Die Strategiegruppe hat gesprochen. Sie sind mit dem Ergebnis nicht unbedingt zufrieden, warum?
Christian Danner: Ich bin insofern zufrieden, dass kein kompletter Käse wie doppelte Punkte dabei herausgekommen ist. Aber das, was beschlossen wurde, sieht in der Realität nicht so toll aus, wie man es sich erhofft hätte.

Wenn wir konkret werden: Motoren lauter, Motoren stärker ist schnell geschrieben. Aber die Umsetzung ist schwer?
Christian Danner: Das Drehzahllimit derzeit liegt bei 15.000 Umdrehungen. Die Motoren drehen aber nur bis maximal bis 12.000. Man kann das Drehzahllimit gerne anheben, aber die aktuelle Generation Motoren wird so, wie sie konzipiert ist, nicht höher drehen. Außer, man baut wieder komplett neue Motoren. Und das wird niemandem schmecken, denn das kostet.

Danner: Wünsche mir auch lautere Motoren

Müssen die Motoren laut sein? Oder muss der Rest stimmen, dann interessiert die Geräuschkulisse niemanden mehr?
Christian Danner: Ich würde mir wünschen, dass die Motoren etwas lauter sind. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das nur mit einer Regeländerungen möglich ist, die wieder Millionen und Abermillionen Entwicklung kostet.

Was würden Sie ändern?
Christian Danner: Ich bin kein Motoreningenieur. Aber das Problem ist: Wann immer ich Energie rekuperiere und nicht in die Luft blase, wird es leiser.

Das heißt, wir müssten die Motoren ineffizienter machen, damit sie lauter werden...
Christian Danner: Genau! Und das halte ich für kontraproduktiv.

Das Konzept von Ferrari erhitzte die Gemüter, Foto: Ferrari
Das Konzept von Ferrari erhitzte die Gemüter, Foto: Ferrari

Gehen wir zum nächsten Thema. Breitere Reifen sollen kommen. Gefällt Ihnen das?
Christian Danner: Breitere Reifen finde ich sehr gut. Das ist eine tolle Überlegung, vielleicht auch noch andere Durchmesser. Aber, Hallo: Das hat Pirelli doch schon gemacht! Pirelli hat gesagt, lasst es uns so machen. Es wurde aber immer wieder blockiert. Ob es jetzt kommt, warten wir mal ab. Speziell breitere Hinterreifen finde ich gut, das sieht toll aus.

Breitere Reifen könnten ein Element sein. Prinzipiell sollen die Autos spektakulärer aussehen. Ganz so einfach ist es aber nicht, oder?
Christian Danner: Das halte ich schlichtweg für lächerlich. Das Batmobil-artige Ferrari-Konzept ist schön und gut, aber es gibt in der Formel 1 keinen Schönheits-Wettbewerb sondern einen Performance-Wettbewerb. Damit ist festgelegt, wer die Formen der Autos bestimmt: Nämlich Techniker, Simulationen und der Windkanal. Sonst gar nichts.

Relativ sicher ist die Wieder-Einführung des Nachtankens. Sie sind kein großer Fan davon, warum?
Christian Danner: Es gibt sehr viele gute Erinnerungen an das Nachtanken von früher - das sind sentimentale Gefühle: Das war toll, als Schumi viermal gestoppt und noch gewonnen hat. Aber tut mir leid, die Zeiten haben sich auch hier geändert. Nachtanken kostet ausschließlich Geld. Bei vier Equipments pro Team ist man schon eine ordentliche Stange Geld los. Dann muss man das ganze auch noch um die Welt fliegen. Dazu braucht man wahrscheinlich mindestens vier Leute mehr, die an die Rennstrecke fliegen müssen und so weiter. Dazu ist ein Problem nicht behoben: Es ist unsicher.

Dann kommt noch die Frage hinzu, wie das Qualifying gefahren werden soll: Mit oder ohne Sprit?
Christian Danner: Ich finde es gut, wie es jetzt ist: Nach dem Qualifying wird getankt und dann fertig. Oder will man wieder zurück zum kompletten Rätselraten? Wer ist mit wie viel Sprit seine Qualifying-Runde gefahren und wer fährt mit wie viel Sprit los? Nein, ich halte es für völlig unsinnig und es bringt nichts. Ob ich drei Sekunden für einen Reifenwechsel stoppe oder vier Sekunden und dabei auch noch tanke: Ein Manor-Marussia wird durch das tanken nicht weiter vorne landen und ein Ferrari nicht weiter hinten. Dadurch ändert sich gar nichts.

Dann haben wir für das nächste Jahr die freie Reifenwahl für die Teams.
Christian Danner: Sehr gut! Aber aufgrund der Tatsache, dass man heute alle Parameter simulieren kann, wird es wohl meistens auf die gleiche Strategie hinauslaufen. Ich glaube nicht, dass da große Unterschiede entstehen und Pirelli wird mit Sicherheit ein Veto-Recht habe, damit man bestimmte Reifen auf bestimmten Strecken nicht fahren darf. Zum Beispiel Supersoft in Monza, ganz einfach aus Sicherheitsgründen. Das ist absolut vernünftig.

Auf finanzieller Seite war die Strategiegruppe deutlich weniger entscheidungsfreudig. Wie ist das zu bewerten?
Christian Danner: Das war klar, denn die großen Teams wollen, dass alles so bleibt. Deshalb ändert sich da nichts, jeder will seinen Vorteil behalten.

Die Fans sollen billiger und näher an die Fahrer rankommen, Foto: Sutton
Die Fans sollen billiger und näher an die Fahrer rankommen, Foto: Sutton

Wenn Christian Danner die Strategiegruppe wäre: Was wäre dann herausgekommen?
Christian Danner: Ich würde mir zwei Bereiche vornehmen. Das ist ein bisschen Blue-Sky-Thinking, aber egal. Erstens: Für die Fans ist es zu teuer. Die Tickets sind viel zu teuer, die Veranstalter werden ausgenommen, deshalb müssen sie die Tickets so teuer verkaufen, sonst haben sie gar kein Geld mehr in der Tasche. Die Fans müssen besseren und billigeren Zugang zur Rennstrecke bekommen.

Zweites Thema: Die Formel 1 ist wahnsinnig teuer und man sieht es nicht. Wie man genau vorgeht, überlasse ich den Spezialisten, aber: Geld ausgeben alleine bringt nichts. Das Geld das reinfließt, muss auch in einem Ergebnis sichtbar sein.