Wenigstens ging es in Monaco wieder bergauf. Red Bull lieferte im Fürstentum die beste Saisonleistung ab und fuhr die Plätze vier und fünf nach Hause. Noch vor kurzer Zeit wäre dies ein katastrophales Ergebnis für das Team aus Milton Keynes gewesen. Das erfolgsverwöhnte Team ist mit der Regelreform von 2014 abgerutscht - 2015 ist man nicht einmal mehr Topteam. Die Unzufriedenheit entlud sich zunächst in Richtung des Motorenpartners Renault, mittlerweile gegen die Formel 1 an sich. Ausstiegsdrohungen wiederholten sich in immer höherer Frequenz. Dr. Helmut Marko widerspricht der allgemeinen These, dass dies mit der Performance seines Rennstalls zu tun hat.

Wie lang sieht sich Dietrich Mateschitz die derzeitige Formel 1 noch an?, Foto: Sutton
Wie lang sieht sich Dietrich Mateschitz die derzeitige Formel 1 noch an?, Foto: Sutton

"Wir sind keine schlechten Verlierer, sondern um die Zukunft der Formel 1 besorgt", wird der Red-Bull-Motorsportberater von der Welt zitiert. "Das Problem ist komplex und hat nichts mit unserer derzeit mangelnden Konkurrenzfähigkeit zu tun." Red Bull hinterfrage das Formel-1-Engagement nicht alleine aus wettbewerbstechnischen Gründen. Man richte sich einzig nach den allgemeinen Problemen der Formel 1, und die sind bekannt: Rückläufiges Interesse, ungeliebte Spritspar-Formel, hinzu kommen für Marko zu leicht zu fahrende Autos.

Der 72-Jährige fasst zusammen: "Wir haben die Sorge, dass der Sport nicht mehr so attraktiv ist wie zu der Zeit, als wir eingestiegen sind." Red Bull stieg in der Saison 2005 ein, der letzten Saison mit V10-Motoren. Die derzeitige Hybridformel fordere die Fahrer zu wenig - man sehe keine erschöpften Athleten mehr nach dem Rennen, findet Marko, der bis zu seiner Augenverletzung selbst neun Rennen in der Formel 1 in den frühen 70ern bestritten hatte. Provokant hatte er in den letzten Jahren Fahrer aus unteren Formelklassen in F1-Autos gesetzt, die ganze Klassen übersprangen.

Letzte Hoffnung: Regelrevolution 2017

An Red Bulls sportlicher Misere ist schwerlich etwas zu ändern: Das aktuelle engmaschige Reglement, das gerade im Bereich der Power Unit in den nächsten Jahren kaum Entwicklungen zulassen wird (sofern die Strategy Group den aktuellen Token-Plan nicht über den Haufen wirft), hat nicht nur Adrian Newey die Lust an der F1 genommen, sondern macht es auch unwahrscheinlich, dass Renault den großen Rückstand wettmachen kann. Nach dem aktuellen Plan darf Renault 2016 noch einmal 25 Token verändern, bevor 2017 auf 20, dann auf 15 und 2019 auf deren 3 reduziert wird. Marko versucht, Humor zu bewahren: "Es ist wie ein Boxkampf zwischen einem Schwergewichtsweltmeister und einem Leichtgewichtskämpfer."

Die letzte Hoffnung ist für Red Bull die verabschiedete Beabsichtigung zur Regelrevolution ab 2017. "Wir leben nach dem Prinzip Hoffnung, warten ab und geben den Verantwortlichen Zeit. Mehr können wir nicht tun." Längst hat Red Bull jedoch den Glauben an die Strategy Group verloren und setzt sich zunehmend für eine Rückkehr der FIA-Diktatur bezüglich des technischen Reglements ein. "Bei den Meetings mit allen Beteiligten sind wir leider bisher immer ohne Resultate auseinandergegangen", begründet er die Entscheidung. Red Bulls einziges Problem: Ein Ausstieg ist momentan ohne einen Verkauf des Teams gar nicht möglich.