Fernando Alonso hatte vor kurzem im spanischen Fernsehen seine Top-3 aktiven Formel-1-Fahrer verraten. Und mit Lewis Hamilton, Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel in seiner Talente-Liste ausgelassen.

Warum Hülkenberg? Den Force India-Pilot sah man in der Formel 1 noch nie vom Podest jubeln. Seine magere Ausbeute in fünf aktiven Jahren: eine Pole, null Siege, WM-Neunter 2014. Dennoch kam in der letzten Woche kaum einer an ihm vorbei: Der Deutsche holte bei seinem Debüt in Le Mans auf Anhieb den Titel und konnte damit endlich wieder sein Talent zeigen. Eine Erfahrung die ihm in der Formel 1 bisher verwehrt blieb. Für Ex-Kollege Mark Webber nachvollziehbar. Hülkenberg brauche einfach ein besseres Cockpit, dann wäre auch ein Sieg in der Königsklasse möglich.

Ein Bild aus älteren Zeiten: Vettel und Hülkenberg bei der Japan Pressekonferenz 2013, Foto: Red Bull
Ein Bild aus älteren Zeiten: Vettel und Hülkenberg bei der Japan Pressekonferenz 2013, Foto: Red Bull

Auf der anderen Seite steht Sebastian Vettel. Der Heppenheimer hat vier WM-Titel, stand 71 Mal am Podium. Dennoch - Alonso ist nicht der Einzige, der Vettel nicht unter den besten sieht. Der 27-Jährige musste sich in der Vergangenheit des Öfteren den Vorwurf gefallen lassen, dass er bei Red Bull im gemachten Nest gesessen ist und das beste Auto zur Verfügung hatte. Alles eine Frage des Materials, nicht seines Talents.

Auf die Frage, ob er sich eine Formel 1, in der alle mit dem gleichen Auto fahren, wünschen würde, sprach sich Vettel dagegen aus: "Der Schnellste sollte am Ende gewinnen. Aber das Verhältnis zwischen Rennintelligenz, wie also hole ich aus MEINEM Material das Optimum raus, und purem Talent sollte schon stimmen", erzählt er der Sport Bild.

Verständlich, könnte man meinen. Doch das wäre zu einfach. Der erfolgsverwöhnte Vettel hatte in der letzten Saison auch nicht wirklich viel zu lachen, sein RB 10 war dem Mercedes-Pendant weit unterlegen. Seit seinem Wechsel zu Ferrari läuft es wieder besser. Vettel fährt vorne mit, gilt als größte Konkurrenz zu den überstarken Silberpfeilen. Und holte im zweiten Rennen auch gleich seinen ersten Scuderia-Sieg. Und das alles mit, im Vergleich zu Mercedes, immer noch unterlegenem Material.

Dennoch wünscht sich auch Vettel Veränderung in der Königsklasse. Schnellere und stärkere Autos wären nach seinem Geschmack, diese zeigen dann auch das wahre Talent des Piloten. "Es muss wieder eine Herausforderung sein, diese Biester zu zähmen, denn dann trennt sich viel eher die Spreu vom Weizen", so Vettel. Der Deutsche erinnert sich dabei an seine Anfänge in der Formel 1. "Als ich das erste Mal selbst fahren durfte, hatte ich - um ehrlich zu sein - Angst", erklärt der 27-Jährige. "Es ist immer noch schwer, ein Formel-1-Auto zu fahren. Aber früher hat man dickere Eier gebraucht."

Und bis dahin, wird sich Vettel weiterhin in Rot beweisen, sein erster Scuderia-Titel hat er im Visier: "Ohne zu viel zu versprechen: Ich hoffe [es dauert] nicht sehr lange."