Stellt man eine Zwischenwertung der vier in Diensten von Red Bull stehenden Piloten auf, befindet sich Daniil Kvyat mit gerade einmal fünf WM-Punkten lediglich an der letzten Stelle. Nicht nur sein Teamkollege Daniel Ricciardo liegt vor dem Russen, sondern auch die beiden Toro-Rosso-Rookies Max Verstappen und Carlos Sainz.

Wurden Kvyat in der Vorsaison noch Rosen gestreut - er war der jüngste Pilot, der je Punkte machte, inzwischen hat Verstappen diesen Bestwert inne -, steht der 21-Jährige mittlerweile in der Kritik. "Unsere so genannten etablierten Fahrer müssen aufpassen", hatte Dr. Helmut Marko nach dem Spanien GP eine Warnung ausgeschickt. "Kvyat hat jedes Mal zwei Sekunden verloren, wenn er andere Autos überrundet hat. Auch seine Rundenzeiten waren nicht konstant."

Sollte sich Red Bull dazu entschließen, Verstappen oder Sainz in der nächsten Saison zu befördern, ginge dies nach aktuellem Stand wohl auf Kvyats Kosten, der sein Cockpit dann schon nach nur einem Jahr wieder räumen müsste.

Trotz der wenig erbaulichen Saisonbilanz und der Drohgebärden aus der Chefetage lässt sich der Russe allerdings nicht aus der Ruhe bringen. "Ich bin nicht frustriert Ich versuche einfach, dem Team alles zu geben, denn nur das wird uns helfen, unsere Probleme zu lösen", hielt Kvyat fest. Auch ließ er es sich nicht nehmen, Markos Kritik zu kontern: "Ich kenne mein Potenzial und momentan ist es genug", gab er selbstbewusst zu Protokoll. "Schauen wir, ob ich eines Tages auch in der Lage sein werde, es der Welt zu zeigen."

Technische Probleme machen Kvyat zu schaffen, Foto: Sutton
Technische Probleme machen Kvyat zu schaffen, Foto: Sutton

Keine Wunder erwarten

Die Motorenmisere - Kvyat verwendet bereits die dritte Power Unit und wird im weiteren Saisonverlauf mehrfach strafversetzt werden -, trägt naturgemäß nicht dazu bei, bessere Ergebnisse zu erzielen. "Ich weiß nicht, was bei den nächsten Rennen passieren wird", hofft der Russe zwar auf einen Aufwärtstrend, versprüht vor dem bevorstehenden Grand Prix in Monaco allerdings nur bedingt Optimismus.

Die jüngsten Testfahrten in Barcelona waren zumindest ein Silberstreif am Horizont. Abgesehen von einem Hydraulikproblem verzeichnete Red Bull keinerlei technische Schwierigkeiten, sodass Kvyat mehr als 100 Runden abspulen konnte. "Es gibt keine Wunder, aber wir werden versuchen, etwas daraus zu lernen, um alles Schritt für Schritt zusammenzubekommen", hofft er, dass die Zeit für ihn spielt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Es bleibt abzuwarten, wie geduldig sich die Red-Bull-Bosse erweisen, sollten anständige Resultate weiterhin ausbleiben. Mit einem Fahrerwechsel während der laufenden Saison ist zwar nicht zu rechnen, doch um auch 2016 definitiv im RBR-Cockpit zu sitzen, würde Kvyat etwas Werbung in eigener Sache nicht schaden. Mit Pierre Gasly steht der nächste Red-Bull-Youngster bereits parat. (Philipp Schajer)