Betrachtet man rein das Resultat des Kanada GPs vor zwei Wochen, musste Ferrari eine herbe Schlappe hinnehmen. Trotz des überarbeiteten Verbrennungsmotors lag Kimi Räikkönen am Ende als Vierter 45 Sekunden hinter Sieger Lewis Hamilton. "Ferrari hat das Wochenende in Kanada auch ein bisschen verhauen, somit war das nicht das echte Bild, das wir gesehen haben", relativiert Nico Rosberg gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Kimi Räikkönen musste nach einem Dreher seine Strategie umstellen und verlor damit viel Zeit, Sebastian Vettel musste sich nach einem technischen Defekt am Samstag von Platz 18 nach vorne kämpfen. "Es war sonst der normale Abstand in Kanada, ein paar Zehntel", meint Rosberg.

Bei Ferrari ist man mit dem überarbeiteten Triebwerk zufrieden. "Die drei Tokens haben etwas gebracht , aber einen Wundermotor mit 40 oder 50 PS mehr gibt es heute nicht mehr", verriet ein Ferrari-Insider Motorsport-Magazin.com. In Österreich wird Ferrari trotzdem näher an Mercedes dran sein, glaubt Rosberg. Aus einem einfachen Grund: "In Österreich ist es generell so, dass alle näher zusammenrücken, weil die Strecke kürzer ist."

Motorsport-Magazin.com lauscht Rosbergs Ausführungen, Foto: Motorsport-Magazin.com
Motorsport-Magazin.com lauscht Rosbergs Ausführungen, Foto: Motorsport-Magazin.com

Trotzdem könnte die Streckencharakteristik - unabhängig von der Länge - Ferrari etwas entgegenkommen. Die ersten drei Kurven werden durch drei längere Gerade miteinander verbunden. "Auf den Geraden war Ferrari in letzter Zeit auch recht stark. Ich kann mir vorstellen, dass es hier ein bisschen enger wird." Wenn auch die Abstände kleiner werden sollten, an der Reihenfolge zwischen Mercedes und dem Rest wird sich nicht viel ändern, wie Rosberg glaubt: "Wir haben nach wie vor das beste Auto."

Rosberg: Hamilton macht einfach besseren Job

Weil das beste Auto nicht nur von Rosberg, sondern auch von Lewis Hamilton pilotiert wird, gilt es für den Deutschen einmal mehr, seinen Teamkollegen zu schlagen. In den Qualifying-Duellen sah Rosberg zuletzt allerdings nicht wirklich gut aus, im Rennen war er meist näher an Hamilton dran. Eine Erklärung für sein Qualifying-Problem hat Rosberg noch nicht gefunden: "Ich habe keine Begründung, er macht einen besseren Job als ich, das ist die einzige Begründung. Ich kann nicht sagen, dass mir das schwerer fällt."

2014 drehte sich Hamilton im Qualifying, Foto: Sutton
2014 drehte sich Hamilton im Qualifying, Foto: Sutton

Vielleicht kann Rosberg wieder auf die Unterstützung seines Teamkollegen hoffen. Im vergangenen Jahr drehte sich Hamilton im Q3 und musste das Rennen von Startplatz neun aufnehmen. "Diesmal gehe ich vielleicht ein bisschen weniger Risiko", sagte Hamilton zu Motorsport-Magazin.com. "Aber nur in der einen Kurve, alle anderen fahre ich gleich." Bis zu seinem Dreher, lag Hamilton fünf Zehntelsekunden unter der Pole-Zeit.

Rosberg weiß, dass er am Samstag nachlegen muss: "Das Qualifying ist recht wichtig, weil es zwischen uns die ganze Zeit so eng ist." Im vergangenen Jahr konnte der Deutsche das Qualifying-Duell mit 12 zu 7 noch recht deutlich für sich entscheiden, in diesem Jahr steht es 6 zu 1 für Hamilton. An der DNA des neuen Boliden liegt es aber nicht. "Das Auto ist so ähnlich zum letzten Jahr, da hat sich nichts wesentlich verändert. Es ist alles sehr ähnlich."

Mercedes ist Trockenrennen lieber

Verändern könnten sich die äußeren Umstände am Wochenende. Schon am Donnerstag zeigte sich das Wetter wechselhaft, zeitweise regnete es sogar recht stark. Die Prognosen für den Rest des Wochenendes sind weiter wechselhaft mit der Tendenz zu einem trockenen Sonntag. "Eigentlich ist es mir egal, aber mit unserem Auto wäre mir ein trockenes Rennen lieber", so Rosberg. Weil der Zufall eine kleinere Rolle spielt.

Aber auch ein gemischtes Wochenende birgt Gefahren. "Wenn das Wetter so reinspielt, ist das Setup sehr kompliziert. Man muss hauptsächlich an Sonntag und trockene Bedingungen denken. Man muss versuchen, bei den Mischbedingungen viel zu lernen. Es ist ein großer Kompromiss. Wenn es im Qualifying nass ist, muss man in diesen Bedingungen auch ein gutes Auto haben." Doch Rosberg sieht auch eine Chance darin, sich einen Vorteil gegenüber Hamilton zu verschaffen: "Es ist eine Möglichkeit, einen besseren Job zu machen."