Die Beschlüsse der Strategy Group zu spektakuläreren Autos wurden von den Fans durchaus positiv aufgenommen. Einzig sind auch das erst einmal nur Planspiele, und Helmut Marko glaubt nicht, dass sich die Strategiegruppe auf derart radikale Änderungen einigen kann. Vor allem sieht er die Rückkehr der Boxenstopps mehr als kritisch. Seines Erachtens werde mit der Wiedereinführung der Tankstopps, die 2010 verboten worden waren, das Kernproblem der Formel 1 nicht angegangen: Der Zuschauerschwund.

Auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com sagte der Red-Bull-Motorsportberater in Monaco: "Erstens geht es darum, dass die Zuschauerzahlen rückläufig sind, dass immer mehr Stimmen da sind, die sagen: ‚Es ist die Show, das Spektakel nicht attraktiv genug.‘ Auf das müsste man reagieren. Und zweitens wird vom vielgerühmten Kosteneinsparpotenzial geredet. Und dann höre ich, dass man die Tankstopps wieder einführen will; das kostet wieder eine halbe Million mehr!" Und das bessere Chassis, auf das sich Fans freuen, sei auch noch in der Schwebe. Konkret: Thema verfehlt.

Marko sieht keinen Sinn mehr darin, die Regeln über die Strategy Group zu definieren: "Bei so einer Strategiegruppe kann nichts rauskommen, wenn so viele Leute mit derartig vielen unterschiedlichen Interessen mitreden. Dass derjenige, der einen Vorteil hat, ihn verteidigen will, ist verständlich." Stattdessen wünscht er sich mittlerweile die FIA-Diktatur zurück, schließlich würden im Fußball auch nicht die Vereine mitbestimmen, wer Meister wird. "Die Regeln sollte irgendeine unabhängige Institution machen - eigentlich die FIA. Es hat sich erst in den letzten Jahren so zugespitzt, dass keine Einigungen zustande kommen. Das muss man hinterfragen."

Kommt die Ferrari-Studie? Christian Horner lobt die Gespräche zum Chassis, Foto: Ferrari
Kommt die Ferrari-Studie? Christian Horner lobt die Gespräche zum Chassis, Foto: Ferrari

Horner nur teilweise überzeugt

Woher die Idee mit dem Nachtanken plötzlich gekommen ist, konnte auch der Grazer nicht sagen: "Das weiß ich nicht. Das ist wohl so eine Idee, die aufgegriffen wurde. Der Tankstopp ist eine künstliche Sache, so wie auch DRS eine künstliche Sache ist. Wenn drei Autos hintereinanderfahren, ist DRS wirkungslos." Auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht keinen Mehrwert in den Tankstopps: "Wir haben sie aus gutem Grund abgeschafft, denn sie haben die Rennen nicht spannender gemacht", sagte er gegenüber Sky Sports.

"Wenn man sich an die Rennen mit Auftanken zurückerinnert, waren sie nicht sonderlich spannend: Man hat seinen Boxenstopp getimt - man ist entweder kürzer oder länger gefahren - und das hat die Strategie bestimmt." Er fügte auch hinzu, dass der Schritt zur Tankstopp-Wiedereinführung noch zur Debatte stehe. Auch Horner konnte sich einen Scherz über die Strategy Group nicht verkneifen: "Unsere Taktik ist, so wenig wie möglich zuzustimmen und ein paar schöne Sandwiches zu essen."

Den Planungen zu spektakuläreren Fahrzeugen hingegen kann der 41-Jährige zumindest partiell etwas abgewinnen: "Man wird einen größeren Unterschied beim Fahrkönnen feststellen können. Die Power Unit wurde diskutiert und es wurde akzeptiert, den Benzindurchfluss etwas zu erhöhen und den Sound zu verbessern. Ob das aber die derzeitigen Probleme wirklich angeht, ist noch völlig offen. Aber zumindest auf der Chassis-Seite haben wir einige positive Diskussionen geführt."