Jahrelang schien er zu stagnieren, doch nun geht es richtig bergauf: Nico Hülkenberg erlebt eine rosige Phase seiner Karriere. Erst der Le-Mans-Sieg, nun eine grandiose Vorstellung für Force India im Qualifying für den Österreich GP. "Glaubt nicht, dass ich ohne den Le-Mans-Sieg hier langsamer fahren würde", lachte er, nachdem er sich für den fünften Startplatz qualifiziert hatte - vor Bottas und den Lotus, die ebenfalls auf Mercedes-Motoren zurückgreifen. Wenn es einmal läuft, dann läuft es richtig.

"Ich habe mich schon das ganze Wochenende im Auto gut gefühlt", strahlte der 27-Jährige. "Die Top-10 waren immer möglich. Platz fünf ist aber schon besser als erwartet, und auf einem Niveau mit Williams zu sein, ist eine Überraschung", gab er zu. Er verwies aber im gleich Atemzug darauf, dass seine gute Phase nicht erst mit dem Le-Mans-Sieg begonnen hat, sondern die Spurensuche früher beginnen muss: "Der Positivtrend startete schon in Montreal und auch Monaco war ein gutes Rennen, nur leider mit einer unglücklichen ersten Runde."

Pfeilschnell: Hülkenbergs VJM08 ist auf dem Red Bull Ring eine schlagkräftige Waffe, Foto: Sutton
Pfeilschnell: Hülkenbergs VJM08 ist auf dem Red Bull Ring eine schlagkräftige Waffe, Foto: Sutton

Ein ganz besonderes Erlebnis

Le Mans sei dann ein absolutes Highlight gewesen: "Eine Mega-Erfahrung, mit meinen Teamkollegen für Porsche ganz oben auf dem Podest beim größten Autorennen der Welt zu stehen. Das bestätigt einen als Fahrer und es tut richtig gut." Hülkenberg hatte seit seiner GP2-Saison 2009 kein offizielles FIA-Podium mehr von oben gesehen. Natürlich erntete er viele Glückwünsche und Lobeshymnen, doch am meisten begeisterte ihn, wie viel Interesse im F1-Paddock überhaupt an seinem "Fremdgehen" herrschte: "Es ist einfach toll zu sehen, wie die Leute mitgefiebert haben. Der ganze Tenor in den Nachrichten vor und nach dem Rennen war wirklich großartig."

Groß feiern konnte er seinen Sieg nach 24 Stunden Vollgasaction nicht mehr: "Nach ein paar Bier war ich echt platt." Viel Zeit blieb auch nicht, schließlich stand schon kurz darauf wieder das F1-Tagesgeschäft auf dem Programm. Für den Red Bull Ring verwendet nun auch Force India die verbesserte Power Unit von Mercedes-Benz. Allerdings bezifferte Hülkenberg den Effekt gegenüber Montreal als minimal. Denn schon dort konnten er und Teamkollege Sergio Perez auf eine verbesserte Software zurückgreifen, jetzt wurde lediglich die "Hardware" nachgereicht.

Der Sieg in Le Mans war ein Highlight, aber kein Anstoß für Hülkenbergs Österreich-Performance, Foto: Sutton
Der Sieg in Le Mans war ein Highlight, aber kein Anstoß für Hülkenbergs Österreich-Performance, Foto: Sutton

Hoffnung auf Updates

Force India hing zu Beginn der Saison der Konkurrenz hinterher. Das Auto wurde zu spät fertig, zu Beginn der Saison waren nur McLaren und Manor langsamer. Doch mittlerweile haben die beiden Fahrer 21 Punkte eingefahren, womit in der Konstrukteurswertung nach dem Österreich-Wochenende durchaus der fünfte Platz winkt, den momentan Lotus mit zwei Punkten mehr hält. "Das ist wirklich ein Wunder", ist auch Nico Hülkenberg erstaunt. "Das ist dadurch zu erklären, dass Sauber und Lotus Wochenenden hatten, an denen sehr viel mehr drin gewesen wäre, aber sie nicht geliefert haben."

Es werden auch wieder Kurse kommen, die dem VJM08 weniger gut liegen. Doch in Silverstone soll die indisch-englische Kooperation eine B-Version an den Start bringen, die deutliche Verbesserungen aufweist. Hülkenberg bleibt skeptisch: "Ich bin durch und durch Realist und habe oftmals erlebt, dass Teams Updates bringen und Gott und die Welt versprechen, aber dann gefloppt sind. Es gibt Simulationen und Daten im Windkanal, aber dann muss man sehen, wie es ist, wenn man die Sachen ans Auto baut. Deshalb möchte ich abwarten und es erleben und fühlen."

Auch will "Hulk" nicht erwarten, dass die Updates sofort im ersten Einsatz funktionieren. "Es wird wieder eine Lernphase mit dem neuen Aeropaket geben", prophezeite er. Das sei schon mit dem alten Stand der Fall gewesen. "Wir haben die letzten Wochen das Auto wesentlich besser verstanden und ein paar Setup Tweaks gemacht, um ein paar Schwächen zu überspielen." Einen solchen Lernprozess erwartet er nun wieder. "Ich bin schon relativ optimistisch, dass die Updates ein guter Schritt sein werden. Die Frage ist nur: Wie groß wird dieser Schritt sein?"