Pro: Ferrari Motoren sind deutlich besser

Im vergangenen Jahr konnte Red Bull noch davon profitieren, dass das Aerodynamik-Konzept des RB10 der Konkurrenz überlegen war. In diesem Jahr kämpfte das Team jedoch mit unzuverlässigen Renault-Motoren und musste sich mit der Behebung der Probleme beschäftigen, bevor die Verbesserung des RB11 wirklich weitergehen konnte. Dadurch rennt das Team seit einem halben Jahr einem Rückstand hinterher. Mit Ferrari-Aggregaten wäre das nicht passiert, wie Sebastian Vettel im zweiten Rennen mit dem Sieg eindrucksvoll unterstrichen hat.

Insbesondere das Rennen in Monte Carlo hat gezeigt, wie gut das Paket Red Bull trotz des miserablen Motors funktioniert, denn Daniil Kvyat und Daniel Ricciardo konnten sogar einen der beiden Werks-Ferrari aus eigener Kraft hinter sich lassen und waren eindeutig dritte Kraft im Fürstentum. Mit einem Antrieb aus Maranello wäre das Ergebnis vermutlich noch besser ausgefallen. In Kanada zeigte sich stattdessen, wie schwach der Renault Motor im Vergleich zur Konkurrenz ist. Einzig Kvyat konnte von vier Piloten mit französischem Aggregat Punkte einfahren. In der Höchstgeschwindigkeit fehlten Carlos Sainz als schnellstem Renault-Piloten satte acht km/h auf die Spitze.

Red Bull möchte von der Ferrari-Power profitieren, Foto: Sutton
Red Bull möchte von der Ferrari-Power profitieren, Foto: Sutton

Wenn man sich anschaut, welche Leistungen das Team aus Milton Keynes in dieser Saison mit Renault-Motor abliefert, dann sind mit dem besseren Motor ganz klar Kämpfe um die Spitze möglich. Sogar, wenn Ferrari Red Bull als echtem Konkurrenten nur B-Motoren zur Verfügung stellen sollte. Schon alleine der Vorteil der besseren Zuverlässigkeit hätte dem vierfachen Weltmeisterteam in dieser Saison einigen Frust erspart und Red Bull damit in eine deutlich bessere Position gebracht. Fazit: Mit Ferrari-Motor ist Red Bull wieder ein WM-Favorit.

Contra: Red Bull als Ferrari-Kunde zweiter Klasse

Die Nachricht schlug im wahrsten Sinn des Wortes ein wie eine Bombe: Red Bull mit Ferrari-Motoren? Das kann nicht gut gehen. Schon dieses Jahr wird Manor aus finanziellen Gründen mit der Vorjahres-Power-Unit von Ferrari ausgestattet. Sauber kann sich dieses Jahr zwar auf den 2015er Antrieb der Scuderia freuen. Allerdings ist das Vergnügen auch eingeschränkt. Die Schweizer bekommen beispielsweise das Power-Unit-Upgrade der Scuderia ganze fünf Rennen später. Während die beiden Ferraris bereits in Kanada mit der neuen Spezifikation an den Start gingen, wird Sauber erst nach der Sommerpause mit den überarbeiteten Motoren ausgestattet. Unterschiedliche Strategien und Vertragsklauseln hin oder her: das ist nicht die feine Art, wie man mit seinen Kunden umgeht.

Für ein Team wie Red Bull, das zwar noch keine lange Tradition in der Königsklasse hat, aber die Jahre 2010 bis 2013 dominierte und jeweils beide Weltmeisterschaften gewinnen konnte, wäre der Wechsel von Renault zu Ferrari ein klarer Rückschritt. Umso schockierender: Ferrari besteht laut Medienberichten darauf, Red Bull und das Schwesterteam Toro Rosso jeweils mit B-Versionen auszustatten. Im Klartext heißt das, dass die Scuderia damit den Wettbewerb zu verzerren gedenkt. Klar, würde Red Bull mit der A-Version ausgestattet, könnte der österreichische Rennstall an Ferrari vorbeiziehen, sofern man in Milton Keynes bessere Arbeit in Hinblick auf das Chassis und Aerodynamik verrichtet. Dr. Helmut Markos lapidarer Kommentar dazu: "Wir wären auch mit einer B-Version des Ferrari immer noch leistungsfähiger als mit der A-Variante von Renault." Das kann man nur als schlechten Scherz auffassen.

Kunden zweiter Klasse: Red Bull nimmt auch gern die B-Variante des Ferrari-Antriebs, Foto: Sutton
Kunden zweiter Klasse: Red Bull nimmt auch gern die B-Variante des Ferrari-Antriebs, Foto: Sutton

Mit dem Deal hätte Ferrari quantitativ plötzlich wieder die Oberhand in der Formel 1. Selbst wenn Manor wie angekündigt einen Wechsel zu Honda in Erwägung zieht, würde die Scuderia trotzdem fünf Teams mit Antrieben ausstatten: Ferrari selbst, Red Bull, Toro Rosso, Sauber und Haas. Die Konkurrenz befürchtete, dass zwischen den Italienern und dem F1-Neuling Haas ein reger Informationsaustausch - beide Teams nutzen den Windkanal in Maranello - stattfinden könnte. Dies wurde zwar nach Prüfung der FIA widerlegt. Dennoch profitiert ein Hersteller deutlich davon, wenn er mehrere Kunden mit Motoren versorgt. Und dabei ist ganz egal, ob die Mercedes-Kunden allesamt mit demselben Material ausgestattet werden oder nicht. So etwas verzerrt den Wettbewerb und ist alles andere als gut für den Sport.