Wenig überraschend dominierte Mercedes den Österreich Grand Prix. Nico Rosberg gewann den Start und verteidigte die Position über die Ziellinie souverän. Hinter den Silberpfeilen konnte Felipe Massa im Williams den Aufwärtstrend seines Rennstalls bestätigen, auch dank neuer Aero-Teile. Ferrari zeigte im zweiten Rennen nach dem großen Power-Unit-Update noch nicht das wahre Potenzial, das man nach dem Upgrade erwartet hätte. Wie sich das Kräfteverhältnis auf dem Silverstone Circuit darstellen wird, analysiert Motorsport-Magazin.com in der Team-für-Team-Vorschau.

Mercedes

Nico Rosberg kommt mit Rückenwind nach Silverstone, Foto: Sutton
Nico Rosberg kommt mit Rückenwind nach Silverstone, Foto: Sutton

Mit stolz geschwellter Brust geht Nico Rosberg an das kommende Rennwochenende. Nach dem Rennsieg in Österreich konnte er den Abstand in der Weltmeisterschaft auf zehn Punkte verkürzen. In Silverstone hat der Deutsche eine Rechnung offen: vergangenes Jahr versagte Rosberg in Führung liegend das Getriebe und musste hilflos zusehen, wie sein Teamkollege den Sieg holte. Lewis Hamilton indes wird man einiger Wut im Bauch in seine Heimat reisen: drei der letzten vier Rennen gewann sein Teamkollege. Auch wenn er in der WM noch vorn liegt, kratzt das am Ego des Briten. Die beiden Silberpfeilpiloten dürfen sich über Aerodynamik-Updates am Auto freuen.

Ferrari

Wann kann Ferrari das volle Potenzial ausschöpfen?, Foto: Sutton
Wann kann Ferrari das volle Potenzial ausschöpfen?, Foto: Sutton

Pleiten, Pech und Pannen: Für Ferrari liefen die letzten zwei Rennen alles andere als nach Plan. Kimi Räikkönen verlor in Kanada nach einem Dreher Platz drei, qualifizierte sich in Österreich nach einem Strategiefehler weit hinten und crashte im Rennen mit Fernando Alonso. Sebastian Vettel hatte im Qualifying in Kanada technische Probleme und musste sich nach vorn durchkämpfen. In Österreich verlor er nach einem verkorksten Boxenstopp den sicheren dritten Platz an Felipe Massa. Die Scuderia ist also sich und den Tifosi weltweit einiges schuldig. Demütig, aber mit Entschlossenheit geht das Team die Hauptaufgabe heran, zunächst einmal Williams in Schach zu halten. Ob Ferrari es schafft, auf Mercedes aufzuschließen, kann man für den kommenden Grand Prix ausschließen.

Williams

Ist Williams schon an Ferrari vorbei?, Foto: Sutton
Ist Williams schon an Ferrari vorbei?, Foto: Sutton

Vergangenes Jahr kämpfte sich Valtteri Bottas vom 14. Startplatz auf einen starken zweiten Rang durch das Fahrerfeld. Ob eine ähnlich starke Leistung auch 2015 möglich ist, davon ist man bei Williams überzeugt. Der Finne erwartet sich Einiges vom Großbritannien Grand Prix: "Wir erwarten, hier stark zu sein, weil der Downforce, mit den Updates in Österreich insgesamt zugenommen hat." Felipe Massa ist auf Wiedergutmachung aus, nachdem er letztes Jahr ausgeschieden ist und baut auf die starke Performance der letzten beiden Rennen. "Ich hoffe, wir können das positive Momentum der letzten Wochen mitnehmen", sagte er.

Lotus

Lotus: Harter Kampf um die vierte Kraft, Foto: Sutton
Lotus: Harter Kampf um die vierte Kraft, Foto: Sutton

Lotus musste nach dem Österreich GP den fünften Rang in der Konstrukteurswertung an Force India abtreten. "Wir sind aber näher an Red Bull auf Position vier herangekommen", so Team-Vorstand Federico Gastaldi. Eine weitere Nullnummer hatte Lotus in Österreich zu verschmerzen, nachdem Romain Grosjean ausgeschieden ist. Dafür fuhr Pastor Maldonado zum zweiten Mal hintereinander in die Punkte. Der Lotus-Pilot erwartet für den Großbritannien GP eine ähnlich starke Performance: "Ich denke das wird unserem Auto gut liegen, weil die Strecke sehr ähnlich ist wie Barcelona."

Red Bull

Schnelle Kurven liegen Red Bull, Foto: Sutton
Schnelle Kurven liegen Red Bull, Foto: Sutton

Bei Red Bull hat man den vierten Rang der Konstrukteurswertung fest im Blick. Die Streckenführung des Silverstone Circuit sollte dem RB11 entgegen kommen. "Dort gibt es ein paar mehr Kurven und weniger Geraden und wir haben ein paar Updates", sagte Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo. Auch sein Teamkollege Daniil Kvyat hofft auf ein besseres Resultat als in Österreich. "Es ist ein cooler Kurs: hohe Geschwindigkeiten, ein unglaublich herausforderndes Layout, ich mag es wirklich sehr dort", so der Russe.

