1. Wieso hat sich Lewis Hamilton Mercedes widersetzt?

Lewis Hamilton wollte in Barcelona gewinnen. Da passte es ihm nicht in den Kram, dass Mercedes ihn einige Runden vor Schluss anhielt, Platz zwei abzusichern und Nico Rosberg an der Spitze nicht mehr anzugreifen. Der Brite war auf frischen Medium-Reifen unterwegs und deutlich schneller als Rosberg mit älteren, harten Pneus.

"Ich bin hier, um Rennen zu fahren, nicht um Zweiter zu werden. Natürlich habe ich das ignoriert. Ich machte Druck und brachte das Auto wirklich an die Grenzen", erzählte Hamilton im Nachhinein. Erst etwa sieben Runden vor Rennende erkannte der Brite, dass bei sieben Zehnteln Zeitgewinn pro Runde und 13 Sekunden Rückstand keine Chance mehr auf den Sieg bestand. Ein weiteres Mal will er sich von seinem Team aber nicht einbremsen lassen. "Ich werde definitiv sicherstellen, dass das nicht noch einmal passiert."

2. Wieso ist Rosbergs Sieg so besonders?

Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben Geschichte geschrieben, Foto: Sutton
Nico Rosberg und Lewis Hamilton haben Geschichte geschrieben, Foto: Sutton

Nico Rosbergs Sieg und gleichzeitig der zweite Platz von Lewis Hamilton in Spanien bedeuten einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Den beiden Piloten ist der 14. Doppelsieg innerhalb von zwei Jahren gelungen und damit hat das Duo nun mit Ayrton Senna und Alain Prost gleichgezogen. Die beiden McLaren-Piloten fuhren saisonübergreifend 1988 und 1989 14 Doppelerfolge ein.

Für Rosberg ein Grund zur Freude, aber nicht der einzige: "Es ist auch sehr gut, dass wir aktuell bereits mehr Punkte haben als zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr", so der Deutsche. Nach dem Spanien GP hat das Team 202 Punkte auf dem Konto, 2014 waren es hingegen nur 197 Punkte. "Das ist beeindruckend, denn das letzte Jahr galt als ultimative Saison und jetzt toppen wir das gerade." Als schlichten Grund für diese Steigerung nannte er die gestiegene Zuverlässigkeit.

3. Hat Ferrari bei Sebastian Vettel richtig taktiert?

Hätte Ferrari Sebastian Vettel vor Lewis Hamilton halten können?, Foto: Sutton
Hätte Ferrari Sebastian Vettel vor Lewis Hamilton halten können?, Foto: Sutton

Der Kampf um Platz zwei zwischen Lewis Hamilton und Sebastian Vettel wurde nicht durch ein Überholmanöver auf der Strecke, sondern durch unterschiedliche Strategien entschieden. Während Vettel zwei Mal stoppte, stellte Mercedes Hamiltons Strategie um und holte den Briten drei Mal an die Box. Dieser taktische Kniff ermöglichte es ihm, zwischen Runde 34 und 50 frei zu fahren und Vettel damit so viel Zeit - rund 23 Sekunden - abzunehmen, dass er nach seinem letzten Boxenstopp vor dem Heppenheimer zurück auf die Strecke kam. Das Duell war entschieden.

Wäre es also nicht besser gewesen, Vettel hätte Hamiltons Strategie kopiert und ebenfalls drei Mal gestoppt? "Nein. Wir haben eine aggressive Strategie mit zwei Stopps versucht. Wenn wir auf drei Stopps gegangen wären, hätte sich nichts geändert", dementierte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Dem stimmte Vettel zu. "Wir waren uns zu dem Zeitpunkt einig, dass es besser war, auf zwei Stopps zu bleiben, deshalb sind wir länger draußen geblieben."

Da sich Ferrari auf zwei Stopps festgelegt hatte, hätte Vettels einzige taktische Option darin bestanden, seinen letzten Stopp etwas früher zu absolvieren, um eher frischere Reifen zur Verfügung zu haben, die dann aber womöglich zum Rennende eingebrochen wären. "Im Nachhinein ist man immer etwas schlauer und sagt sich, ein, zwei Runden auf den abgefahrenen Reifen im mittleren Abschnitt hätte man sich sparen können", meinte der Deutsche. Unter dem Strich wäre es wohl egal gewesen, da Mercedes und Hamilton über die deutlich schnellere Pace verfügten.

