Die letzten Rennen sind für dich recht gut gelaufen. Es sieht so aus als würdest du gegenüber deinem Teamkollegen Will Stevens die Oberhand gewinnen.
Roberto Merhi: Ja, im Vergleich zu den ersten Rennen in Asien und Barcelona läuft es viel besser. Monaco und Kanada waren knifflige Strecken, aber jetzt kommen wir zurück auf eine normale Strecke, die ich wirklich mag. Ich war hier schon in der Vergangenheit erfolgreich. Wir fahren wieder mit den weichen und superweichen Reifen, mit denen wir konkurrenzfähig waren. Es wird immer besser. In Monaco war ich im Qualifying knapp an Will dran, in Kanada war ich vor ihm und hier wird mir das hoffentlich wieder gelingen. Ich bin zuversichtlich.

Was hat sich für dich nach Barcelona geändert?
Roberto Merhi: Ich fühle mich einfach wohler und das Team macht einen guten Job, das Auto Tag für Tag weiterzuentwickeln. Wir kommen den Leuten vor uns immer näher, auch wenn sie neue Teile am Wagen haben. Das Handling des Autos verbessert sich enorm und das verleiht einem einfach Selbstvertrauen beim Fahren.

Von außen hat sich am Auto nicht so stark verändert. Warum kommst du dennoch besser zurecht?
Roberto Merhi: Es gibt im Auto viele Sachen. Die Bremsbalance, das Mapping... es gibt viele Dinge, die man verbessern kann, und wir haben das getan. Auch das Setup des Autos wird von Rennen zu Rennen besser.

Das Auto stammt noch aus dem letzten Jahr. Siehst du noch Potenzial für Verbesserungen oder ist das Limit bald erreicht?
Roberto Merhi: Wir können noch einen Schritt machen und ich hoffe, wir werden das bald tun. Wir müssen versuchen, unser Bestes zu geben und mit dem, was wir haben, zu arbeiten.

Warst du von den Leistungen deines Teamkollegen zum Saisonbeginn überrascht?
Roberto Merhi: Um ehrlich zu sein, ja. Ich dachte nicht, dass ich langsamer sein würde. Aber man muss das ganze Bild sehen, es reicht nicht, sich nur die Ergebnisse anzusehen.

Merhi hat Stevens mittlerweile im Griff, Foto: Sutton
Merhi hat Stevens mittlerweile im Griff, Foto: Sutton

Du hattest Probleme mit dem Gewicht...
Roberto Merhi: Ja, das hilft natürlich nicht. Ich hoffe, das wird jeden Tag besser und ich kann konkurrenzfähiger sein.

Bist du mit Gewicht jetzt am Limit?
Roberto Merhi: Nein, es ist noch immer derselbe Unterschied.

Momentan gibt es viele Spekulationen über die Reifen. In der Formel 1 fährst du mit Pirelli und in der Formel Renault mit Michelin. Wo siehst du die Unterschiede?
Roberto Merhi: Der Michelin ist ein Reifen, den man richtig hart pushen muss. Den Pirelli muss man auch pushen, aber auf eine andere Art. Mit den Michelin-Reifen kann man rutschen, macht man das mit den Pirelli-Reifen, überhitzen sie und funktionieren nicht mehr richtig. Die Reifen sind unterschiedlich, aber am Ende des Tages muss man mit beiden zurechtkommen.

Welche Reifen magst du aus Fahrersicht lieber?
Roberto Merhi: (Überlegt lange) Schwierig. Ich mag den Supersoft von Pirelli, das ist mein Lieblingsreifen. Die Hard- und Medium-Reifen mag ich nicht so sehr, das sind keine guten Reifen.

Und wie sieht es mit der Standfestigkeit aus?
Roberto Merhi: Wenn man sich die letzten Rennen in Kanada und Monaco ansieht, war Pirelli sehr standfest. Ich konnte während des ganzen Rennens dieselben Zeiten fahren. In der Formel Renault funktioniert der Michelin in manchen Rennen gut und in anderen Rennen hat man vor allem mit den Hinterreifen Probleme. Wie gesagt, die Soft und Supersoft von Pirelli sind wirklich gut, aber die beiden anderen Mischungen sind nicht gut.

Wie gehst du mit deinem Doppelprogramm um? Bedeutet es Stress oder ist es gut, mehr Zeit im Auto zu verbringen?
Roberto Merhi: Es ist gut und schlecht. Es ist gut, dass man viel fährt und jeden Tag lernt, aber auf der anderen Seite kann man nie richtig abschalten, weil man immer zu 100% konzentriert sein muss - das ist hart. Für mich gibt es jedes Wochenende Vollgas.

Hast du die 24 Stunden von Le Mans gesehen?
Roberto Merhi: Ja, ich hab sie gesehen. Natürlich nicht in der Nacht, weil ich in Budapest war und mich auf mein Rennen vorbereitet habe. Aber es ist ein gutes Rennen, um es im Fernsehen zu verfolgen. Wenn man an der Strecke nichts zu tun hat, schaltet man ein und sie fahren die ganze Zeit.

Bist du ein bisschen neidisch auf Nico Hülkenberg?
Roberto Merhi: Natürlich, ich denke jeder ist neidisch auf ihn. Er hat Le Mans in seinem ersten Jahr gewonnen, das ist eine tolle Sache.

Könntest du dir vorstellen, auch einmal mitzufahren?
Roberto Merhi: Ja, natürlich, warum nicht? Vor allem die LMP1 sieht sehr nett aus, die anderen Klassen hingegen nicht wirklich.

Wenn Le Mans, dann also nur LMP1?
Roberto Merhi: Exakt.