Die erste Übersee-Tour ist beendet, die Formel 1 gastiert erstmals in dieser Saison in Europa. Der Circuit de Catalunya ist allen Teams bestens bekannt. Der Kurs vor den Toren Barcelonas ist nicht nur seit vielen Jahren fester Bestandteil des Formel-1-Kalenders, auch die Wintertestfahrten werden zum Teil hier absolviert. Dementsprechend gibt es keine Ausreden. Da der Kurs zudem alle Bereiche des Autos fordert, wird sich zeigen, welche Teams die dreiwöchige Pause gut genutzt haben und welche hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Mercedes

Wird Lewis Hamilton auch in Spanien triumphieren?, Foto: Sutton
Wird Lewis Hamilton auch in Spanien triumphieren?, Foto: Sutton

Die Silberpfeile reisen als klarer Favorit nach Barcelona. In den ersten vier Rennen standen sowohl Lewis Hamilton, als auch Nico Rosberg stets auf dem Podest, drei Siege holte der Brite. Die Lücke ist zwar nicht mehr so groß wie im vergangenen Jahr, dennoch ist der Mercedes weiterhin das schnellste Auto - auf eine Runde sogar deutlich. Bei den Barcelona-Testfahrten im Februar schockte das Weltmeister-Team die Konkurrenz mit Hammerzeiten. Die Strecke liegt dem Auto, da sowohl die Power Unit, als auch die Aerodynamik gefordert werden. Und Updates sind in Barcelona auch geplant. "Wir werden in Barcelona auf jeden Fall große Veränderungen am Auto haben", sagte Aufsichtsrat-Chef Niki Lauda. Der leichte Nachteil bei heißen Temperaturen wird nicht zum Tragen kommen, da der Wetterbericht zwar Sonnenschein, aber humane 25 Grad voraussagt.

Ferrari

Kann Kimi Räikkönen seinen Aufwärtstrend fortsetzen?, Foto: Sutton
Kann Kimi Räikkönen seinen Aufwärtstrend fortsetzen?, Foto: Sutton

Ferrari ist Mercedes-Jäger Nummer eins. Das bewies Kimi Räikkönen beim vergangenen Grand Prix in Bahrain. Nun hoffen die Italiener auf den nächsten Schritt hinsichtlich ihrer Power-Unit. Das Motoren-Team in Maranello soll zum Großen Preis von Spanien ein Update mit bis zu 30 Pferdestärken mehr Leistung an die Strecke bringen. Dieses Update war ursprünglich erst für den Kanada-Grand-Prix Anfang Juni geplant, soll nun aber bereits zwei Rennwochenenden früher sein Debüt feiern. Gut möglich also, dass die Lücke zwischen Verfolger Ferrari und dem Branchenprimus vor den Toren Barcelonas noch kleiner wird.

Williams

Williams möchte Ferrari und Mercedes nicht aus den Augen verlieren, Foto: Sutton
Williams möchte Ferrari und Mercedes nicht aus den Augen verlieren, Foto: Sutton

Der Europa-Auftakt stellt für Williams einen kleinen Neustart in die Saison dar. Zwar konnte das Team aus Grove in den ersten Rennen konsequent punkten, doch der Abstand zur Spitze war zu groß, um das Podium in Angriff zu nehmen. Williams war bislang die dritte Kraft. Kein Grund zur Panik, angesichts der Leistungen zum Saisonende 2014 jedoch ein Rückschritt. "Wir sind noch immer Dritte. Ja, Mercedes und Ferrari sind weit weg, aber mit Red Bull und McLaren sind noch zwei Teams mit weitaus größeren Budgets hinter uns", bewertete die stellvertretende Teamchefin Claire Williams die aktuelle Situation. In den ersten Rennen kämpfte Williams mit fehlendem Grip, in Barcelona wäre das tödlich. Somit müssen die Updates, die traditionell kommen werden, greifen, um den Anschluss nach vorne nicht komplett zu verlieren.

Red Bull

In Bahrain schleppte sich Daniel Ricciardo mit geplatztem Motor ins Ziel, Foto: Sutton
In Bahrain schleppte sich Daniel Ricciardo mit geplatztem Motor ins Ziel, Foto: Sutton

Das Ex-Weltmeisterteam dürfte in Barcelona einen runderneuerten RB11 präsentieren. Der Finanzkraft des Dosen-Konzerns sei Dank. Ob ein verändertes Chassis und eine standhaftere Renault Power-Unit allerdings den Anschluss an die Spitzenplätze bedeutet bleibt abzuwarten. Red Bull dürfte dennoch leicht nach vorne schauen können. Daniel Ricciardos sechster Platz in Bahrain könnte ein erster Indikator für eine Trendwende gewesen sein.

Sauber

Im Paarflug: Beide Sauber-Piloten zeigten bislang tolle Leistungen, Foto: Sutton
Im Paarflug: Beide Sauber-Piloten zeigten bislang tolle Leistungen, Foto: Sutton

Nach vier Rennen haben die Schweizer 19 Punkte auf dem Konto. Ein tolles Ergebnis, denkt man an die furchtbare letzte Saison zurück. Doch ob Sauber noch lange auf der Welle des Erfolges schwimmt, bleibt abzuwarten. Felipe Nasr, aktuell Achter in der WM-Wertung, sieht das Rennen in Barcelona bereits als Standortbestimmung. "Barcelona wird ein großer Wendepunkt für die Teams sein. Viele Teams werden ihre Autos deutlich entwickeln", sagte Nasr. In Spanien werde sich die wahre Leistungsfähigkeit zeigen. "Es wird ein großer Test für uns. Dann werden wir wissen, wo wir sein werden", prophezeit der Brasilianer.

