Eigentlich wäre es für Mercedes kein besonders spektakulärer Freitag in Kanada gewesen. Wäre da nicht die letzte Stunde des zweiten Freien Trainings gewesen. Nachdem der Regen früher als von den meisten erwartet einsetzte, blieben alle Piloten an der Box - außer Nico Rosberg und Lewis Hamilton.

Die beiden Mercedes-Piloten reihten sich bei immer stärker werdendem Regen mit Intermediates an der Boxenausfahrt auf, um Startübungen durchzuführen. "Das Fenster mit gutem Wetter war sehr klein, deshalb haben wir uns dazu entschieden, die Startübungen nicht im Trockenen zu machen, sondern dann im Nassen rausgehen. Wir konnten dann noch zwei oder drei Startübungen machen, aber leider verschlechterten sich die Bedingungen schneller, als erwartet", erklärt Paddy Lowe.

Lewis Hamilton bekam beim Anbremsen auf Kurve 10 Aquaplaning und rutschte geradeaus in den Reifenstapel. Der Einschlag war nicht besonders stark, Hamilton konnte ohne Probleme aussteigen, allerdings muss sich Mercedes von einem Frontflügel verabschieden.

Mercedes muss sich die Frage gefallen lassen, ob es denn so sinnvoll ist, Startübungen bei nassen Bedingungen durchzuführen - auch wenn für den Rest des Wochenendes trockene Verhältnisse vorhergesagt sind. "Das habe ich die Jungs auch gefragt", gesteht Motorsportchef Toto Wolff. "Aber man lernt viel über die Kalibrierung der Kupplung. Wir wussten, dass ein starkes Unwetter kommt, deshalb wollten wir die Starts lieber noch auf Intermediates machen aber dann bekam er Aquaplaning."

"Vielleicht war es nicht die richtige Entscheidung, raus zu fahren", sagte Lewis Hamilton später. "Es war nicht meine Entscheidung", so der Brite, der den Unfall so sah: "Wenn ich mir die Wiederholung ansehe, bin ich nicht so schnell gefahren. Aber es war wie Glatteis in Kurve 10. Das Auto hatte Aquaplaning und ich flog ab."

Allzu schlimm fasste man das Missgeschick beim Weltmeisterteam aber nicht auf. "So wie sich das Wetter danach entwickelt hat, hat es unser Programm nicht beeinflusst", nimmt es Hamilton locker. Wolff stimmt seinem Schützling zu: "Hinterher ist es kein großes Drama, weil die Session ohnehin schon zu Ende war."

Kurioser Zwischenfall bei Bergung

Bei der Bergung kam es zu einem kuriosen Missgeschick, Foto: Sutton
Bei der Bergung kam es zu einem kuriosen Missgeschick, Foto: Sutton

Bei der Bergung des Fahrzeugs kam es aber noch zu einem kuriosen Zwischenfall: Weil sich die Fahrzeugnase im Reifenstapel verhakt hatte, konnte das Auto nicht so einfach nach hinten geschoben werden. Ein Krank rückte an und zog den F1 W06 Hybrid mit Schmackes heraus. Dabei schleuderte der Bolide am Haken etwas zurück und traf den Kran leicht mit dem Heck. "Als wir das gesehen haben, waren wir beunruhigt", gibt Paddy Lowe zu. "Ich glaube, es gibt hinten eine kleine Beschädigung, die von der Bergung kommt, aber es ist nichts Ernsthaftes."

Ferrari dran?

Abgesehen von Hamiltons Missgeschick lief der Tag für Mercedes aber nicht schlecht. "Insgesamt war es ein guter Tag", resümiert der Brite, der beide Sessions auf Platz eins beendete. Dabei wäre in der zweiten Session noch deutlich mehr für Hamilton drin gewesen. Seinen besten Versuch musste er nach einem spektakulären Flug über die letzte Schikane abbrechen. "Ich machte einige Fehler - pushte zu stark und fuhr in der letzten Schikane über die Kerbs", gibt er sich selbstkritisch.

Nico Rosbergs Pace war nicht ganz so stark. Am Vormittag landete er auf Platz zwei, am Nachmittag reichte es nur mehr zu Rang vier. Trotzdem ist er mit dem Auftakt auf der Ile de Notre Dame zufrieden: "Das war aus meiner Sicht ein ordentlicher Tag. Wir konnten für das Qualifying und das Rennen üben und alles lief gut."

Ein Fragezeichen steht noch hinter der Konkurrenz. "Ich weiß nicht genau, wo wir mit unserem Speed im Vergleich stehen. Aber Ferrari scheint auf jeden Fall eine Gefahr zu sein. Sie waren heute sehr schnell", meint Rosberg. Hamilton pflichtet bei: "Ferrari scheint bei der Pace nachgelegt zu haben."