Ferrari brachte überraschend einen um drei Tokens weiterentwickelten Verbrennungsmotor mit nach Kanada. Viele erhofften sich davon, dass die Scuderia dadurch weiter auf Mercedes aufschließen könnte. Doch das Ergebnis beim Kanada GP war ernüchternd: Kimi Räikkönen beendete das Rennen auf Platz vier, Sebastian Vettel wurde Fünfter.

Teamchef Maurizio Arrivabene machte unmissständlich klar, was er von diesem Ergebnis hielt: "Ich sage jetzt besser nicht, was ich mir denke. Wir haben ein Podium weggeschmissen, das ist die Wahrheit - dafür gibt es keine Entschuldigungen. Vielleicht hört sich ein Podium inzwischen langweilig an, aber nicht auf dem Podium zu sein, ist noch schlimmer."

Allerdings sah der Italiener nicht nur Schatten, sondern auch Licht. Vor allem am Sonntag: "Wenn wir uns die reine Rennpace ansehen, war sie gut. Aber es passierten eine Menge Dinge, die uns daran hinderten, ein besseres Ergebnis einzufahren."

Der Italiener hat Recht, das Ergebnis spiegelt nur die halbe Wahrheit wieder. Bei Vettel schlug am Samstag der Defektteufel zu. Ein Transistor verabschiedete sich im ersten Qualifikationsabschnitt und sorgte für Startplatz 16. Eine Strafe wegen Überholens bei Rot machte aus der 16 Startplatz 18.

Arrivabene: Räikkönen hat Mitschuld

Und auch am Sonntag lief bei weitem nicht alles nach Plan. Sebastian Vettel tat sich zu Beginn des Rennens schwer beim Überholen, verlor später wichtige Sekunden beim ersten Boxenstopp. Kimi Räikkönen drehte sich nach seinem ersten Stopp und verlor eine Position gegen Valtteri Bottas. Anschließend musste seine Strategie umgestellt werden.

"Der aufgerüstete Motor lieferte uns positives Feedback, aber das Wochenende lief einfach nicht gut", resümiert Arrivabene. Nach Schuldigen sucht er nicht, auch Räikkönen genießt nach seinem Dreher noch den Schutz des Teamchefs: "Es wäre falsch, ihm oder dem Team die Schuld zu geben. Vielleicht hat er eine Mitschuld, weil das gleiche schon im letzten Jahr passiert ist."

Doch noch einmal will der charismatische Italiener ein solches Wochenende nicht erleben. "Wir müssen zusehen, dass uns das Podium nicht noch einmal unter den Füßen weggezogen wird, so wie es hier passiert ist. Wir sind noch immer das zweitstärkste Team, aber wir müssen nach vorne schauen und nicht nach hinten", fordert er.

Auch bei Räikkönen ist die Message angekommen: "Wir haben uns in bestimmten Bereichen sicherlich verbessert, aber das war natürlich nicht das Ergebnis, das ich mir heute Morgen vorgestellt hatte."

Upgrade hat funktioniert

Doch generell hatte man sich von Ferrari vom Update mehr erwartet, der Abstand zu Mercedes war zu groß. "Wir hatten auf einen besseren Speed in Relation zu ihnen gehofft", gibt Räikkönen zu, "aber ich glaube, diese Strecke zeigt die Schwächen klar auf. Ich bin mir sicher, dass das Upgrade gut war und wie erwartet funktioniert hat, aber wir müssen noch hart arbeiten, um die Dinge ingesamt zu verbessern."

Wie nah kommt Ferrari Mercedes in Österreich?, Foto: Sutton
Wie nah kommt Ferrari Mercedes in Österreich?, Foto: Sutton

Mercedes ist sich ebenfalls bewusst, dass Ferrari in Kanada unter Wert geschlagen wurde. "Wir wissen, dass wir heute nicht die wahre Pace von Ferrari gesehen haben. Sie hatten einen schwierigen Nachmittag", meint Toto Wolff.

Auch Lewis Hamilton unterschätzt die Gefahr aus Maranello nicht. "Sebastian war nicht vorne dabei und Sebastian war in dieser Saison normalerweise der schnellere der beiden", gab der Brite mit einem leichten Seitenhieb in Richtung Räikkönen zu bedenken. "Wir haben nicht die wahre Pace von Ferrari gesehen, aber ich bin mir sicher, dass wir das beim nächsten Rennen werden." Das glaubt auch Räikkönen: "Ich bin mir sicher, dass wir auf normalen Strecken stärker sein werden und verstehen, wo die Unterschiede lagen."