Lotus

Punkte sind das Ziel im Lager von Lotus, Foto: Sutton
Punkte sind das Ziel im Lager von Lotus, Foto: Sutton

Lotus reist mit guten Erinnerungen nach Katalonien. Romain Grosjean und sein Team erkämpften im vergangenen Jahr einen respektablen achten Platz. In diesem Jahr ist die Marschrichtung Richtung ähnlich, die Vorzeichen sind allerdings andere. Gerade Romain Grosjean dürfte fest mit einem Platz unter den besten Zehn rechnen. Dem Franzosen gefällt die Strecke. "Ich mag den ersten Sektor besonders, weil man da richtig den Anpressdruck vom Auto spürt", sagte er. Teamkollege Pastor Maldonado hingegen sollte das Potential des verbesserten E23 endlich ausnutzen.

Toro Rosso

Oftmals von der Technik geplagt: Was kann Toro Rosso in Spanien holen?, Foto: Sutton
Oftmals von der Technik geplagt: Was kann Toro Rosso in Spanien holen?, Foto: Sutton

Die Erwartungen vor Beginn der Saison waren groß bei Toro Rosso. Platz fünf in der Team-Wertung wurde als Ziel ausgegeben. Und in der Tat konnte der italienische Rennstall Akzente setzen, selbst die "große Schwester" Red Bull konnte man in China hinter sich lassen. Doch das große Problem zuletzt war die Zuverlässigkeit. Sowohl Max Verstappen, als auch Carlos Sainz Jr. mussten technikbedingte Ausfälle hinnehmen. Aerodynamisch ist der STR10 bereits stark, daher wird der Umfang der Updates bei Toro Rosso auch geringer ausfallen. "Wir werden ein paar Aero-Upgrades bringen, aber nicht viele", sagte Sainz und wies auf die größte Baustelle hin: "Der größte Fortschritt, den wir brauchen, betrifft den Motor. Wir müssen das verbessern, weil es der Bereich ist, wo wir die meiste Performance finden können", gab der Rookie die Marschroute vor.

Force India

Force India bringt keine Updates nach Barcelona, Foto: Sutton
Force India bringt keine Updates nach Barcelona, Foto: Sutton

Force India bläst in Barcelona wohl noch nicht zum Angriff. Der Grund: Anders als die Konkurrenz muss das indisch-britische Team vorerst auf ein umfassendes Update am VJM08 verzichten. Finanzielle Engpässe erlauben dem Team vorerst keine Verbesserungen am Auto. "Deshalb liegt in den nächsten paar Rennen die Priorität darauf, auf Tuchfühlung mit den Teams um uns herum zu bleiben", sagt Teamchef Vijay Mallya. In Barcelona dürfte es für Nico Hülkenberg und Sergio Perez ein hartes Stück Arbeit werden, in die Punkteränge zu fahren.

McLaren

Holt McLaren in Barcelona die ersten Punkte?, Foto: Sutton
Holt McLaren in Barcelona die ersten Punkte?, Foto: Sutton

Der erste Teil der Zusammenarbeit zwischen McLaren und Honda ist Geschichte. Was die Resultate betrifft, fällt das Fazit ernüchternd aus. Null Punkte bislang aus vier Rennen. Doch dass es am Anfang schwierig wird, war klar. Dementsprechend lobten Jenson Button, Fernando Alonso und Eric Boullier die großen Fortschritte innerhalb kurzer Zeit, die erreicht wurden. In Barcelona soll es nun genau so weitergehen. "Wenn wir die von Honda versprochene Verbesserung der Power erhalten, sollten wir idealerweise in der Lage sein, nicht überrundet zu werden und auf Punkte loszugehen", sagte Boullier. Doch nicht nur der Motor soll verbessert werden, auch das Chassis ist noch nicht am Limit angekommen. "Bezüglich des Chassis werden die Updates während der kommenden vier Rennen erheblich umfangreicher ausfallen als in den letzten zwei", kündigte der Franzose an.

Manor Marussia

Bei Manor Marussia ist Ankommen das große Ziel, Foto: Sutton
Bei Manor Marussia ist Ankommen das große Ziel, Foto: Sutton

"Die drei Wochen Pause geben uns die Möglichkeit, zu reflektieren und alle Daten, die wir gesammelt haben, zu analysieren und stärker nach Barcelona zu kommen", kündigte John Booth nach der erneuten Doppel-Zielankunft beim Bahrain GP an. In Spanien wird zudem Roberto Merhi erneut im Cockpit des Manor Platz nehmen. Punkte dürften für das mehr als finanzschwache Team zwar Utopie bleiben, dennoch sind regelmäßige Zielankünfte und gefahrene Rennkilometer Ansporn und Bestätigung zu gleich.