Das Qualifying von Montreal am Samstag war eines der enttäuschendsten in der Karriere des Sebastian Vettel. Aufgrund eines technischen Defekts ohnehin schon schlecht platziert, wurde er wegen Überholens unter Roten Flaggen auch noch rückversetzt. So ging der Ferrari-Pilot nur von Startplatz 18 ins Rennen. Eine Aufholjagd Vettels war vorprogrammiert und er enttäuschte die Fans nicht.

Bereits am Start machte der Heppenheimer einige Positionen gut und versuchte dann mit einem frühen Boxenstopp weiterhin schnell nach vorne zu kommen. Doch die in dieser Saison sonst so sichere und flotte Ferrari-Crew patzte, der Stopp dauerte über sechs Sekunden und Vettel verlor wertvolle Zeit. "So etwas kann passieren", nahm er sein Team nach dem Rennen in Schutz. "Ich hatte auf der Strecke auch ein paar Schnitzer, die etwas Zeit gekostet haben. In diesem Jahr haben die Boxenstopps bei uns bisher sehr gut funktioniert, nun haben wir halt einmal etwas Zeit verloren."

Die verlorene Zeit versuchte Vettel fortan durch besonders aggressive Manöver gutzumachen. In Runde 20 traf er dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf seinen alten Rivalen Fernando Alonso. Der Spanier wehrte sich im völlig unterlegenen McLaren gegen den heranstürmenden Ferrari-Pilot verbissen und prompt kam es in der letzten Schikane zur Kollision, wie Vettel bestätigt: "Ich hatte eine Berührung mit Fernando. Da hätte ich schlauer sein müssen, denn es war klar, dass er alles versuchen wird, um vor mir zu bleiben."

Vettel musste sich nach vorne kämpfen, Foto: Sutton
Vettel musste sich nach vorne kämpfen, Foto: Sutton

Zweiter Angriff gelingt

Vettels Auto wurde aber nicht beschädigt und so versuchte er es wenig später erneut, dieses Mal erfolgreich. "Beim zweiten Mal bin ich dann auch klüger an die Sache herangegangen, aber ich wollte einfach schnell nach vorne kommen und nicht zu viel Zeit auf die Autos vor mir verlieren. Im Endeffekt hat mir die Kollision natürlich mehr Zeit gekostet", gab sich der WM-Dritte selbstkritisch.

Es sollte aber nicht die letzte Schrecksekunde für Vettel in diesem Rennen bleiben. In der zweiten Rennhälfte kam es zum rein deutschen Duell gegen Nico Hülkenberg. Wie schon gegen Alonso versuchte Vettel in der Zielschikane sein Glück und dieses Mal kam er ohne Kollision vorbei, doch Hülkenberg im Force India drehte sich dennoch. "Mit Nico war es auch eng", gestand Vettel. "Ich war vorne, habe später gebremst und wollte mir so meinen Weg an ihm vorbei bahnen. Er hat dann einfach während dem Bremsen aufgemacht und ist zu schnell in die Kurve eingefahren. Zum Glück habe ich das Gesehen und die Schikane abgekürzt. Er hat sich gedreht, weil er einfach zu schnell war."

Gegen Ende des Rennens berührte Vettel auch noch eine Mauer am Kurvenausgang und hinterließ dort einen dicken Reifenabdruck, doch der Ferrari blieb erneut heil. So reichte es am Ende zu Rang fünf, direkt hinter Teamkollege Kimi Räikkönen, der 15 Positionen weiter vorne gestartet war. Ein starkes Rennen des vierfachen Weltmeisters, an dem er dennoch etwas auszusetzen hatte: "Wir können nicht vollkommen zufrieden sein, aber nach dem Start von so weit hinten war es eine ganz gute Aufholjagd. Viel mehr war heute nicht drinnen. Ohne die Strafe hätten wir eine Chance auf das Podium gehabt, aber was wäre wenn zählt nicht. So ist das Leben."