Rasante Zeiten in der Formel 1: Hätte Ferrari im Vorjahr jedes Podium noch wie einen rauschenden Sieg gefeiert, war den Roten aus Maranello die Enttäuschung nach den Plätzen drei und fünf für Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen in Barcelona durchaus anzumerken. Der einfache Grund: Trotz umfassender (Aero-)Updates war die bei den Übersee-Rennen verschwindend kleine Lücke zu Mercedes wieder deutlich angewachsen.

Nicht weniger als 45 Sekunden verlor Vettel trotz Podestplatz auf Sieger Nico Rosberg, auf Lewis Hamilton waren es immerhin noch knapp 18 Sekunden. Räikkönen - wenn auch ohne die neuen Aero-Updates unterwegs - lag gar eine Minute hinter Rosberg zurück. Für die Scuderia eine durchaus schallende Ohrfeige! Vor der Saison wäre das Team aus Maranello mit Rang zwei durchaus zufrieden gewesen, die gute Form im fernen und mittleren Osten weckte allerdings schnell Begehrlichkeiten.

Keine Zweifel mehr: Ferrari vertraut auf neues Chassis

"Wir müssen nun verstehen, ob das große Defizit in Barcelona mit der Charakteristik der Strecke zu tun hatte, oder ob wir wirklich deutlich hinter Mercedes gerutscht sind. Das wäre natürlich alles andere als optimal", stellt Teamchef Maurizio Arrivabene klar. Obwohl die Aerodynamik in Monaco nur eine untergeordnete Rolle spielt, bringt Ferrari für den Klassiker in den Straßenschluchten des Fürstentums aller Voraussicht nach erneut das neugestaltete Chassis an die Strecke.

Ferraris Wunsch für Monaco: Enger und harter Podiumskampf mit Mercedes, Foto: Sutton
Ferraris Wunsch für Monaco: Enger und harter Podiumskampf mit Mercedes, Foto: Sutton

Nach umgehenden Testfahrten in der Vorwoche seien die Updates soweit validiert, dass Sicherheit über den Vorteil der Verwendung des neuen Chassis' herrsche. Noch beim Rennen in Barcelona bestanden darüber jedoch einige Zweifel, weswegen Räikkönen nach dem Freitag sein Auto komplett auf die "alte" Version des SF15-T zurückbauen ließ. Wie die Ferrari-Testpiloten Esteban Gutierrez und Raffaele Marciello bestätigten, sei die neue Version nicht nur besser, sondern gar ein deutlicher Fortschritt.

Vettel im Angriffsmodus

Vettel, der die silberne Übermacht bereits bei seinem zweiten Rennen für Ferrari in Malaysia bezwang, will die Kräfteverhältnisse im Feld wieder richtigstellen: "Die Zielsetzung für Monaco ist klar und die lautet, Mercedes zu schlagen oder zumindest so nahe wie möglich an sie heranzukommen. Dabei wird es entscheidend auf den Samstag ankommen. Wenn du in Monaco zu weit hinten startest, hast du bereits ganz schlechte Karten."

Dass Vettel durchaus dazu in der Lage ist, stellte er bereits in China und Bahrain unter Beweis, als er jeweils als Zweiter ins Rennen ging. In Monaco wäre dies für den Sieg über zumindest einen der beiden Mercedes wohl bereits die halbe Miete. Vettel warnt jedoch vor dem schwierigsten Rennen des Jahres. "Jeder Fehler, jede kleine Unachtsamkeit können dir in einem Augenblick das gesamte Wochenende vermiesen."

Sebastian Vettel will auch in Monaco an der Champagner-Dusche teilnehmen, Foto: Sutton
Sebastian Vettel will auch in Monaco an der Champagner-Dusche teilnehmen, Foto: Sutton

Worauf es für Ferrari im Hinblick auf die Ausrichtung des Wagens ankommt, weiß Vettel genau. "Die Schwierigkeit in Monaco ist, dass du so schnell und gut wie möglich durch die engen und verwinkelten Sektionen kommen musst, aber ebenfalls auf den wenigen und kurzen Vollgas-Stücken keine Zeit verlieren darfst. Im Rennen ist das nicht so wichtig, jedoch kann dich ein nicht ganz perfektes Setup im Qualifying böse kosten."

Räikkönen pocht auf Chancengleichheit

Gute Traktion und schonender Umgang mit den weichen und superweichen Reifen könnten am Wochenende die Schlüssel zum Erfolg werden. "Ein zu früher oder ungünstiger Boxenstopp können dich hier teuer zu stehen kommen. Dann hängst du im Verkehr fest und für dich beginnt leicht eine Abwärtsspirale", weiß Räikkönen um die besonderen Schwierigkeiten des Rennens. Der Finne möchte nicht nur einiges der 28 Zähler Rückstand auf Vettel gutmachen, sondern ebenfalls in den Kampf mit Mercedes einsteigen.

"Wir werden wie immer beide die gleichen Chancen von Ferrari bekommen und es liegt an uns, das Beste daraus zu machen. Wir haben hier beide schon gewonnen und wissen, worauf es ankommt. Ich denke, wir können Mercedes einen besseren Kampf liefern als zuletzt in Barcelona", blickt der Finne auf die sechste Saisonstation voraus. Die Fans der Scuderia werden diesen Optimismus mit Wohlwollen zur Kenntnis nehmen...

Ferrari: Monaco Bilanz

Ferrari in Monte Carlo: Zwischen dem ersten und dem zweiten Sieg der Scuderia im Fürstentum lagen nicht weniger als 20 Jahre. Den ersten Erfolg feierte 1955 Maurice Trintignant, ehe Niki Lauda die Roten 1975 wieder jubeln ließ. Es folgten sechs weitere Siege durch Lauda, Jody Scheckter, Gilles Villeneuve sowie drei Mal Michael Schumacher, der vor mittlerweile 14 Jahren den bislang letzten Ferrari-Sieg in Monaco herausfuhr.

Sebastian Vettel in Monte Carlo: Der Heppenheimer kam im Fürstentum zumeist gut zurecht. 2011 konnte Vettel den Klassiker an der Côte d'Azur gewinnen, zudem stand er sowohl 2010 als auch 2013 als Zweiter auf dem Podium.

Kimi Räikkönen in Monte Carlo: Der Finne trug sich 2005 in die Siegerlisten ein. Außerdem beehrte er 2003 und 2009 als Dritter ebenfalls die Fürstenloge. Im Vorjahr kam der Iceman hingegen nicht über den enttäuschenden zwölften Platz hinaus, nachdem ihm Max Chilton hinter dem Safety Car einen Reifenschlitzer verpasste und so das mögliche Podest des Finnen zunichte machte.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Dass Ferrari in Monaco wieder näher an Mercedes dran sein sollte, halte ich nicht nur für wahrscheinlich, sondern gesichert. Die Frage aller Fragen wird sein, ob die Roten Mercedes auf eine schnelle Runde am Samstag tatsächlich gefährden können. Kimi Räikkönen offenbarte im Qualifying doch regelmäßig größere Schwächen, womit der Iceman am Sonntag bereits mit einer unüberbrückbaren Hypothek ins Rennen starten könnte. Sebastian Vettel ist ein Qualifying-Coup allemal zuzutrauen, was für reichlich Würze am Sonntag sorgen könnte. Einmal mehr ist in Monaco jedoch alles möglich, vor allem, falls der Himmel während Rennen oder Qualifying seine Schleusen öffnen sollte. Ferrari ist für mich die klare Nummer zwei in Monaco, darf sich aber mehr als irgendwo anders Chancen auf eine Sensation ausrechnen (Samy Abdel Aal).