Elf Jahre lang fuhr Jacques Villeneuve in der Formel 1, 2006 war seine letzte Saison. Er war einer der letzten Charakterköpfe im Rennzirkus. Ob grün, lila oder blau - nicht nur Villeneuves Haarfarben waren stets auffällig. Der Sohn von Formel-1-Legende Gilles Villeneuve ist dafür bekannt, das auszusprechen, was er denkt. Das tat er auch mit uns. Im exklusiven Talk mit Motorsport-Magazin.com klagt er sein Leid.

Während Ex-Kollegen und Formel-1-Legenden über zu wenig Spannung auf der Rennstrecke klagen, holt Jacques Villeneuve zum Gegenschlag aus. Der heute 44-Jährige kann sich diesen Wandel nämlich erklären. "Sobald man beginnt, Dinge zu erfinden, macht man es nur uninteressanter, weil es künstlich wirkt. Eine Regeländerung bewirkt zehn andere Veränderungen", klagt er Motorsport-Magazin.com sein Leid. "Man sieht nur diesen einen Punkt und sagt: Oh, dadurch wird es besser! Aber was ist mit den neun anderen Aspekten, an die man nicht gedacht hat?"

Neuheiten abschaffen, echte Entwicklung zulassen

Villeneuve würde am liebsten so einige neue Erfindungen der neuen Formel 1 abschaffen. Bestes Beispiel ist das im Jahr 2011 eingeführte Drag Reduction System, kurz DRS. "Klar, es gibt mehr Überholmanöver, aber überholen sie tatsächlich? Nein, die Fahrer warten bis zur Geraden und fahren dann vorbei", meint Villeneuve. Spannung gäbe es dadurch keine. "Daran erinnert man sich hinterher nicht", so seine klare Meinung zum beweglichen Heckflügel am Boliden.

Zum Motorenreglement hat der Kanadier ebenfalls eine klare Meinung. "Wenn es nach mir ginge, gäbe es vielleicht ein Gesamtbenzinlimit für das gesamte Rennen und dann könnte jeder den Motor verwenden, den er haben möchte", erklärt Villeneuve Motorsport-Magazin.com . "Dadurch gäbe es echte Entwicklung der Technologien. Es wäre spannend", so der Ex-Formel 1-Pilot. "Es sollte auf jeden Fall nicht so starke Einschränkungen geben wie jetzt. Darum geht es im Sport nicht. Die Formel 1 stellt das Extreme dar. Den nichtmenschlichen Teil des Rennsports. Hier geht man in jedem Aspekt an die Spitze", wünscht sich Villeneuve.

Die Formel E ist spannender

Motoren mit mehr als 1.000 Pferdestärken - Villeneuve hält es für möglich. "In der heutigen Zeit bringt diese Zahl die Menschen zum Träumen", bestärkt er seinen Wunsch. Der Lärm des Boliden ist ihm dafür nicht wichtig. "Das ist zweitrangig für mich. Er wird nur ein Thema, wenn die Action auf der Strecke nicht gut ist", so Villeneuve. Und das ist aktuell in der Formel 1 der Fall. Bestes Gegenbeispiel? Die Formel E. "Dort gibt es keinerlei Sound, aber einige der Rennen sind unglaublich - dann ist es spannend", erklärt er Motorsport-Magazin.com .

Was die Königsklasse des Motorsports also wieder an die Spitze bringt ist für Jacques Villeneuve klar. "Hört auf, es zu verändern. Hört auf, Wege zu erfinden, um es spannender zu machen. Das ist das Hauptproblem der Formel 1." Ohne Regeländerungen und künstlichen Fortschritt hätte er wieder gefallen an der Königsklasse des Motorsports. Denn Villeneuve ist sich sicher: "Es wird von alleine spannend."

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