Vor Beginn der Formel-1-Saison 2015 hätte wohl kaum jemand damit gerechnet, dass Ferrari, vor allem mit Neuzugang Sebastian Vettel, die Mercedes von Weltmeister Lewis Hamilton und seinem Vize Nico Rosberg regelmäßig fordern kann. Doch spätestens seit dem zweiten Saisonrennen in Malaysia, das Vettel vor den beiden Silberpfeilen gewann, ist das der Fall. Ferrari hat über den Winter im Vergleich zur Vorsaison, als man ohne einen einzigen Sieg blieb, gewaltige Fortschritte gemacht.

Vor allem die 2014 gegenüber Mercedes noch relativ schwachbrüstige Power Unit aus Maranello verfügt nun über deutlich mehr Pferdestärken. "Ferrari hat die Lücke vom letzten zu diesem Jahr auf null geschlossen", ist auch Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzender Niki Lauda überzeugt. "Ich gehe davon aus, dass sie jetzt ungefähr 45 PS mehr haben als 2014, also über die gleiche Motorleistung wie Mercedes verfügen. Jetzt kommt es also auf das restliche Auto an und was die Fahrer damit machen können."

Trotz Ferraris Aufholjagd durfte in bisher drei von vier Rennen Lewis Hamilton jubeln, Foto: Sutton
Trotz Ferraris Aufholjagd durfte in bisher drei von vier Rennen Lewis Hamilton jubeln, Foto: Sutton

Der Mercedes W06 gilt nach wie vor als das aerodynamisch beste Auto, wodurch die Silberpfeile im Vergleich zu Ferrari immer noch leicht die Nase vorne haben dürften. "Der Mercedes-Vorsprung besteht weiterhin, aber wir nähern uns in kleinen Schritten", meint auch Sebastian Vettel im Interview mit der Welt. "Sie haben noch immer das stärkste Paket. Mercedes hat im vergangenen Jahr dominiert und sie waren auch bei den Wintertests sehr gut. So einen Vorsprung holt man nicht so schnell auf."

Dass er und die Scuderia auf dem richtigen Weg sind, wollte Vettel aber auf keinen Fall bestreiten: "Ferrari hat über den Winter einen Schritt nach vorn gemacht, aber um letztendlich auf dem gleichen Level wie Mercedes zu sein, wird es noch dauern. Wir versuchen natürlich, so dicht wie möglich ranzukommen."

Entwicklungsrennen beginnt in Barcelona

Ein nächster Schritt Richtung Mercedes könnte schon an diesem Wochenende im Grand Prix von Spanien am Circuit de Catalunya von Barcelona gelingen. Das fünfte Saisonrennen ist gleichzeitig der erste Weltmeisterschaftslauf in Europa, was traditionell eine Flut an Updates bedeutet. Vor allem Ferrari soll Gerüchten zu Folge mit vielen neuen Teilen anreisen. Die bessere Weiterentwicklung des Autos wird ein Trumpf im Titelkampf - entweder für Ferrari oder Mercedes - sein, glaubt Vettel: "Das technische Wettrüsten entscheidet immer die WM, wenn man sich vom ersten bis zum letzten Rennen der Saison nicht steigert, gewinnt man nie einen Titel, auch wenn man mit dem besten Auto in die Saison startet."