1. - S wie Startaufstellung

Das Qualifying in Barcelona endete mit einer spannenden Konstellation für das Rennen am Sonntag. Nico Rosberg gelang es erstmals in der laufenden Saison Lewis Hamilton auf den zweiten Startplatz zu verweisen. Direkt hinter dem starken Silberpfeil-Duo lauert Sebastian Vettel. Ferrari lag am Wochenende allerdings - sowohl was eine schnelle Runde als auch die Longrun-Pace betrifft - weiter hinter Mercedes zurück, als zuletzt.

Für ein zusätzliches Spannungsmoment sorgt, dass sich mit Valtteri Bottas und gleich beiden Toro Rosso insgesamt drei Konkurrenten noch vor Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari auf dem siebten Rang gemogelt haben. Mit Felipe Massa, der seinen Williams nur auf den neunten Startplatz pilotierte, kommt ein zweites Top-Auto von hinten herangeflogen.

Der Weg bis zur ersten Kurve zieht sich lang ..., Foto: Sutton
Der Weg bis zur ersten Kurve zieht sich lang ..., Foto: Sutton

2. - S wie Start

Nirgends ist die Pole Position ein sichererer Garant für den Sieg. In 75 Prozent der bisherigen Großen Preise auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya jubelte am Ende der Pole-Mann. Beste Voraussetzungen also für Nico Rosberg. Doch aufgepasst: Das größte Risiko die Führung abzugeben lauert bereits am Start. Was schon generell zutrifft, verschärft sich in Barcelona umso mehr: "Der Weg zur ersten Kurve ist sehr lang hier", sagt Sebastian Vettel. Stolze 730 Meter, um genau zu sein - Meter, auf denen viel geschehen kann. "Wenn da ein Auto vor dir fährt, kannst du dir etwas Windschatten holen", ergänzt Vettel. Rosberg und Hamilton sollten gewarnt sein.

Das Mercedes-Duo kann allerdings auf ein passendes Neo-Upgrade am W06 F1 vertrauen. "Wir haben hier eine neue Kupplung, mit der sich alle Starts konstant und gut angefühlt haben", sagt Rosberg. Für das Silberpfeil-interne Startduell erwartet Hamilton deshalb keinen großen Unterschied: "Wir haben beide die gleiche Kupplung, da sollte es normalerweise keine Probleme geben. Hier kommt es vor allem darauf an, dass man auf der Innenseite in die erste Kurve fährt, außen kommt man nicht vorbei."

Schnelle Kurven machen den Circuit de Barcelona-Catalunya zu einer besonderen Herausforderung, Foto: Sutton
Schnelle Kurven machen den Circuit de Barcelona-Catalunya zu einer besonderen Herausforderung, Foto: Sutton

3. - S wie Strecke

Der Circuit de Barcelona-Catalunya zählt für die Fahrer zu den bekannsten aller Rennstrecken im F1-Kalender. "Diesen Kurs kennen wir alle gut. Wir testen hier im Winter und fahren tausende Runden", sagt Fernando Alonso. Dennoch zählt die Strecke zu den anspruchsvolleren, viele schnelle und langgezogene Kurven reißen den Fahrern am Nacken, die G-Kräfte sind enorm. Noch dazu führt das Kurvengeschlängel zu einer weiteren Besonderheit: Trotz der langen Start-Ziel- und einer Gegengeraden gelten Überholmanöver als Herausforderung.

"Überholen ist auf dieser Strecke etwas schwieriger. Es ist hier fast unmöglich. Gut, unmöglich nicht, aber es ist sehr schwer", sagt Nico Rosberg. Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko bestätigt gegenüber Motorsport-Magazin.com: "Überholen ist in Barcelona bekanntermaßen nicht das einfachste." Kimi Räikkönen will angesichts seines siebten Startplatzes davon lieber nichts wissen. Der Iceman setzt auf den verstellbaren Heckflügel: "Das DRS sollte es etwas leichter machen zu überholen."

Die richtige Reifenstrategie ist in Barcelona essentiell, Foto: Sutton
Die richtige Reifenstrategie ist in Barcelona essentiell, Foto: Sutton

4. - S wie Strategie

Weil es auf der Strecke von Barcelona-Catalunya schwierig ist zu überholen, müssen Fahrer und Teams diese Aufgabe vor allem an der Box bewältigen. "Die Strategie wird morgen wichtig sein, denn Überholen ist sehr schwer", bestätigt Nico Rosberg. Die Strategie-Abteilungen laufen also heiß, es gilt den perfekten Plan auszuknobeln. Pirelli empfiehlt grundsätzlich eine Zwei-Stopp-Strategie. Drei Stopps seien auf dem Papier zwar schneller, doch rechtfertige das größere Risiko im Verkehr stecken zu bleiben den nur minimalen Zeitgewinn nicht - gerade für die Autos am vorderen Ende der Startaufstellung. Ähnlich bewertet das Niki Lauda, macht allerdings eine Einschränkung: "Grundsätzlich sind es hier zwei Stopps, aber je nachdem wie die Reifen reagieren, können es auch drei werden."

