Die Stimmung bei Ferrari war schon besser einmal als nach dem Großen Preis von Kanada. Zwar legte Sebastian Vettel eine eindrucksvolle Aufholjagd vom Ende des Feldes bis auf Platz fünf hin, doch Kimi Räikkönen verpasste ein auf dem Präsentierteller liegendes Podium. Der Finne drehte sich in der Haarnadelkurve, was Williams-Pilot Valtteri Bottas ausnutze und sich an seinem Landsmann vorbei auf den dritten Rang schob. "Wir haben ein Podium weggeworfen. Es gibt keine Ausreden", schäumte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene anschließend.

Räikkönen kam schlussendlich trotz seiner wesentlich besseren Startposition nur wenige Sekunden vor Vettel ins Ziel. Obwohl der Heppenheimer in der Weltmeisterschaft klar vor Räikkönen liegt - nach dem Kanada GP beträgt der Abstand zwischen den beiden Teamkollegen 36 Punkte - und der erste Verfolger des Mercedes-Duos ist, war es für Ferrari keine Option, einen Platztausch zu veranlassen. Eine Hierarchie wie zu Zeiten von Michael Schumacher und Fernando Alonso gibt es in Maranello also (noch) nicht.

"Nein, darüber haben wir nicht gesprochen", stellte Arrivabene klar. "Wir haben vor der Saison klar gemacht, dass unsere beiden Fahrer frei fahren dürfen." Zwar wollte der Italiener nicht ausschließen, dass sich an dieser Herangehensweise etwas ändern könnte, wenn das Saisonfinale näher rückt und die Positionen teamintern unverrückbar bezogen sind, allerdings verwehrte er sich auch dagegen, nach dem durchwachsenen Kanada-Wochenende alles schlechtzureden.

"Wir müssen die Füße am Boden lassen, unser Ziel hat sich nicht geändert", hielt der Teamchef der Scuderia fest. "Wir haben gesagt, wenn wir zwei Mal in diesem Jahr gewinnen, können wir zufrieden sein. Wir dürfen nicht vergessen, von wo wir kommen - wir haben nie über den Weltmeistertitel gesprochen." In der Tat kann sich die bisherige Saison der Roten sehen lassen. Platz zwei in der Konstrukteurs-Wertung ist momentan ungefährdet - ein enormer Fortschritt gegenüber dem verkorksten Vorjahr.

Arrivabene ärgerte sich über Räikkönens Fehler, Foto: Sutton
Arrivabene ärgerte sich über Räikkönens Fehler, Foto: Sutton

Fortschritt mit dem Motor

Wenngleich das Ergebnis in Montreal den Ansprüchen von Ferrari aus verschiedenen Gründen nicht gerecht wurde, zeigte sich Arrivabene mit der Performance des verbesserten Motors zufrieden. Die Scuderia hatte vor dem Rennwochenende drei Token investiert, um die Power Unit weiterzuentwickeln.

"Wir haben erreicht, was wir wollten", bestätigte der Teamchef, obwohl er einräumen musste, dass die Silberpfeile noch immer ein gutes Stück voraus sind, was sich in Kanada angesichts des völlig ungefährdeten Doppelsiegs eindrucksvoll zeigte. "Es ist nicht realistisch zu sagen, dass wir den Abstand zu Mercedes geschlossen haben, aber wir sind auf dem richtigen Weg", sieht Arrivabene seine Mannschaft für die Zukunft gut aufgestellt.