50 Plätze Strafe kassieren die beiden McLaren-Piloten in Spielberg, weil sie gleich bei mehreren Komponenten der Power Unit die zulässige Höchstzahl für die Saison überschritten haben. Da die Rückversetzung der beiden in die letzte Startreihe dieser Strafe nicht genug entspricht, muss Fernando Alonso zusätzlich eine Durchfahrtsstrafe absitzen und Jenson Button gar eine Stop-and-go-Strafe antreten, die nicht beim Boxenstopp erledigt werden kann. Für beide ist das Rennen quasi schon vor dem Start gelaufen.

Für den Fan vor den Bildschirmen seien diese Strafen nur schwer zu verstehen, meint Alonso. Ursächlich sieht er dafür die seiner Meinung nach zu hohe Komplexität des Reglements und der Technik. Der Rennsport würde darunter massiv leiden. "Wir haben Autos, deren Technologie zu komplex ist, besonders für die Leute zu Hause. Sie wollen Racing sehen und Fahrer, die sich gegenseitig überholen und um Positionen kämpfen und keine Reifen schonen, Sprit sparen oder über DRS, Tokens und Strafen reden", poltert der zweimalige Weltmeister.

Besonders jene Art von Strafen, die er und auch sein Teamkollege kassiert haben, sei schwer zu vermitteln. "Ich schätze, die Strafen, die wir am Sonntag bekommen, sind zu Hause schwierig zu verstehen. Daher gibt es wahrscheinlich einige Dinge, die zu kompliziert sind. Einige der Regeln werden von Ingenieuren und Mathematikern aufgestellt, aber Großmutter zu Hause kümmert das nicht", holt er zum Rundumschlag gegen das Regelwerk aus.

Unterstützung erhält Alonso von F1-Boss Bernie Ecclestone, der bekanntlich ein großer Gegner der aktuellen Technologie ist. "Ich denke, wir müssen sehr gut auf unsere sportlichen Regeln schauen. 'Fahr nicht über die weiße Linie, mach dies nicht, mach das nicht, wenn du deinen Motor wechselst bekommst du 25 Plätze Strafe...' Das ist nichts, was die Öffentlichkeit versteht. Und wenn sie es nicht verstehen, interessiert es sie nicht", so Ecclestone über das schwindende Interesse an der Königsklasse.

Jenson Button muss im Rennen eine Stop-and-go-Strafe absitzen, Foto: Sutton
Jenson Button muss im Rennen eine Stop-and-go-Strafe absitzen, Foto: Sutton

Vorhaben zu ambitioniert

McLaren-Teamchef Eric Boullier leidet mit seinen beiden Fahrern. "Zuerst einmal sind sie [die Regeln] für alle gleich und wir müssen die Strafen hinnehmen, wie jeder andere auch", sagt der Franzose zwar. Doch auch er sieht die Technologie inzwischen völlig aus dem Ruder gelaufen. "Wenn du vor einem Jahr zurückgekommen bist und die Einführung der neuen Motoren so schwierig ist und die anderen Hersteller nach drei Jahren Entwicklung solche Probleme haben, dann denke ich, sollten wir als Formel-1-Gemeinschaft schon längst eine Regelung gefunden haben. Denn ich glaube, es war vielleicht zu brutal und zu ambitioniert, mit dieser Technologie aufzutauchen und gleich zuverlässig sein zu wollen", meint Boullier.

Er sieht es für den Sport als schädlich an, wenn tolle Fahrer unter der Technologie in diesem Maße leiden müssen. "Heute müssen wir die Regel respektieren und das tun wir auch, aber ich finde, es ist traurig für die Formel 1, wenn zwei Weltmeister wie Jenson und Fernando ganz hinten in der Startaufstellung stehen", erklärt Boullier seine Bedenken.