Manor steht in Monaco vor einem ganz besonderen Rennwochenende. Im Vorjahr holte Jules Bianchi für das damals noch unter dem Namen Marussia antretende Team die ersten und bislang einzigen Punkte. Wenige Monate später verunglückte der Franzose beim Großen Preis von Japan schwer und liegt seither im Koma. Mittlerweile befindet sich Bianchi im Krankenhaus von Nizza und damit in unmittelbarer Nähe zu Monaco.

"Es wird schwierig. Es wird für jeden hart. Er wird in der nächsten Stadt sein. Es werden sehr gemischte Gefühle sein", sagte Manor-Teamchef John Booth im Vorfeld des Monaco GP gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Wie verbunden das Team Bianchi ist, zeigt der Schriftzug "JB17", der bei jedem Rennen auf den beiden Autos prangt.

Bianchis Punktefahrt in Monaco war dafür verantwortlich, dass Marussia die Saison auf dem zehnten Platz der Konstrukteurs-Wertung vor Sauber beendete, was viel Geld in die leeren Kassen spülte. "Eine Sache, die uns über den Winter wirklich angetrieben hat, war, seine Anstrengung nicht zu verschwenden", strich Booth noch einmal hervor, wie wichtig die Leistung des Franzosen war. Marussia war zwischenzeitlich insolvent und konnte nur durch den Einstieg von Investoren gerettet werden.

Jules Bianchi bescherte Marussia den größten Erfolg der Teamgeschichte, Foto: Sutton
Jules Bianchi bescherte Marussia den größten Erfolg der Teamgeschichte, Foto: Sutton

Das unmögliche Ziel

Trotz der emotionalen Ausgangslage steht bei Manor aber weiterhin das Sportliche im Fokus. Das Team tritt derzeit mit einem an das aktuelle Reglement angepassten Auto der letzten Saison an, will aber noch in diesem Jahr einen neuen Boliden an den Start bringen. "Wir haben uns selbst mit August ein unmögliches Ziel gesetzt - es wäre ein Wunder, würden wir es bis August schaffen", äußerte sich Booth zum engen Zeitrahmen.

Eine weitere Baustelle ist die Fabrik. Im ehemaligen Marussia-Werk in Banbury hat sich mittlerweile das Haas Team niedergelassen, Manor, das momentan vom nordenglischen Dinnington aus operiert, strebt aber dennoch eine Rückkehr in die Nähe von Silverstone an. "Wir hoffen, im August umzuziehen", verriet Booth, für den eine Übernahme der ehemaligen Caterham-Fabrik in Leafield allerdings kein Thema ist.

Trotzdem besteht eine Verbindung zwischen den beiden Teams, denn die Trucks, mit denen Manor beim Europaauftakt in Barcelona vor Ort war, gehörten einst Caterham. Statt in Grün erstrahlen die Fahrzeuge mittlerweile aber in Weiß. Personal wurde von der Konkurrenz hingegen kaum abgeworben, die Manor-Mannschaft besteht laut Booth zu 85 bis 90% aus denselben Leuten, die schon im Vorjahr für Marussia arbeiteten.

Manor: Monaco Bilanz

Manor in Monte Carlo: Manors Vorgängerteam Marussia feierte im Vorjahr in Monaco den mit Abstand größten Erfolg seiner Geschichte. Jules Bianchi, der später beim Großen Preis von Japan tragisch verunglückte, erzielte sensationell den neunten Platz und bescherte der kleinen Mannschaft damit die ersten Punkte überhaupt.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Neben der starken fahrerischen Leistung von Jules Bianchi profitierte Marussia im Vorjahr auch den von den zahlreichen Ausfällen. Sollte es nicht erneut ein Chaosrennen geben, liegen Punkte außer Reichweite. Aber da in Monaco bekanntlich alles möglich ist, darf sich Manor bessere Chancen als auf jeder anderen Strecke ausrechnen, ein gutes Ergebnis einzufahren. (Philipp Schajer)