Nico Rosberg konnte in Österreich seinen dritten Sieg des Jahres einfahren. Von Platz zwei gestartet, beschleunigte er seinen Teamkollegen schon am Start aus und gewann den Sprint zu Turn eins. Doch damit war die Messe noch nicht gelesen. "Ich wusste erst in Kurve zwei, dass ich wirklich vorne bin", so Rosberg.

Hamilton versuchte nach dem verlorenen Startduell sofort zu kontern, zog auf der langen Geraden Richtung Kurve zwei aggressiv aus dem Windschatten heraus und setzt sich neben seinen Teamkollegen. Doch Rosberg behielt die Oberhand.

Die Analyse ergab, dass Hamiltons Reaktionszeit ähnlich mit jener von Rosberg war, auch der Schleifpunkt der Kupplung war richtig eingestellt. Trotzdem konnte Rosberg die entscheidenden Meter gewinnen. Mercedes hatte zuvor auf Hamiltons Wunsch das Mapping für den Start geändert. Das Gaspedal stand in veränderter Relation zur Drehzahl.

Weniger Möglichkeiten für Startübungen

Damit hatte Hamilton Probleme. Weil die Boxenausfahrt am Red Bull Ring nicht besonders gut für Startübungen geeignet ist, entschied Rennleiter Charlie Whiting kurzfristig, dass Probestarts ausschließlich am Ende der Trainingssessions in der Startaufstellung erlaubt sind. "Weil man somit weniger Möglichkeiten hatte, die Starts zu üben, war es schwieriger", so Rosberg zu Motorsport-Magazin.com.

Weil wegen der Kollision zwischen Kimi Räikkönen und Fernando Alonso das Safety Car auf die Strecke ging, musste Rosberg in der Startphase keine weiteren Attacken fürchten. "Das Safety Car war gut, weil ich einen guten Restart erwischt habe und dann davonziehen konnte."

Das Safety Car war noch aus einem anderen Grund gut für Rosberg. Auch auf dem Red Bull Ring ist der Benzinverbrauch ein großes Thema. In der Safety-Car-Phase konnten die Piloten aber signifikant Benzin sparen. "Es hat sehr geholfen, Benzinsparen hat nur am Ende eine Rolle gespielt, aber weniger", so Rosberg. Beim Benzinverbrauch kann der Hinterherfahrende auf den Geraden profitieren, weil der Luftwiderstand und somit auch der Verbrauch geringer ist.

Rosberg konnte den Abstand auf Hamilton in kleinen Schritten konstant ausbauen. Lediglich vor dem Boxenstopp wurde es eng. Hamilton kam näher, doch Rosberg durfte als Führender als Erster zum Stopp kommen. Bei der Boxeneinfahrt gab es noch einen kleinen Schreckmoment: Rosbergs Vorderreifen blieben beim Abbremsen auf das Speedlimit lange stehen. "Das war aber keine große Sache, ich habe auf dem Display gesehen, dass die Geschwindigkeit stimmt", beruhigte Rosberg.

Carlos Sainz erging es ähnlich. Sainz trainierte im Training die Boxeneinfahrt nur mit relativ frischen Reifen. Mit abgenutzten Pneus war die Verzögerung nicht wie erwartet. Die Folge: Zu schnell in der Einfahrt und eine fünf Sekunden Pit-Stop-Penalty.

Überholen wäre unmöglich gewesen

Ebenjene Strafe bekam auch Rosbergs Teamkollege Hamilton. Der Brite überfuhr bei der Boxenausfahrt die weiße Linie. Für Rosberg aber kein Grund dafür, Tempo rauszunehmen: "Ich bin das ganze Rennen über Vollgas gefahren - je größer der Vorsprung, desto besser."

Unter gewissen Umständen hätte ihm Hamiltons Strafe aber doch etwas gebracht. Wäre Rosberg am Start nicht vorbeigekommen, wäre das Rennen anders verlaufen. "Ich glaube nicht, dass ich ihn im Rennen dann überholen hätte können. In der dirty Air werden hier vor allem die Vorderreifen extrem beansprucht und dann ist es richtig schwierig. Mit der 5-Sekunden-Strafe hätte ich ihn aber nicht überholen müssen."

Den Grundstein legte Rosberg am Start, Foto: Sutton
Den Grundstein legte Rosberg am Start, Foto: Sutton

Auch ohne Windschattenfahren bekam Rosberg gegen Rennende Probleme mit seinen Vorderreifen. "Man muss sich Sorgen machen, wenn das führende Auto Vibrationen meldet, die nicht vom Reifen kommen", meint Motorsportchef Toto Wolff. Deshalb mussten wir die Bremsen etwas herunterdrehen um sicherzugehen, dass er ins Ziel kommt. Wir haben nach den Reifen geschaut und nichts gefunden, deshalb haben wir ihn ein bisschen runtergedreht am Ende."

Trotzdem reichte es am Ende deutlich für den Sieg. Für Rosberg ein kleiner Befreiungsschlag. "Es ist schön zu sehen, dass ich meine Schwäche aus dem letzten Jahr, nämlich die Rennpace, ablegen konnte", so der WM-Zweite. Doch nicht nur mit Blick auf das vergangene Jahr war der Sieg beim Österreich GP enorm wichtig.

Während der Deutsche bei den letzten Rennwochenenden konstant Probleme hatte, die Pace seines Teamkollegen mitzugehen, dominierte er auf dem Red Bull Ring Hamilton - abgesehen vom letzten Abschnitt im Qualifying. "Eine wirkliche Erklärung dafür habe ich nicht", musste er gestehen. "Es ist vielleicht die Tagesform."

Toto Wolff hatte eine Erklärung parat. "Es ist ein sehr spezieller Kurs, anders als alle anderen und der Asphalt ist ebenfalls sehr speziell", so Wolff zu Motorsport-Magazin.com.