Lass uns nochmal auf Monaco zurückschauen. Was nimmst du Positives aus diesem Wochenende mit?
Romain Grosjean: Abgesehen davon, dass wir das Rennen nicht in den Punkten beendet haben, gab es einige positive Dinge in Monaco. Der Kurs ist ein guter Test dafür, wie sich das Auto in langsamen Kurven verhält - der Lotus funktionierte gut. Wir haben zudem eine gute Strategie entwickelt, wie wir nach der Strafe für den Getriebewechsel wieder in die Punkte kommen können. Und wir haben auch gezeigt, dass die hintere Radaufhängung des E23 stark ist - sogar, wenn sie von einem anderen Auto angegriffen wird (lacht).

Hast du im Fall Max Verstappen in Monaco einen Bremstest versucht?
Romain Grosjean: Natürlich nicht. Was hätte mir das bringen sollen? In Monaco ist es recht einfach, ein Auto hinter dir zu halten - selbst ein schnelleres Auto. Du musst dein Auto einfach auf der Ideallinie halten und dich auf die zu fahrenden Runden konzentrieren. Schwierig ist es hingegen für denjenigen, der überholen will. Ich bremste nicht früher oder ging früher vom Gas in der Runde, in der Verstappen mich traf. Tatsächlich zeigen die Daten, dass ich sogar fünf Meter später als in der Runde zuvor gebremst habe.

Die FIA ist in ihren Untersuchungen sehr gründlich und ich weiß nicht, was mich mehr verärgert hat: getroffen zu werden und damit aus den Punkten zu fallen, oder danach die Befragung über mich ergehen zu lassen für etwas, das eindeutig nicht mein Fehler war. Letztlich hat sich Max durch seine zu aggressive Fahrweise selbst aus dem Rennen genommen. Es war der falsche Kurs, um ein derartiges Manöver zu versuchen und wir beide mussten die Konsequenzen spüren. Er wird es noch lernen, denn er ist ein sehr talentierter Fahrer.

Foto: Sutton
Foto: Sutton

Hast du gute Erinnerungen an Montreal?
Romain Grosjean: 2012 fuhr ich von Startposition sieben zu meinem ersten zweiten Platz in der Formel 1 - daran habe ich auf jeden Fall gute Erinnerungen. Das war ein wirklich großartiger Tag und eine starke Teamleistung. Wir nutzten eine Einstopp-Strategie, um nach einem enttäuschenden Qualifying aufs Podest zu fahren. Die letzten paar Jahre lief es allerdings nicht so gut für mich. Letztlich Jahr schied ich aus und 2013 hatten wir mit den feuchten Bedingungen zu kämpfen. Montreal selbst ist aber eine wunderschöne Stadt und ich fahre gern dort hin. Es gibt natürlich viele französisch sprechende Menschen, daher ist es wie ein Heimrennen für mich. Die Fans sind sehr gastfreundlich und verfügen über großes Wissen. Ein weiterer Bonus ist, dass es in Montreal immer sehr gute Restaurants gibt.

Wie herausfordernd ist der Circuit Gilles Villeneuve?
Romain Grosjean: Montral ist irgendwo zwischen einem normalen und einem Straßenkurs. Die Mauern sind mancherorts sehr nah, während andere Abschnitte ähnlich zu europäischen Kursen sind. Er ist auf jeden Fall einzigartig und wir bringen aus diesem Grund in der Regel ein anderes Downforce-Paket mit, das eine weitere Unbekannte am Wochenende bedeutet. Der Kurs wird das restliche Jahr nicht genützt, daher werden sich die Gripverhältnisse stark verändern - daran müssen wir uns anpassen. Zudem kann das Wetter sehr knifflig sein. Hoffentlich ist es freundlich und sonnig, denn ich mag dieses Rennen sehr und es ist einer meiner Lieblingskurse auf der Spielkonsole. Die letzte Schikane ist eine bemerkenswerte Besonderheit und auch insgesamt ist die Strecke sehr schön.

2012 fuhr Romain Grosjean in Montreal auf Rang zwei, Foto: Sutton
2012 fuhr Romain Grosjean in Montreal auf Rang zwei, Foto: Sutton

Was gefällt dir an Stadtkursen?
Romain Grosjean: Mir gefällt das Gefühl, nah an den Mauern zu sein. Montreal ist nicht mit Monaco zu vergleichen, denn es gibt einige lange Geraden und harte Bremspunkte. Wie wir bereits in anderen Jahren gesehen haben, kann der Streckenbelag auch Herausforderungen bereithalten. Es wird also interessant zu sehen, wie sich das Griplevel in diesem Jahr verhält. Das wird auf jeden Fall im Hinterkopf sein, wenn man am Wochenende zum ersten Mal auf die Strecke fährt.