Während sich seine Fahrerkollegen eher zurückhaltend über die geplanten Regeländerungen für die Saison 2017 äußerten, nahm Fernando Alonso in Monaco kein Blatt vor den Mund. "Wenn auch das Testen zurückkommt, haben wir die Regeln von vor sieben oder acht Jahren, was bedeutet, dass wir die letzten vier oder fünf Jahre in die falsche Richtung gegangen sind", ließ er keinen Zweifel an seiner Meinung. Ob er nicht Teil der Strategy Group werden wolle, wurde der Routinier gefragt. "Nein", antwortete er lachend. "Dafür bin ich zu radikal!"

Auf die Frage, wann er das letzte Mal nach einem Rennen das Gefühl hatte, physisch und psychisch am Limit gewesen zu sein, sagte er: "Ich denke 2005. Damals waren die Autos, glaube ich, acht Sekunden schneller." In Malaysia habe es eine Hochrechnung gegeben, dass der diesjährige Sieger von seinem 2006er-Pendant sechs Mal überrundet worden wäre. "Wenn man sechs oder sieben Minuten pro Rennen, also acht Sekunden pro Runde, schneller ist als die diesjährigen Autos, dann ist das physisch und mental sehr anspruchsvoll. Es wurde bis ans Limit gepusht."

Das Adrenalin des Wettkampfs mit den anderen Fahrern gebe es immer noch, aber die Pace der Autos sei schlicht frustrierend, klagte Alonso. "Es ist nur ein oder zwei Sekunden schneller als ein GP2-Auto! Wir haben eine sehr komplexe Technologie im Auto, müssen die Reifen schonen ab der ersten Runde, Benzin sparen ab der ersten Runde - das ist frustrierender als die Pace selbst."

Ebenso sehr frustriert Alonso die Vorhersehbarkeit der aktuellen Formel 1, was für ihn auch der Grund ist, warum sich die Fans abwenden. "Es kann regnen, ein Safety Car geben - es gibt viele Dinge, die das Wochenende verändern können. Wenn nicht, dann gebt mir einen Stift und ich schreibe euch die Startaufstellung für hier, Kanada und Österreich auf. Ich werde nur bei ein oder zwei Positionen falsch liegen."

Neben den bereits geplanten Änderungen würde sich Alonso auch einen Wettbewerb der Reifenhersteller zurück wünschen. "Natürlich würde ein Reifenwettbewerb der Formel 1 helfen, denn dann wird jeder bis ans Limit pushen", meinte er. Alonso kennt die Situation noch aus der Zeit, als Michelin und Bridgestone konkurrierten. "2006 waren die Reifen von beiden Unternehmen unglaublich, denn sie haben sich gegenseitig ans Limit gepusht."

Man könne dadurch einen Reifen haben, der gut im Qualifying und schlecht im Rennen ist, oder umgekehrt. Ein Teil der Strecken würde dem einen, der andere dem anderen Reifenhersteller mehr liegen. "Man kann die Ergebnisse etwas durchmischen", zeigte Alonso die Vorteile auf. Als Michelin die Formel 1 verließ, habe sich das Blatt gewendet. "Zu der Zeit hat Bridgestone einen Schritt zurück gemacht und sich etwas entspannt", klagte Alonso. "Man konnte aber noch pushen, weil sie noch die Erfahrung und die Technologie aus dem Reifenwettbewerb hatten."