Reifenhersteller Pirelli zufolge sieht die ideale Herangehensweise eine Medium-Medium-Hart-Strategie mit Stopps in den Runden 23 und 50 vor. Lewis Hamilton hält jedoch auch eine andere Variante für möglich, um Nico Rosberg auszutricksen. "Der Führende bekommt zwar immer die eigentlich beste Strategie, aber man kann ja auch unterschiedliche Reifenmischungen fahren: Option - Option - Prime, Option - Prime - Prime oder Option - Prime - Option", erinnert der Weltmeister.

Vettel beklagte sich über den tückischen Wind, Foto: Sutton
Vettel beklagte sich über den tückischen Wind, Foto: Sutton

5. - S wie Sommerwetter mit Küstenbrise

Als weitere Spezialität in Barcelona gelten die äußeren Bedingungen. So weht durch die Küstennähe des Areals zumeist eine steife Brise über die Strecke. "Es ist sehr windig. Das macht es schwierig ein gutes Gefühl zu bekommen", beschreibt Kimi Räikkönen. "Es ist schwierig hier mit dem tückischen Wind und den Böen, die das Auto hin und her schmeißen", ergänzt Sebastian Vettel. "Wir waren heute noch immer fleißig am rutschen, aber das ging am Wochenende generell allen so. Es scheint, dass es die Bedingungen hier ziemlich schwierig machen. Eigentlich komisch, denn es ist warm, sonnig und alles müsste gut funktionieren."

Darüber wundern sich auch die Teamchefs. "Die Strecke hat sich binnen Minuten stark verändert und wir wissen nicht genau warum", beschreibt der Mercedes' Toto Wolff die seltsamen Streckenverhältnisse. "Es ist recht schwierig, in Barcelona die Bedingungen vorherzusagen. Sebastian hat einen tollen Job gemacht", bestätigt Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene.

Kimi Räikkönen war nach mannigfaltigen Problemen angefressen, Foto: Ferrari
Kimi Räikkönen war nach mannigfaltigen Problemen angefressen, Foto: Ferrari

6. - S wie Split bei Ferrari

Nein, Kimi Räikkönen hat seiner Vorliebe für Eiscreme nicht in Form eines Banana-Split gefrönt. Ganz im Gegenteil. Weil es bei den Roten am Freitag so gar nicht rund lief, rüstete Ferrari über Nacht um. Die Scuderia baute - in Abstimmung mit Räikkönen - das Auto des Finnen komplett um. Sämtliche für Barcelona neu mitgebrachten Upgrades wurden heruntergeschraubt, der SF15-T wieder auf Bahrain-Stand gebracht. "Nachdem gestern ein so schwieriger Tag war, wollten wir damit sicherstellen, dass das Auto heute funktioniert", erklärte Räikkönen die Entscheidung.

Der Schuss ging nach hinten los. Am Samstag funktionierte auf einmal die neue Version von Vettel, Kimi musste im Training mit der alten die Setup-Arbeit neu beginnen. Ein zweiter Umbau war zudem unmöglich. "Dazu ist es zu viel Arbeit, keine Chance", sagt Räikkönen. "Wir wussten natürlich, dass es ein Risiko ist und vielleicht schwierig werden könnte. Das Ergebnis war nicht wirklich toll, nicht wie geplant. Ich habe nicht erwartet, dass es so schlecht werden würde", poltert der Iceman. "Es sind schwere Tage, aber das ist Teil des Spiels", sagt Räikkönen enttäuscht.

Seinen großen Rückstand auf Vettel erklärt das allerdings nicht allein. "Ich weiß nicht, was bei ihm am Schluss war, denn der Abstand ist so nicht repräsentativ für den Unterschied zwischen den Autos", sagt Vettel. Räikkönen liefert die Erklärung. Sein letzter Reifensatz habe keine Grip geboten. Den davor hätte die Heizdecke verbrannt. Kuriose Ereignisse da in der Ferrari-Box!

Carlos Sainz will die spanischen Fans verzücken, Foto: Sutton
Carlos Sainz will die spanischen Fans verzücken, Foto: Sutton

7. - S wie Spaniens Hoffnungsträger

Was für eine Vorstellung von Carlos Sainz bei seinem ersten Heimrennen in der Formel 1. Der junge spanische Rookie raste mit seinem Toro Rosso im Qualifying auf den fünften Startplatz - sein bislang bestes Ergebnis. "Wow! Was für ein Resultat! Das ist etwas ganz Besonderes und ich bin sehr, sehr happy", jubelt Sainz. Zwar drohen im Rennen die Attacken von Kimi Räikkönen und Felipe Massa, doch will der Lokalmatador die Hoffnung auf ein Top-Abschneiden nicht aufgeben. "Träumen dürfen wir und wir werden unser Bestes geben, das Rennen auf der höchstmöglichen Position zu beenden. Ich freue mich über den fünften Startplatz auch gerade deshalb so besonders, weil es mein Heimrennen ist. Ich konnte all die Fans jubeln sehen. Das war ein großartiges Gefühl" , sagt Sainz.

Ein Extralob erteilt Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Magazin.com: "Super! Vor allem Sainz hat im Qualifying aufgedreht. Sowohl mit den harten als auch den weichen Reifen war er unglaublich schnell unterwegs. Die haben ihm mehr Flügel gegeben", formuliert Red Bulls Motorsportberater in besten Konzern-Jargon.