Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff sorgt sich um das Image der Formel 1. Die letzten Wochen waren geprägt von Negativschlagzeilen. Immer mehr Ex-Piloten und Rennsport-Legenden äußerten Kritik an der der Königsklasse des Motorsports. Für Kimi Räikkönen ist der Sport zu langweilig geworden, Niki Lauda fordert echte Männer im Cockpit und mit Red Bull droht sogar ein Rennstall mit dem Ausstieg.

Ein Rundumschlag, den Wolff nicht ganz nachvollziehen kann. "Wenn ich meinen Mercedes-Hut abnehme und mir anschaue, was geboten wird, ist das Spektakel gut", erklärt der 43-Jährige. "Wenn man sich nur das Negative raussucht, dann geraten wir alle in eine Spirale von negativer Kontroverse. Ich denke nicht, dass das gut für den Sport ist", warnt er deshalb und versucht sich in der Verteidigung seines Lieblingssports.

Räikkönen: Unfälle machen den Sport aufregender

Dem Iceman ist langweilig, Foto: Sutton
Dem Iceman ist langweilig, Foto: Sutton

Laut Räikkönen ist die Formel 1 zu langweilig geworden, mehr Unfälle würden es wieder spannender machen. Dass das stimmt, bestätigt Wolff sofort. "Der Sport war gefährlich. Das hat sich verändert." Und das Warum liefert er gleich dazu. "Weil wir im Sinne der Sicherheit die Autos und die Rennstrecken verbessert haben", erklärt Wolf.

Eine Veränderung, an der die Spannung womöglich einbüßen musste. "Vielleicht sind wir mit all dem so weit gekommen, dass es die Empfindung und Wahrnehmung der Leute ist, dass es nicht mehr so gefährlich ist", gesteht sich Wolff ein. Dennoch wäre es ein wichtiger Schritt gewesen.

Lauda: Echte Männer und keine Jünglinge

Lauda wünscht sich echte Typen, Foto: Sutton
Lauda wünscht sich echte Typen, Foto: Sutton

Wenn es nach Mercedes-Kollegen Niki Lauda geht, will dieser wieder stärkere Charaktere im Cockpit sitzen sehen. Diese findet Wolff auf der Rennstrecke allerdings zu genüge. "Ein Verstappen ist für mich ein Typ. Der kann Auto fahren, lässt sich den Mund nicht verbieten", so Wolff über den Toro-Rosso-Piloten.

Und auch bei Mercedes haben mit Lewis Hamilton und Nico Rosberg beide Piloten Charakter. Doch diese Art von Kritik wird es immer geben, das weiß auch der Mercedes-Teamchef. "Wenn einer ein Typ wie Lewis ist, wird ihm vorgeworfen, dass er sich verzettelt. Wenn einer sein Privatleben schützt, wird ihm vorgeworfen, dass er für den Sport nicht interessant ist", erklärt Wolff. "Wie man es macht, macht man es falsch."

Marko: Red Bull Ausstieg nicht ausgeschlossen

Denkt Mateschitz wirklich an einen Ausstieg?, Foto: Sutton
Denkt Mateschitz wirklich an einen Ausstieg?, Foto: Sutton

Red Bull verkündete kurz vor dem Österreich Grand Prix, dass die Teilnahme in der Formel 1 für Dietrich Mateschitz nicht mehr zufriedenstellend sei. Ein Ausstieg könnte drohen. Wolff versteht die Misere beim erfolgsverwöhnten Rennstall. "Sie sind in keiner guten Situation. Das Team stellt an sich selbst den Anspruch, Weltmeister zu werden. Aber es ist in einer Sackgasse, wo es nur wenige Möglichkeiten gibt", meint Wolff.

Jetzt auszusteigen, wäre aber nicht die Lösung. Vielmehr müsse man sich mit der Problematik auseinander setzen. "Ich kenne die Situation nicht, aber was am allermeisten gefragt ist, das in Ruhe zu analysieren, was falsch ist", rät Wolff. "Renault ist Motorenhersteller, mit dem man viele Weltmeisterschaften gewonnen hat, nur Idioten können dort also nicht sitzen." Mit Ende des Monats will man bei Red Bull eine Motorenentscheidung treffen. Danach sollte auch die Zukunft in der Formel 1 geklärt sein.

Für Wolff ist jedenfalls klar, dass die Kritik aufhören muss. "Wir haben die Pflicht, die Formel 1 nicht schlecht zu reden. Wir und die Medien sind Botschafter für den Sport", weiß der Mercedes-Boss. Und plädiert an alle Kritiker: "Wir stehen für die Formel 1 in der Verantwortung."