Maurizio Arrivabene hat seit seinem Amtsantritt als Ferrari-Teamchef nach Saisonende 2014 die Herzen der Formel-1-Fans, nicht nur in Italien, im Sturm erobert. Der vom Tabakkonzern und Ferrari-Sponsor Philip Morris gekommene Arrivabene ist der charmante und dennoch bodenständige Gegenentwurf zu den aalglatten Teamchefs vieler anderer Formel-1-Rennställe. Für Aufsehen sorgte er etwa bei den Wintertestfahrten in Barcelona, als er sich unter die Zuseher auf der Tribüne mischte und so eine in der Formel 1 ungewohnte Publikumsnähe an den Tag legte.

Generell ist Arrivabene die Entfremdung der einst unbestrittenen Königsklasse des Motorsports von den eigenen Fans ein Dorn im Auge. Eine Abgrenzung, die aber nicht nur räumliche Grenzen wie Mauern oder Zäune stattfindet, sondern auch durch das Verhalten der wichtigen Persönlichkeiten. Nichtssagendes PR-Gewäsch sorgt beim Publikum oft nur für Kopfschütteln, Arrivabene hingegen redet wie ihm der Mund gewachsen ist.

"Ich versuche einfach, mir selbst treu zu bleiben und nicht zu akademisch zu sprechen", erklärt er im Gespräch mit Reuters. "Meiner Meinung nach ist es lächerlich, wenn ein Teamchef redet, als wäre er ein Ingenieur. Manche Leute meinen zwar, dass ich mit meiner Ausdrucksweise etwas übertreibe, aber wenn die Formel 1 populär sein will, darf sie nicht vorgeben etwas zu sein, dass sie nicht ist."

Arrivabene sucht regelmäßig das Gespräch mit Ecclestone, Foto: Sutton
Arrivabene sucht regelmäßig das Gespräch mit Ecclestone, Foto: Sutton

Für seine erfrischende Art erntet der 58-Jährige aber nicht nur Anerkennung, sondern auch Kritik. Diese kommt sogar von höchster Stelle, nämlich von Bernie Ecclestone, der Arrivabene vor kurzem wissen ließ, dass er zwar kein Charakter sei, aber nur für sich selbst und nicht für die Formel 1. Ein Wortspende, die beim Italiener auf Unverständnis stößt: "Ich möchte Bernies Aussagen nicht kommentieren, aber er wünscht sich einerseits mehr Charaktere in der Formel 1 und wenn dann welche da sind, passt es ihm auch nicht. Ich weiß nicht was er will."

US-Sport als Vorbild

Klar ist für Arrivabene aber, dass die Formel 1 viel von anderen Sportarten lernen könnte. Besonders vorbildliche Arbeit leistet man dort seiner Meinung nach ausgerechnet in einem Markt, der der Formel 1 bis heute wenig Glück brachte - den USA. "In der NHL, der NBA oder der NFL sind die Regeln sehr einfach und werden Jahr für Jahr an die Show angepasst", überlegt Arrivabene. "In der Formel 1 muss sich dir Show an die Regeln anpassen. Ich halte das für falsch."