Sebastian Vettel wollte nach dem dritten Platz im Qualifying zum Großen Preis von Österreich Jagd auf die Silberpfeile aufnehmen. Doch im ersten Rennabschnitt konnten sich Lewis Hamilton und der spätere Sieger recht schnell und deutlich vom Ferrari-Piloten absetzen.

Auch David Coulthard ist überrascht von der schwachen Rennpace des SF15-T. "Ich habe noch mit Mercedes-Technikchef Paddy Lowe am Sonntagmorgen gesprochen und er meinte, dass die Rennsimulationen der Ferraris am Freitag schneller waren als jene von Mercedes", schrieb der Schotte in seiner BBC-Kolumne. "Und das mit gleicher Tankfüllung." Für Coulthard die einzige logische Erklärung für Ferraris Speed am Sonntag: "Das lag möglicherweise an der Streckentemperatur. Die Ferraris haben die Reifen nicht zum Arbeiten gebracht."

Reifenproblem bei Ferrari?, Foto: Sutton
Reifenproblem bei Ferrari?, Foto: Sutton

Ein Problem, das offensichtlich auch Kimi Räikkönen hatte. Auf der härteren Mischung gestartet, kam der Finne in der ersten Rennrunde in der Remus-Kurve weit heraus. Der SF15-T schlingerte bereits beim Herausbeschleunigen, ehe Räikkönen die Kontrolle über das Auto verlor und mit Alonso zusammenkrachte.

Zu Saisonbeginn konnte der Iceman seinen ehemaligen Teamkollegen David Coulthard noch überzeugen. "Er sah bei Saisonstart etwas besser aus als 2014", so der Schotte. "Sebastian Vettel behielt im Qualifying regelmäßig die Überhand gegen Räikkönen. Aber abgesehen von dieser einen Runde an den Samstagnachmittagen gab es zwischen den Beiden fast keinen Unterschied."

Der Unfall erscheint auch dem Schotten seltsam. "Räikkönen fuhr in einem höheren Gang, als er das Auto verloren hat", wundert sich Coulthard. Der Schotte durfte den letztjährigen Williams testen und hat daher selbst erfahren, wie der Hybridantrieb funktioniert: "Diese neuen Hybridmotoren erzeugen massiv Drehmoment. Und das unter Kontrolle zu bekommen, ist alles andere als einfach."

Ob Räikkönen nun vom Drehmoment überrascht wurde oder er schlicht gepennt hat, kann Coulthard auch nicht beurteilen. "Aber es sieht einfach nicht gut aus, wenn das zwei Wochen nach dem Dreher in Kanada passiert", so Coulthard. Der Schotte vermutet, es könnte mit der Reifenflanke zusammenhängen. "Wenn der Fahrer Drehmoment im Reifen erzeugt, sieht es so aus, als ob bei der Entlastung von einer Seite das Auto auf die andere geschleudert wird." Ein Phänomen, das Coulthard aus seiner aktiven Zeit nicht kennt.

Räikkönen muss Talfahrt bald beenden, Foto: Sutton
Räikkönen muss Talfahrt bald beenden, Foto: Sutton

Dennoch erwartet der Schotte von einem Routinier wie Räikkönen, mit so etwas zu rechnen und darauf zu reagieren. Wäre Fernando Alonso nicht direkt hinter dem Iceman gewesen, hätte es glimpflich ausgehen können. "Er wäre dann einfach vom Gas gegangen und wäre damit durchgekommen. Aber Alonso war nunmal da."

David Coulthard erlaubt sich, insbesondere nach den letzten zwei Grands Prix, ein vernichtendes Urteil für den Iceman: "Den Marketing-Aspekt einmal außen vor gelassen, aber momentan sehe ich nicht, was Räikkönen besser macht als beispielsweise Nico Hülkenberg, der großartige Resultate für Force India eingefahren hat, billiger ist und mehr Zeit in der F1 vor sich hat."

Zudem glaubt DC, dass Hülkenberg endlich einen Platz in einem Top-Auto verdient habe. Der Sieg in Le Mans müsse Verantwortlichen und Experten in Erinnerung rufen, dass Hülkenberg ein Sieg-Fahrer ist, so der Schotte weiter.