Motorsport fasziniert immer mehr Länder auf der Welt. Aus den unterschiedlichsten Nationen stammen inzwischen die Profi-Rennfahrer, die in den wichtigsten Serien um Pokale kämpfen. Auf eine schier unglaubliche Tradition an Rennfahrern kann Brasilien blicken. Seit 1950 gingen 32 Fahrer aus dem südamerikanischen Land in der Formel 1 an den Start. Ayrton Senna, Nelson Piquet und Emerson Fittipaldi vereinen zusammen acht WM-Titel in der Formel 1, insgesamt gewannen brasilianische Fahrer 101 Rennen. Nur Großbritannien und Deutschland können auf mehr Siege blicken.

In den letzten Jahren blieb der Erfolg in der Formel 1 jedoch aus. Nach Senna 1991 gab es keinen brasilianischen Weltmeister mehr, außer Felipe Massa und Rubens Barrichello gab es keine Rennsieger. 2008 kam mit Nelson Piquet Jr. ein hoffnungsvolles Talent in die Formel 1, doch die "Crashgate"-Affäre beendete seine Karriere jäh. Lucas di Grassi und Bruno Senna vermochten in der Folge ebenfalls nicht zu überzeugen. Dennoch war und ist die Begeisterung riesig, das Rennen in Sao Paulo zählt zu den beliebtesten und stimmungsvollsten im Kalender.

Ayrton Senna war der letzte brasilianische Superstar in der Formel 1, Foto: Sutton
Ayrton Senna war der letzte brasilianische Superstar in der Formel 1, Foto: Sutton

2015 nun versucht mit Luis Felipe Nasr ein weiterer Brasilianer, in die großen Fußstapfen seiner berühmten Landsleute zu treten. Doch auch seine Ankunft in der Königsklasse stand unter keinem besonders guten Stern, hatte er sich doch schnell den Ruf eines Paydrivers erworben. Doch bislang überzeugte er. Kann er der nächste brasilianische Held in der Formel 1 werden? "Ich hoffe es für ihn. Er ist ein junger brasilianischer Fahrer. Er ist hier, um zu lernen und es geht darum, dass er so lange wie möglich in der Formel 1 bliebt", sagte Felipe Massa am Rande des Spanien GP.

Kaum große Talente vorhanden

Massa selbst muss gestehen, dass neben Nasr aktuell kein großer Pool an brasilianischen Talenten vorhanden ist. "Momentan sehe ich keinen anderen Namen. Vielleicht den kleinen Fittipaldi oder den kleinen Piquet. Sie fahren aktuell", so Massa. Pietro Fittipaldi ist der Enkel des dreimaligen Formel-1-Weltmeisters Emerson. 2015 geht Fittipaldi für Fortec in der Formel 3-Europameisterschaft an den Start. Pedro Piquet ist der Sohn von Nelson Piquet senior, ebenfalls dreimaliger Champion. Er hat den Sprung nach Europa noch nicht gewagt und fährt in Brasilien.

Ob und wenn ja, wann die beiden in die Formel 1 kommen, ist ungewiss. Bis dahin liegen die Hoffnungen vor allem auf Nasr. Das ist auch Massa klar. "Ich hoffe, dass Felipe eine gute Karriere in der Formel 1 haben kann, dass er hier bleibt und um Siege und Titel kämpft. Wir wissen, wie wichtig das für unser Land ist", hebt der Williams-Pilot die patriotische Wirkung nochmals hervor. "Brasilien hatte immer großartige Formel-1-Fahrer, aber aktuell haben wir etwas zu kämpfen. Die letzten Jahre gingen nicht so viele Fahrer aus der Nachwuchsarbeit hervor", erklärte er.

Massa konnte sich von den Fähigkeiten seines Landsmannes bereits hautnah überzeugen. Im vergangenen Jahr war Nasr als Testfahrer für Williams tätig und durfte auch in einigen Freitagstrainings ins Cockpit steigen. Der eine oder andere Tipp war da natürlich obligatorisch. "Ich habe versucht, alles weiterzugeben. Er ist ein netter und intelligenter Kerl. Ich bin sicher, dass ihm einiges davon geholfen hat", glaubt Massa.

Nettigkeiten auf der Strecke erwartet er deshalb jedoch nicht. "Nein, wir fahren Rennen. Ich habe nichts von all dem getan, damit er auf der Strecke höflich mit mir umgeht. Wir fahren Rennen. Ob du aus dem gleichen Land stammst oder befreundet bist, auf der Strecke ändert das nichts. Man muss einfach kämpfen", stellt Massa klar.