Die Worte werden martialischer: Monisha Kaltenborn übt sich in ihrem Kampf um mehr Gerechtigkeit in der Formel 1 nun in Kriegsrhetorik. Es sei Zeit für eine "Französische Revolution" in der Formel 1, fordert sie und unterstützt dabei die Idee von Max Mosley, der eine Budgetgrenze in Kombination mit mehr technischen Freiheiten als Alternative zum unbegrenzten Geldausgeben unter einem engmaschigen Reglement vorschlägt. Technischer Fortschritt plus Kostenkontrolle ist für Mosley ein wichtiger Schritt in die Zukunft der Formel 1 - Kaltenborn schließt sich an.

"Max hat hier eine wirklich gute Idee hervorgebracht. Man braucht heutzutage Visionen in der Formel 1", sagte sie gegenüber Autosport. Es geht ihr nicht nur darum, die Kosten in den Griff zu bekommen, sondern auch darum, mehr Gerechtigkeit in der Formel 1 herzustellen. Daher ruft die 43-Jährige zum Aufstand gegen die Werke auf: "Diese Vision zeigt mir, dass man vielleicht eine Französische Revolution in diesem Sport braucht. Damals ging es auch um Freiheit und Gleichheit. Vielleicht ist es wieder an der Zeit dafür!"

Die Idee ist nicht neu - Mosley brachte bereits 2008 einen Vorschlag hervor, zwei gültige Reglements in der Formel 1 zuzulassen. Seine radikale Haltung, die Kosten binnen eines Jahres auf 50 Millionen Euro zu senken (was für manche Werke einen Einschnitt auf beinahe ein Zehntel des damaligen Etats bedeutet hätte), kostete ihn jedoch sein Amt. Die Hersteller einigten sich stattdessen auf das RRA (Ressource Restriction Agreeement), mit dem die Kosten auf das Niveau der frühen 1990er-Jahre gedrückt werden sollten. Toyota, BMW, Honda und Renault zogen jedoch angesichts der Wirtschaftskrise von 2008/09 schnell den Stecker, das RRA scheiterte nach kurzer Zeit. Für 2015 sollte eine deutlich großzügigere Kostengrenze gelten, die aber auch nicht kam.

Die LMP1-Kategorie zeigt, dass ein offenes Reglement funktionieren kann, Foto: Porsche
Die LMP1-Kategorie zeigt, dass ein offenes Reglement funktionieren kann, Foto: Porsche

Perfekter Plan: Wenig Kosten, viel Technik

"Wir haben immer gesagt, dass eine Budgetgrenze der einzige vernünftige Weg ist", so die Sauber-Teamchefin weiter. "Es bringt einen in eine gesunde Region bei den Ausgaben." Außerdem würde Mosleys Idee zusätzlich die Köpfe der Ingenieure fördern. Diese kritisieren schon seit längerer Zeit das äußerst engmaschige Reglement. "Ich denke, es gibt kein besseres Konzept, um das Maximum in dieser Hinsicht herauszuholen." Äußerungen aus dem Ferrari-Lager klangen aber in der Vergangenheit ganz anders...

Kaltenborn sieht den technischen Aspekt als "Teil der Essenz der Formel 1" an. "Es geht primär ums Racing, aber eben auch um die Technik." Genau diesen Spagat zwischen Kosten und Technik will auch die Strategy Group bei ihrem Treffen am 14. Mai thematisieren. Zwar treffen sich dort mehrheitlich die großen Teams, doch Kaltenborn ist trotzdem optimistisch: "Die Hersteller haben die Idee der Budgetgrenze nach 2009 aufgenommen und sie als Basis für das RRA verwendet. Auch sie sehen die Notwendigkeit, den Sport auf ein finanziell gesundes Level zu bringen."