4. Was war zwischen Kvyat und Sainz los?

Daniil Kvyat und Carlos Sainz gerieten aneinander, Foto: Sutton
Daniil Kvyat und Carlos Sainz gerieten aneinander, Foto: Sutton

In der letzten Runde des Spanien Grand Prix sahen die Motorsport-Verantwortlichen im Red Bull-Konzern etwas, das sie nicht sehen wollten: Daniil Kvyat und Carlos Sainz Junior kollidierten. Mit blockierten Rädern rutschte der Russe bei der Anfahrt zu Kurve eins in den Spanier. Dieser fuhr anschließend von der Strecke und kehrte in Kurve zwei vor Kvyat auf diese zurück.

Nach dem Rennen wurden die beiden Piloten sowie die Teamverantwortlichen von Red Bull und Toro Rosso zur Rennleitung zitiert. Nach der Anhörung der Betroffenen und der Untersuchung von Videomaterial beschlossen die Stewards, keinen der Fahrer zu bestrafen. Die Begründung fiel allerdings deutlich länger aus als bei manch einer Bestrafung.

Das Urteil, Foto: Motorsport-Magazin.com
Das Urteil, Foto: Motorsport-Magazin.com

Bei Kvyat ging es zum einen um einen möglichen Bruch von Artikel 20.3 des sportlichen Reglements, in dem es heißt, dass nicht mehr als ein Richtungswechsel erlaubt ist, um seine Position zu verteidigen. Basierend auf Kvyats Aussage, der Bestätigung durch Sainz und anhand der Videoaufnahmen erkannten die Stewards an, dass zwei der drei Bewegungen von Kvyat auf der Geraden nicht der Verteidigung dienten.

Die Kollision betreffend kamen sie zu dem Schluss, dass es sich um einen Rennunfall handelte und kein Bruch von Artikel 16.1 vorlag. Die Stewards bestätigten außerdem, dass Sainz vorne lag, als er in die Kurve einbog und dass er verlangsamte, ehe er in Kurve zwei wieder auf die Strecke fuhr. In Kurve drei habe er Kvyat Platz gelassen, heißt es in der Begründung. Kvyat habe ebenfalls verlangsamt und Sainz wiederum Platz gelassen, weshalb die Jury in Sainz' Fahrt neben der Strecke keinen Vorteil sah.

5. Was war mit Maldonados Heckflügel los?

Pastor Maldonado sorgte wieder einmal für erhöhte Aufmerksamkeit während eines Formel-1-Rennens. Und auch dieses Mal ging es dabei um eine Kollision, in die der Venezolaner verwickelt war. Allerdings war Maldonado in Spanien das Opfer seines eigenen Teamkollegens. Romain Grosjean versuchte Ende der Start/Ziel-Geraden Carlos Sainz Jr. zu überholen, rutschte dabei geradeaus und kollidierte mit Maldonados Heck. Dabei wurde die rechte Endplatte des Heckflügels stark beschädigt und der bis dahin stark fahrende Maldonado musste zur Reparatur an die Box.

Da sich ein Heckflügel jedoch nicht so einfach wie ein Frontflügel tauschen lässt, rissen die Mechaniker das Teil einfach ab. Der Heckflügel lag auf der rechten Seite quasi frei in der Luft. Im Internet entstanden schnell Tweets und Posts zu dem Thema. Zwar konnte Maldonado weiterfahren, aber elf Runden vor Schluss zog die Rennleitung das Auto aus dem Verkehr. Maldonado musste aufgeben.

6. Warum fiel Toro Rosso so weit zurück?

Für Toro Rosso ging es nach hinten, Foto: Sutton
Für Toro Rosso ging es nach hinten, Foto: Sutton

Nach dem Qualifying war der Jubel bei Toro Rosso groß gewesen, im Rennen schlug dann allerdings die Realität wieder zu. Von den Startpositionen fünf und sechs fuhren Carlos Sainz und Max Verstappen auf die Plätze neun und elf. "Im ersten Stint waren wir einfach zu langsam auf der Geraden und konnten daher nicht viel tun, um zu vermeiden, dass wir von ein paar unserer direkten Konkurrenten überholt wurden", erläuterte Toro Rosso-Teamchef Franz Tost.

"Da wir im zweiten Stint auf den harten Reifen zu viel Zeit verloren, beschlossen wir, unsere Strategie für den letzten Teil des Rennens zu ändern, als Carlos auf den Medium-Reifen rausging und Max auf den harten", fügte er hinzu. "Das sorgte für einen sehr guten Kampf am Ende, vor allem von Carlos' Seite, der ein gutes Manöver gegen Daniil Kvyat fuhr und die neunte Position verdient hat. Ich bin mit unserer Qualifying-Performance zufrieden, aber nun müssen wir daran arbeiten, auch die Rennpace zu verbessern", mahnte Tost.

