Bis vor Kurzen debattierte die Formel 1 noch über die Notwendigkeit, in der laufenden Saison am Motorenreglement zu schrauben. Weil einige Teams - insbesondere jene mit den Herstellern Renault und Honda - bereits im ersten Saisondrittel an die Grenzen des für das ganze Jahr vorgesehen Kontingent stoßen, sollten die Regeln aufgeweicht werden. Die Idee: Statt vier sollten 2015 fünf Power Units erlaubt sein, bevor es Strafen hagelt. So sei außerdem mehr Action im Freien Training sichergestellt, hieß es.

Doch es kam anders. Die Strategiegruppe sprach sich bei ihrem jüngsten Meeting gegen das Konzept aus. Vor allem ein Team dürfte das freuen: Mercedes. Probleme mit den Aggregaten? Kennen die Silberpfeile nicht! Im Gegenteil: In Monaco - immerhin schon das sechste Rennen der Saison - setzte das Weltmeisterteam noch immer den ersten Motor ein, in beiden Autos. Geht es so weiter, könnte es sogar gelingen, die Saison theoretisch mit nur drei Motoren durchzustehen. Zumindest, was die Zuverässigkeit betrifft.

Die langen Geraden in Kanada erfordern frische Motorpower, Foto: Sutton
Die langen Geraden in Kanada erfordern frische Motorpower, Foto: Sutton

Frischer Motor für Kanada-Geraden

Beim bevorstehenden Rennen in Kanada will Mercedes allerdings unbedingt frische Power Units in die Boliden von Nico Rosberg und Lewis Hamilton schrauben. Hintergrund: Auf den langen Geraden des Circuit de Gilles Villeneuve erreichen die F1-Boliden enorme Topspeeds. Da zählt jede Pferdestärke, ein neuer Motor ist dazu essentiell. Dasselbe erwartet man daher auch von Ferrari. "Tokens werden wir in Kanada aber nicht einsetzen. Fragt mich bitte nicht, wann wir das tun werden. Ich will nicht, dass die Deutschen es erfahren", sagt Teamchef Maurizio Arrivabene mit Blick auf Mercedes.

Für die Silberpfeile bleibt so oder so die Gewissheit, sich auf ihre Motoren verlassen zu können. Der Vorteil jedenfalls ist enorm. "Für uns ist das eine super Leistung. Einge fahren bereits die vierte [Power Unit]", sagt Niki Lauda. Damit dürfte der Mercedes-Chefaufseher Red Bull meinen. Die Österreicher stehen kurz davor, den fünften Renault-Motor einsetzen und Strafversetzungen in Kauf nehmen zu müssen. In Monaco, wo die Startaufstellung durch das enge Streckenlayout besonders wichtig ist, hatte man das gerade noch verhindern können.

Red Bull operiert längst am Limit, Foto: Sutton
Red Bull operiert längst am Limit, Foto: Sutton

Red Bull längst am Limit

"Ich denke, es unmöglich, dass wir den Rest der Saison mit nur eine Power Unit bestreiten können", sagt Teamchef Christian Horner mit eine Spur Galgenhumor. Das wären immerhin noch 13 Grands Prix - so lange dürfte selbst ein Mercedes-Motor nicht durchhalten. Oder doch ...?