zudem, dass man diese Regel ab sofort strenger beobachten würde. Die Renningenieure sollen ihre Piloten nur noch mit den allerwichtigsten Informationen versorgen. Erlaubt sind Hinweise zu Verkehr auf der Strecke, Anweisungen zum Boxenstopp, Stallorder und sicherheitsrelevante Fragen. Hingegen untersagt sind Veränderungen am Motor, Spritverbrauch, Elektronik, Bremsbalance und der Zustand der Reifen.

Früher gab es mehr Informationen

Auch Felipe Massa und Lewis Hamilton korrespondieren regelmäßig mit ihren Renningenieuren. Allerdings hält sich die Kommunikation in Grenzen, wie beide bestätigen. "Wir bekommen weitaus weniger Informationen, als noch vor ein paar Jahren", erklärt Hamilton. Und auch Felipe Massa widerspricht der Ansicht, dass es mehr Funksprüche seit der Einführung der neuen Turbo-Hybridantriebe gäbe. "Seit letztem Jahr bekommen wir mehr technische Informationen. Abgesehen davon, hat sich nicht viel verändert", erklärt der Williams-Pilot.

Er erinnert sich dabei an seine Anfänge in der Königsklasse vor 13 Jahren. "Die Dinge, die die Piloten fragen und auch die Anweisungen der Ingenieure waren damals dieselben", so Massa gegenüber UOL Esporte. Hamilton hingegen will sich sogar an mehr Kommunikation erinnern. "Vor ein paar Jahren bekamen wir viel mehr Informationen. Ich bin mir aber nicht sicher", meint der Brite.

Felipe Massa im Gespräch mit Williams-Sportdirektor Steve Nielsen, Foto: Sutton
Felipe Massa im Gespräch mit Williams-Sportdirektor Steve Nielsen, Foto: Sutton

Hamilton: Reifen und Sprit verlangen Anleitung

Der Mercedes-Pilot erklärt die Notwendigkeit des Boxenfunks vor allem in der Information über den Zustand der Reifen. "Mit den aktuellen Pirelli-Reifen, ist es uns nicht möglich ein Rennen optimal ohne Hilfe von außen zu beenden. Dafür haben wir nicht alle nötigen Informationen", so Hamilton. "Die Veränderungen am Reifen spürt man nicht, die passieren subtil. Du weißt nicht, wann die Temperaturen fallen, da braucht man eben Hinweise."

Auch die optimale Spriteinteilung ist eine Herausforderung für den Piloten. "Man spürt nicht, wieviel Sprit man verbraucht. Ich fahre die meiste Zeit am Maximum, da brauche ich dann jemanden, der mich anleitet", erklärt Hamilton.

Lewis Hamilton tauscht sich mit seinem Renningenieur Peter Bonnington aus, Foto: Sutton
Lewis Hamilton tauscht sich mit seinem Renningenieur Peter Bonnington aus, Foto: Sutton

Ohne Boxenfunk gibt es mehr Ausfälle

Doch dass die Rennfahrer heutzutage ohne Hilfe von außen nicht mehr in der Lage sind, den Boliden zu lenken, empfindet Hamilton als lächerlich. Er kontert: "Was würde ich wohl tun, wenn man mir keine Informationen mehr zu meinen Reifen geben würde? Ich würde genauso weiter fahren."

Ohne Boxenfunk gäbe es wohl weniger Teams, die das Rennen beenden würden. "Wenn man uns nichts mehr über den Spritverbrauch sagen würde, dann würden wohl weniger Autos die Ziellinie erreichen. Wenn das aufregend sein soll, dann lasst uns das machen", erklärt Hamilton. "Die Leute suchen sich immer irgendetwas aus, was schlecht ist. Nur, weil sie mit irgendetwas nicht zufrieden sind."

Massa sieht das ähnlich. "Die Leute meinen, dass es mit alle diesen Informationen leichter für uns wäre, das Auto zu lenken. Aber in Wirklichkeit ist der einzige Unterschied, dass sie alle mithören, und nun wissen was im Cockpit wirklich passiert."