Bitterer Rückschlag für Nico Rosberg. Nachdem Lewis Hamilton in den drei Trainings zum Großen Preis von Monaco den Deutschen weitestgehend im Griff hatte, konterte der Deutsche in den beiden ersten Sessions des Qualifyings. Rosberg kam plötzlich viel besser in den Rhythmus als der amtierende Champion. Doch das sollte sich im entscheidenden dritten Abschnitt der Qualifikation nochmals ändern.

"Lewis war seit der ersten Session hier on fire, im Training war er schneller. Aber im Qualifying war Nico voll zurück und hat das Ruder herumgerissen. Dann hat er jedoch durch einen verpassten Bremspunkt in Q2 seinen Rhythmus verloren. Weil es so eng ist zwischen den beiden, ist das Ruder dann wieder in die andere Richtung geschlagen", resümiert Toto Wolff das Geschehen im Fürstentum.

"Das war sicher nicht ideal. Aber ich hatte trotzdem noch zwei Satz frische Reifen für Q3. Doof ist natürlich, dass es mir dann nochmal passiert ist. Es war genau dasselbe wie in Q2. Ich habe nochmal versucht etwas rauszuholen und es ging wieder in die Hose", kommentiert Rosberg seinen zweiten Patzer im finalen Qualifying, bei dem er sich erneut kolossal in Kurve eins verbremste. "Die Lücke war groß: eineinhalb Zehntel. Ich musste eine gute Runde hinlegen, musste sehr pushen und das hat nicht geklappt. Ich ging etwas über das Limit", erklärt Rosberg wie es zu dem Fehler kam.

Der Mercedes-Chef zeigt absolutes Verständnis für die Herangehensweise seines Fahrers. "Wenn du deinen Teamkollegen, der natürlich das gleiche Ziel hat wie du, schlagen willst, dann musst du pushen bis zum Limit. Und Sainte Dévote ist eben der Ort, an dem du etwas probieren kannst. Nico hat in den ersten beiden Sessions alles kontrolliert bis dahin. Dann hat er einfach zu stark gebremst und das Rad ist stehen geblieben", sagt Wolff.

Lewis Hamilton erzielte seine erste Monaco-Pole, Foto: Sutton
Lewis Hamilton erzielte seine erste Monaco-Pole, Foto: Sutton

Hamilton bis auf 1,5 Sekunden am Runden-Rekord

Bei Lewis Hamilton unterdessen lief das Qualifying genau andersherum. Der Brite kam von Runde zu Runde besser zurecht, am Ende knallte er schließlich eine Fabelzeit auf den Asphalt. "Lewis schaltete im Q3 noch einen Gang rauf. Ihm gelang die Runde, als es darauf ankam. Eine Rundenzeit von 1:15.0 ist auf dieser Strecke absolut unglaublich, besonders wenn man bedenkt, dass dies nur 1,5 Sekunden von der Monaco-Rekordzeit entfernt ist", lobt Toto Wolff.

Trotz der in Monaco für Siege essentiellen Pole, erwartet Hamilton keinen Selbstläufer am Sonntag. "Noch liegt ein langer Weg vor uns. Wir haben erst die Hälfte geschafft. Der morgige Tag wird mental und physisch sehr anstrengend", sagt der Brite. Dennoch weiss auch Hamilton um die Bedeutung des ersten Startplatzes. "Der Start und der Boxenstopp werden morgen die einzige Möglichkeit sein, jemanden zu überholen", sagt Hamilton.

Zum Haareausreißen: Wie soll ich in Monaco bloß überholen?, Foto: Sutton
Zum Haareausreißen: Wie soll ich in Monaco bloß überholen?, Foto: Sutton

Rosberg: Überholen ist unmöglich

Ähnlich sieht das sein Teamkollege. Aufgeben kommt für Rosberg dennoch nicht in Frage, der Deutsche spricht sich selbst Mut zu: "Natürlich ist es ein enttäuschender Tag heute. Aber ich habe in meiner Karriere gelernt, dass ich morgen, wenn die Lichter ausgehen, voll da sein muss. Und es gibt noch Gelegenheiten. Natürlich ist es hier in Monaco besonders schwer. Aber es gibt den Start, die Stopps und vielleicht das Wetter. Also gilt es den Druck hochzuhalten."

Eine Attacke auf der Strecke hält Rosberg allerdings für fast ausgeschlossen. "Dass kann ich mir nur insofern vorstellen, als dass ich Druck aufbaue und er einen Fehler macht. Das ist die kleine Chance. Das muss ich versuchen. Ich muss alles versuchen. Start. Druck. Fehler. Boxenstopp. Irgendwie sowas. Aber wir wissen ja, dass in Monaco auch sonst noch Einiges passieren kann. Ein normales Überholmanöver auf der Strecke ist aber unmöglich", sagt Rosberg zu Motorsport-Magazin.com.

Mercedes sieht in den kühleren Bedingungen einen klaren Vorteil gegenüber Ferrari, Foto: Sutton
Mercedes sieht in den kühleren Bedingungen einen klaren Vorteil gegenüber Ferrari, Foto: Sutton

Keine spezielle Monaco-Ansage von Mercedes

Besondere Verhaltensregeln, nur weil es Monaco ist, gibt es bei den Silberpfeilen nicht. "Wir dürfen nur nicht kollidieren", sagt Rosberg. Toto Wolff bestätigt: "Wir lassen sie auch hier racen. Natürlich ist Monaco ganz anders und du bist hier viel schneller in der Wand. Aber beide wissen, wie wichtig dieses Rennen für die Meisterschaft ist. Und wir hatten dieses Jahr ja keine Vorfälle. Also gibt es keinen Grund für eine Teamorder und da irgendwie einzugreifen."

Noch dazu dürfte die rote Gefahr von hinten weniger bedrohlich ausfallen als es im dritten Training noch schien. "Wir wussten, dass wir noch etwas in der Tasche hatten für das Qualifying. Die etwas kühleren Bedingungen haben uns da natürlich etwas gegen Ferrari geholfen", sagt Wolff. Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärt der Teamchef die Ursache: "Der Ferrari scheint besonders gut zu funktionieren, wenn er weiche Reifen bekommt und unter wärmeren Bedingungen fahren kann. Unser Auto scheint dagegen immer okay zu sein. Da gibt es keine großen Unterschiede zwischen kalt und warm. Deshalb können wir eine kalte Strecke besser managen als Ferrari." Hellwach müsse man am Sonntag dennoch sein. "Unsere Gegner sind nah dran - und sie werden uns hart attackieren", warnt Wolff.