2014 im Toro Rosso noch als Geheimtipp und zukünftiger Star gehandelt, erfährt Red-Bull-Pilot Daniil Kvyat 2015 ein mehr als ernüchterndes erstes Jahr in einem Top-Team. Bis zum Monaco Grand Prix hatte der Russe lediglich fünf Zähler auf dem Punktekonto und lag damit nicht nur hinter seinem Teamkollegen, sondern auch hinter den beiden Toro-Rosso-Rookies Carlos Sainz und Max Verstappen. Kritik folgte prompt von höchster Stelle. "Kvyat hat jedes Mal zwei Sekunden verloren, wenn er andere Autos überrundet hat. Auch seine Rundenzeiten waren nicht konstant", sagte Dr. Helmut Marko.

Doch mittlerweile scheinen sich bei den Österreichern die Wogen etwas geglättet zu haben. Ob es schmerze, dass Sebastian Vettel nach 2014 Richtung Maranello gezogen ist, beantwortete Teamchef Christian Horner mit einem klaren "Nein". "Daniel zeigte vergangenes Jahr, dass er auf Augenhöhe mit Vettel fahren kann", sagte er gegenüber italienischen Medien und stellte klar: "Wir haben kein Fahrerproblem."

Mit dem vierten Platz in Monaco scheint auch Kvyat seine Position im Team wieder etwas verbessert zu haben. "Daniil hatte in Monaco das beste Resultat seiner Karriere. Das ist ein klares Zeichen der Verbesserung", sagte Horner. Nach der Kritik Markos stellt sich der Brite damit auch mit aller Vehemenz schützend vor seine Fahrer .

Neben der Fahrerfrage wurden in der Vergangenheit auch Stimmen laut, dass der Rückzug Adrian Neweys und der Wechsel von Peter Prodromou in Richtung McLaren eine tiefe Lücke im Aero-Team bei Red Bull hinterlassen hat. "Wir haben mehr als 700 Angestellte in Milton Keynes und die Organisation dort ist stark genug, um jeglichen Weggang zu kompensieren", stellte Horner klar.

Adrian Newey arbeitet nur noch auf Teilzeit, Foto: Sutton
Adrian Newey arbeitet nur noch auf Teilzeit, Foto: Sutton

Newey hat sich indes nicht vollends aus der Königsklasse zurückgezogen. "Adrian ist in unser Formel-1-Programm immer noch stark involviert", sagte Horner. "Davor war es so, dass er von Montag bis Freitag für uns gearbeitet hat. Jetzt widmet er die ersten zwei Arbeitstage anderen Projekten."

Die Kritik, Red Bull sei übersättigt von Erfolg, kann Horner nicht nachvollziehen. "Das Gegenteil ist der Fall", so der Brite. "Wir sind immer noch dasselbe Team, das vier Fahrer- und vier Konstrukteurstitel gewonnen hat. Und wir sind immer noch hungrig nach mehr."

Die kriselnde Partnerschaft zu Motorenlieferant Renault bleibt in jedem Fall bis Ende 2016 erhalten. "In den nächsten Wochen werden wir gemeinsam ausarbeiten, wie die Zukunft aussehen wird", spielt Horner auf eine mögliche Fortsetzung der Zusammenarbeit an. "Red Bull hat viel in das F1-Projekt investiert und wir wollen dabei bleiben. Aber wir wollen auch konkurrenzfähig sein." Sollte Renault tatsächlich einen F1-Ausstieg in Betracht ziehen, gilt es, schnell zu reagieren.

Wie diese Reaktionen ausfallen könnten, darüber hält sich Horner bedeckt. Klar ist jedoch: "Es gibt keine Verhandlungen mit Audi und ein Verkauf des Teams steht auch nicht zur Debatte."