Es ist das Duell der Saison: Mercedes gegen Ferrari - silberne Dominanz gegen rote Angriffslust. Aktuell steht es 3:1 für Mercedes. Doch die große Frage bleibt: Kann Ferrari in Spanien das Ruder herumreißen und zum konstanten Siegkandidaten werden? Der Freitag in Barcelona ging mit gemischten Gefühlen auf beiden Seiten aus. Lewis Hamilton lag vier Zehntel vor Sebastian Vettel, aber gleichzeitig dieser auch drei Zehntel vor Nico Rosberg - und weniger als 0,2 Sekunden vor Kimi Räikkönen.

Die Minen bei Silber blieben aber entspannt. "Im Rennspeed sah es ganz gut aus - besonders im Vergleich zu Ferrari. Da können wir recht zufrieden sein und das ist das Wichtigste", erklärte Nico Rosberg am Abend. Bereits nach dem Freien Training kann Mercedes größtenteils ableiten, wann die rote Konkurrenz mit viel Benzin unterwegs war - und zieht positive Schlüsse. "Ferrari ist recht nah dran, aber wir sind immer noch das beste Team, wie wir es schon in Bahrain waren." Für Rosberg steht nahezu fest, dass Mercedes im Qualifying die Nase vorne haben wird. Im Rennen rechnet er aber mit aufrückenden Roten - bis zu einem bestimmten Punkt. "Ich denke aber trotzdem, dass wir am Sonntag gewinnen können."

Sorge oder Skepsis

In Bahrain waren nach dem ersten Tag noch große Sorgenfalten zu erkennen, denn Ferrari lag in den Longruns vorne. Nun heißt es etwas aufatmen - mit Vorsicht. "Die Sorge ist immer da. Aber Sorge bedeutet Skepsis und Skepsis ist notwendig, um sich nicht in Sicherheit zu wiegen", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. "Das kann man im Moment nicht, denn dafür ist es zu knapp."

Das Duell Rot gegen Silber geht in die nächste Phase, Foto: Sutton
Das Duell Rot gegen Silber geht in die nächste Phase, Foto: Sutton

Zumal das Pendel schnell umschlagen kann, wie das vor wenigen Wochen in Bahrain deutlich wurde. Am Freitag galt Ferrari noch als großer Sieger, am Sonntag konnte die Scuderia lediglich von Bremsproblemen bei Mercedes profitieren. Platz 1 blieb aber immer außer Reichweite. "Wir waren am Freitag und Samstag in Bahrain irgendwie daneben und haben dann aber noch die Kurve gekratzt", erinnerte Wolff und warnte deshalb eindringlich davor, Ferrari bereits abzuschreiben. "Das könnte heute bei Ferrari das Gleiche gewesen sein. Sie haben vielleicht einfach den Punkt nicht getroffen."

Updates überall

Klar ist jedenfalls: Ferrari wartete für den Europa-Auftakt mit zahlreichen Updates auf. "Das ist ein anderes Auto, die haben so viele neue Teile", musste auch Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zugeben. "Wenn du so viele Updates bringst, dann sieht man das auch auf der Uhr." Auch Mercedes hat viele Neuerungen für Barcelona im Gepäck, die bereits komplett an beiden Autos verbaut sind. Die Strategie scheint aber eine andere als bei Ferrari zu sein. "Vielleicht ist es ihr Konzept, alles auf einmal zu bringen. Wir verfolgen eher die Taktik, alles schrittweise und immer wieder etwas Neues ans Auto zu bringen."

Einen großen Unterschied konnte Rosberg allerdings nicht erkennen. "Es ist eine komplett andere Strecke und auch die Bedingungen sind unterschiedlich, denn es ist viel heißer geworden", bezog sich der Deutsche auf die Wintertestfahrten. "Deswegen habe ich keinen Referenzpunkt."

Lauda bleibt vorsichtig

Auch wenn Rosberg bei Mercedes keine großartigen Fortschritte durch Updates erkennen konnte, sieht Lauda diese bei Konkurrent Ferrari deutlich - zumindest auf das Rennen bezogen. "Wenn wir über das Qualifying reden, denke ich, dass sich die Pole zwischen Nico und Lewis entscheiden wird", sagte der Österreicher. Allerdings seien das nur seine Eindrücke des Freien Trainings. "Ich denke, wir müssen das Rennen abwarten, um ein Urteil zu fällen. Ich denke nämlich, dass Ferrari immer noch nah dran ist. Tatsächlich glaube ich sogar, sie sind näher dran."