Der Kanada GP darf mit Spannung erwartet werden. Der Circuit Gilles Villeneuve ist für seine langen Geraden und spektakuläres Racing bekannt. Auch in diesem Jahr versprechen alle Zutaten ein spannendes Rennen. Motorsport-Magazin.com blickt voraus auf das Rennen auf der Ile de Notre Dame.

Mit besonders viel Wut im Bauch reist Lewis Hamilton nach Montreal. Der Weltmeister ist auf eine zweifache Revanche aus: Zwar erklärte der Brite, Monaco hätte er schon abgehakt, doch das Rennen im Fürstentum dürfte ihm noch immer im Bauch liegen. Wegen eines Strategiefehlers reist er mit nur 10 statt 27 Punkten Vorsprung auf Teamkollege Nico Rosberg über den Teich.

Aber Lewis Hamilton hat auch noch eine Rechnung mit Kanada offen: Im vergangenen Jahr kämpfte er so energisch gegen Rosberg, dass die Technik beider Silberpfeile den Geist aufgab. Das Energierückgewinnungssystem an der Hinterachse setzte aus, so dass die Bremsen komplett überhitzten und sich bei Hamilton schließlich komplett verabschiedeten. Rosberg konnte seinen Silberpfeil immerhin noch auf Platz zwei ins Ziel retten.

Rosberg mit Rückenwind nach Montreal

Mit völlig anderen Voraussetzungen reist Rosberg nach Montreal. Der Deutsche konnte sein Glück nach dem dritten Monaco-Sieg in Folge gar nicht fassen. Für den Vize-Weltmeister war es überhaupt das erste Mal in seiner Karriere, dass er zwei Rennen in Folge gewinnen konnte. Trotzdem weiß er, dass er unter normalen Umständen keine Chance gehabt hätte. "Das Wochenende hat gezeigt, dass ich in diesem Jahr in unserem Kampf nachlegen muss", gibt er sich selbstkritisch.

Die Kanada-Statistik spricht für Hamilton. Der Brite gewann 2007 sein erstes Rennen dort und stand - wenn er die Zielflagge sah - jedes Mal auf dem Podium. Nico Rosberg hingegen holte im vergangenen Jahr sein bisher einziges Kanada-Podium - bei acht Starts.

Rosberg vs. Hamilton: Die Kanada-Statistik

Nico RosbergLewis Hamilton
Starts87
Siege03
Podien14
Punkte4475
Ausfälle13
Poles13

Kann Ferrari gefährlich werden?

Spannend ist aber nicht nur der Kampf zwischen den beiden Mercedes-Piloten. Auch Ferrari könnte in Montreal wieder ein Wörtchen mitreden. In Barcelona war Ferrari meilenweit hinter Mercedes, in Monaco konnte Sebastian Vettel zumindest Rosberg unter Druck setzen. Die Streckencharakteristik in Montreal kommt Ferrari wieder entgegen.

Ist Ferrari wieder näher dran?, Foto: Ferrari
Ist Ferrari wieder näher dran?, Foto: Ferrari

Schnelle Kurven - das Lieblingsgebiet des Mercedes - gibt es auf dem Circuit Gilles Villeneuve nicht. Langsame Kurven und Schikanen verbinden die längeren Geraden. Und auf den Geraden ist Ferrari stark. Ein weiterer Faktor, der Vettel und Räikkönen helfen könnte: Ferrari hat bei der FIA angegeben, Entwicklungs-Token gezogen zu haben.

Ob die überarbeitete Power Unit aber auch schon in Montreal zum Einsatz kommt, ist unklar. Wenn, könnte es auf der Power-Strecke ein Vorteil sein, auch wenn die Leistungssteigerungen in diesem Jahr eher gering ausfallen sollten. Die Mercedes-Piloten dürfen sich immerhin über frische Motoren freuen, an denen keine Performance-, dafür aber Zuverlässigkeitsupdates durchgeführt werden durften.

Auch die Reifen spielen Maranello eher in die Karten als Brackley. Pirelli wählte nach Monaco mit Supersoft und Soft zum zweiten Mal in Folge die beiden weichsten Mischungen. Weil die Strecke gute Traktion erfordert, könnte Mercedes mit der Hinterachse Probleme bekommen. Allerdings soll es nicht besonders heiß werden.

Williams wieder vor Red Bull

Während sich Red Bull in Monaco noch darüber freuen konnte, ganz klar dritte Kraft gewesen zu sein, erwartet das Team von Christian Horner in Kanada eine schwierige Aufgabe. Auch wenn die Ingenieure die in Spanien erstmals eingesetzten Updates inzwischen verstanden haben, wiegt der Nachteil der Renault-Power wohl zu stark, um erneut in dieser Position zu sein. Außerdem drohen bereits die ersten Power-Unit-Strafen.

Für Red Bull wird es schwierig, an die Leistung von Monaco anzuknüpfen, Foto: Sutton
Für Red Bull wird es schwierig, an die Leistung von Monaco anzuknüpfen, Foto: Sutton

Völlig andere Vorzeichen hingegen bei Williams: Der Traditionsrennstall kam in den engen Straßenschluchten von Monaco auf keinen grünen Zweig und zeigte die mit Abstand schlechteste Leistung der letzten beiden Saisons. Aufgrund der Streckencharakteristik sollten Felipe Massa und Valtteri Bottas aber in der Lage sein, hinter Ferrari wieder dritte Kraft zu sein. Auch der FW37 mag hohe Geschwindigkeiten.

Nicht nur für Red Bull wird das Wochenende auf dem nordamerikanischen Kontinent ein Rennen der Wahrheit. Auch für McLaren wird sich zeigen, ob Monaco ein Ausrutscher nach oben war, oder ob Honda tatsächlich einen Schritt gemacht hat. Die Japaner sollen pünktlich für die Power-Strecke ebenfalls die ersten Tokens gezogen haben.