7. Warum trug Fernando Alonso permanent eine Sonnenbrille?

Fernando Alonso war am Wochenende nur mit Sonnenbrille zu sehen, Foto: Sutton
Fernando Alonso war am Wochenende nur mit Sonnenbrille zu sehen, Foto: Sutton

Fernando Alonso sorgte bei der traditionellen Pressekonferenz am Donnerstag für Aufsehen. Obwohl der Raum abgedunkelt war, trug der Spanier eine Sonnenbrille. Die Erklärung folgte prompt. "Ich habe ein Gerstenkorn - eine kleine Entzündung im Auge. Sie haben mir geraten, nicht zu sehr in künstlichem Licht zu sein", sagte Alonso mit Blick auf die anwesenden Kameras. An den folgenden Tagen beeinträchtigte ihn diese Entzündung jedoch kaum, Alonso konnte relativ problemlos seine Runden drehen. Nach dem Rennen am Sonntag bestätigte er das nochmals: "Mein Auge ist immer noch geschwollen, es war aber kein Problem beim Fahren. Jetzt habe ich zwei Wochen, um das auszukurieren."

8. War das Rennen wirklich so langsam wie befürchtet?

Lewis Hamilton fuhr mit 1:28.270 Minuten die schnellste Rennrunde, Foto: Sutton
Lewis Hamilton fuhr mit 1:28.270 Minuten die schnellste Rennrunde, Foto: Sutton

Das gesamte Wochenende in Barcelona war bestimmt von Zeiten - langsamen Zeiten. Am Freitag waren die Boliden etwas mehr als eine Sekunde langsamer als im Vergleich zum Vorjahr - und sogar rund drei Sekunden langsamer als während der Testfahrten im Winter. Manor-Pilot Roberto Merhi wäre mit seiner Qualifyingzeit von 1:32.038 Minuten sogar als Letzter der GP2 gestartet. Dort lag Zoel Amberg mit seiner Qualifying-Runde von 1:31.751 Minuten auf dem letzten Startplatz. Für die meisten Verantwortlichen schwierig zu verstehen.

Als Erklärungsversuche wurden die Pirelli-Reifenwahl mit Medium/hart, die schwierigen Streckenverhältnisse und die heißen Temperaturen herangezogen. Im Rennen heißt es nun aber: Kommando zurück. Die Renndistanz von 66 Runden wurde in 1:41.12.555 Stunden absolviert und war damit genau 7,4 Sekunden langsamer als im Vorjahr. Die schnellste Runde von Sebastian Vettel aus dem Jahr 2014 wurde von Lewis Hamilton sogar unterboten. Der Vergleich: Vettel 1:28.918 - Hamilton 1:28.270.

9. Was lief bei den Boxenstopps schief?

Für den ersten Schreckmoment sorgte Fernando Alonso. Der Spanier konnte nicht wie geplant bei seiner Crew anhalten, sondern schoss übers Ziel hinaus. Der Mechaniker mit dem Wagenheber reagierte glücklicherweise blitzschnell und brachte sich in Sicherheit. Alonso musste das Rennen aufgeben. Wie sich herausstellte, hatten seine Bremsen versagt. Seine Mechaniker fanden im hinteren rechten Bremsschacht ein Abreißvisier, das wohl dazu geführt hat, dass die Bremsen überhitzten und schließlich versagten. "Es war beängstigend für die Jungs, aber zum Glück wurde niemand verletzt. Sie haben sehr schnell reagiert", sagte Alonso.

Auch in einem weiteren Fall war der Mann am Wagenheber gefährdet. Romain Grosjean konnte genau wie Alonso nicht rechtzeitig bremsen. Mit dem Unterschied, dass es sich bei ihm um einen Fahrfehler handelte und sich der Mechaniker nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte und zurückgeschleudert wurde. Der Wagenheber traf ihn dabei an einer Stelle unterhalb der Gürtellinie, wo es besonders weh tut. "Ich bin heilfroh, dass sich niemand dabei böse verletzt hat", erklärte Grosjean. "Die Hinterreifen waren massiv verschlissen und ich konnte nicht mehr richtig bremsen. Ich glaube, ich bin denen jetzt ein paar Bier schuldig!"