Toro Rosso

Der Silverstone Circuit wird eine harte Nuss für die Toro-Rosso-Rookies, Foto: Sutton
Der Silverstone Circuit wird eine harte Nuss für die Toro-Rosso-Rookies, Foto: Sutton

Den starken Eindruck aus den ersten Rennen 2015 konnten die beiden F1-Rookies Max Verstappen und Carlos Sainz über die letzten Rennen nicht bestätigen. Allerdings kann das Team auf eine solide Leistung während der Testfahrten nach dem Österreich GP in Spielberg bauen. Dort absolvierten Max Verstappen und Gast-Tester und DTM-Champion Marco Wittmann die meisten Runden an beiden Tagen. Der Niederländer markierte dabei die drittbeste, der Deutsche die viertbeste Rundenzeit. Doch Verstappen ist sich der Herausforderung bewusst, die ihm bevor steht: "Der Kurs ist am Anfang nicht leicht zu verstehen. Auf den langen Geraden werden wir ein bisschen zu kämpfen haben." Etwas mehr Erfahrung hat Carlos Sainz. "Ich habe hier viele Siege und Pole Positions in der Formel Renault eingefahren. Es war immer meine Lieblingsstrecke", sagte der Spanier.

McLaren

McLaren: Zieleinkunft wäre bereits ein Erfolg, Foto: Sutton
McLaren: Zieleinkunft wäre bereits ein Erfolg, Foto: Sutton

In Österreich lief alles schief, was nur schief laufen konnte. Fernando Alonso kollidierte in Kurve eins mit Kimi Räikkönen und schied aus. Wenig später musste auch Jenson Button seinen MP4-30 abstellen. Doch der schlechten Nachrichten nicht genug: ""Wir glauben, dass seine Power Unit bei dem Unfall Schaden genommen hat", sagte Honda-Motorsportchef Yasuhisa Arai. Dennoch ist die Vorfreude beim Spanier groß. "Ich liebe es, hier zu fahren. Es ist so eine spannende Strecke für die Fahrer mit einem tollen Mix aus mittelschnellen und schnellen Kurven", so Alonso. Für Jenson Button ist der Heim-Grand-Prix jedes Jahr auf Neue ein besonderes Erlebnis: "Obwohl es mein 16. britischer Grand Prix wird, bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, wenn ich die ganzen Union Jacks auf den Tribüne sehe und den Jubel der Zuschauer höre, das ist ein wirklich magisches Gefühl." Wichtig für das Selbstvertrauen: der Test in Österreich lief problemlos ab. Für den Großbritannien GP wird es einige neue Aero-Teile geben. "Wir haben sie beim Test geprüft und sie haben positive Zeichen gezeigt", sagte McLaren-Renndirektor Eric Boullier.

Force India

Update soll Force India Flügel verleihen, Foto: Sutton
Update soll Force India Flügel verleihen, Foto: Sutton

Nico Hülkenberg und Sergio Perez hoffen auf eine gute Leistung beim Heimrennen des Teams, das in Silverstone ansässig ist. Möglich gemacht werden soll die verbesserte Leistung vom großen Updatepaket, das zum Teil sogar beim Test in Spielberg zum Einsatz kam. Mitunter hat das Team ein einzigartiges Nasendesign. Wie gut die Teile funktionieren werden, bleibt abzuwarten, doch die Hoffnungen sind nach zwei guten Rennen in Kanada und Österreich nicht gerade gering.

Sauber

Sauber: Wenig Hoffnung auf Besserung in Silverstone, Foto: Sutton
Sauber: Wenig Hoffnung auf Besserung in Silverstone, Foto: Sutton

Nach zwei Rennen ohne Punkte, konnte Sauber durch Felipe Nasr auf dem Red Bull Ring wieder WM-Zähler sammeln. Doch das Team aus Hinwil erwartet nicht, dass in Silverstone die nächste Top-Ten-Platzierung möglich sein wird. Entsprechend vorsichtig Marcus Ericsson seine Erwartungen: "Es könnte ein herausforderndes Wochenende für uns werden, aber ich bin davon überzeugt, dass wir das Beste daraus machen."

Manor

Business as usual bei Manor: Zieleinkunft ist das Ziel, Foto: Sutton
Business as usual bei Manor: Zieleinkunft ist das Ziel, Foto: Sutton

Nach guten Leistungssteigerungen zuletzt musste das Team jedoch auch zwei Ausfälle in Kauf nehmen. Da jedoch kein schwerwiegendes Problem vorlag, ist Manor zuversichtlich, dass Roberto Merhi und Will Stevens in Silverstone das Ziel erreichen werden. Gleichzeitig hofft das Team, dessen Werk in britischen Dinningston keine 200 Kilometer von Silverstone entfernt ist, die Lücke zur Konkurrenz schließen zu können.