Mercedes reist mit einer fast makellosen Bilanz zum Heimrennen nach Silverstone. Von 344 möglichen Punkten holten die Silberpfeile 328. Den Sieg ließ sich die Mannschaft von Toto Wolff lediglich in Malaysia vor der Nase wegschnappen. Nach zuletzt souveränen Vorstellungen in Kanada und Österreich könnte Mercedes sogar noch eine Schippe zulegen.

"Die Strecke in Silverstone besitzt einige Charakteristiken, die ganz anders sind als auf jenen Kursen, auf denen wir zuletzt gefahren sind. Die Strecke ist ein guter Prüfstand für die Aerodynamik, sie belohnt guten Abtrieb und belastet die Bremsen nicht besonders stark. Damit steht sie klar im Kontrast zu Kanada und Österreich. Theoretisch sollte dies den Stärken des W06 entgegenkommen", erklärt Executive Director Technical Paddy Lowe.

Malaysia soll sich nicht wiederholen, Foto: Ferrari
Malaysia soll sich nicht wiederholen, Foto: Ferrari

Allerdings ging Mercedes mit dieser Einstellung auch in den Malaysia GP und musste anschließend die einzige Saisonniederlage einstecken. Doch Silverstone ist nicht Sepang. Im Glutofen nahe des Äquators herrschten Temperaturen von 37 Grad und mehr. Die extreme Hitze spielte Ferrari genauso wie die Safety-Car-Phase in die Karten.

Mercedes hat dennoch aufgerüstet. "Es wird einige Aerodynamik-Updates geben und wir werden auch einige Dinge vom Österreich-Test übernehmen", verspricht Lowe. Während Lewis Hamilton nach dem Österreich GP schnell das Weite suchte, blieb Nico Rosberg, um bei den anschließenden Testfahrten noch das Setup für Silverstone herauszufahren.

Wegen des verregneten Dienstags musste der Deutsche sogar noch einen Tag länger in der Alpenrepublik bleiben. Die Verlängerung hat sich aber gelohnt. "Wir haben während des Tests einige nützliche Dinge gelernt. Deshalb bin ich mir sicher, dass wir erneut stark sein werden", gibt sich Rosberg selbstbewusst. "Jetzt fühle ich mich bereit, um voll anzugreifen - auf einer Strecke, die ich sehr mag."

Rosberg hat Rechnung mit Silverstone offen

Nico Rosberg blieb 2014 in Führung liegend mit Getriebeschaden liegen, Foto: Sutton
Nico Rosberg blieb 2014 in Führung liegend mit Getriebeschaden liegen, Foto: Sutton

Rosberg, der zwischen Österreich und Großbritannien seinen 30. Geburtstag feierte, lässt nichts unversucht, um das Momentum der letzten Rennen mitzunehmen. Drei Siege aus den letzten vier Rennen stehen zu Buche. Mit Silverstone hat der Deutsche noch eine Rechnung aus dem Vorjahr offen: In Führung liegend versagte sein Getriebe, er musste den Sieg Lewis Hamilton überlassen.

Der Brite hingegen muss ersteinmal Spielberg abhaken. Besonders schwer fiel ihm die Niederlager allerdings nicht. "Ich habe nicht das Gefühl, dass ich zu irgendeinem Zeitpunkt in Österreich meine Bestform erreicht habe. Es war keinesfalls eines meiner glattesten Wochenenden", so Hamilton.

"So gesehen war der zweite Platz unter diesen Umständen keine Katastrophe." Während der zweite Platz in Österreich keine Katastrophe für den WM-Führenden war, gibt es bei seinem Heimrennen keine Debatte: "In Silverstone sieht das anders aus." Der zweite Platz wäre für Hamilton dort eine Katastrophe.

Nicht nur für Lewis Hamilton ist der Großbritannien GP ein Heimrennen. Auch Mercedes darf sich auf eigene Unterstützung freuen. Die Chassisfabrik in Brackley ist ebenso wie die Motorenschmiede in Brixworth nicht weit von Silverstone entfernt. Entsprechend dürfen am Freitag zahlreiche Mitarbeiter an die Strecke. "Ihnen und unseren Fans sind wir verpflichtet, eine großartige Show zu bieten", verspricht Motorsportchef Toto Wolff. "Es sind alle Zutaten für ein richtig spektakuläres Rennwochenende gegeben."

Mercedes: Silverstone Bilanz

Mercedes in Silverstone: Die Silberpfeile feierten ihr Silverstone-Debüt 1954, als Juan Manuel Fangio und Karl Kling die Plätze 4 und 7 belegten. 2013 gewann Nico Rosberg zum ersten Mal für Mercedes beim Großbritannien GP, im Vorjahr war hingegen sein Teamkollege Lewis Hamilton siegreich.

Nico Rosberg in Silverstone: Der Wiesbadener feierte 2013 seinen größten Erfolg und gewann den Großen Preis von Großbritannien. Außerdem stand Rosberg in der Saison 2010 als Dritter auf dem Podium. Im Vorjahr schied Rosberg hingegen zum ersten Mal in Silverstone aus - ein Getriebeschaden beendete sein Rennen in Führung liegend.

Lewis Hamilton in Silverstone: Hamilton konnte sein Heimrennen bisher zwei Mal gewinnen. 2008 strahlte er in Diensten von McLaren von der obersten Stufe des Podiums, und im Vorjahr trug er für Mercedes den Sieg davon. Der Brite schied in Silverstone noch nie aus und verpasste lediglich einmal die Punkteränge.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Sicherlich geht Mercedes als Mega-Topfavorit ins Heimrennen. Trotzdem wird es spannend sein, wie nah dran oder weit weg Ferrari ist. Spanien war für Ferrari ein Schock, Silverstone zeigt nun, wie gut die Updates inzwischen funktionieren. Mercedes wird trotzdem vorne bleiben. Die entscheidende Frage lautet einmal mehr: Rosberg oder Hamilton? (Christian Menath)