Komet oder Sternchen? - Zwischenbilanz: Die F1-Rookies im Check

Die Formel 1 begibt sich nach den ersten vier Saisonrennen in die Pause. Motorsport-Magazin.com nutzt die Verschnaufzeit vor der Europasaison, um die fünf Rookies unter die Lupe zu nehmen.

Max Verstappen, Toro Rosso

Ein 17-Jähriger in der Formel 1, der Königsklasse des Motorsports - als mit der Verpflichtung Max Verstappens bei Toro Rosso dieses Szenario Realität wurde, waren die Bedenken groß. Dabei ging es vielen noch nicht einmal um die fahrerischen Fähigkeiten, die Verstappen während seiner Kartzeit und nur einem Jahr in der Formel 3 erlangt hatte. Sondern sie glaubten, dass er psychisch der Herausforderung nicht gewachsen sein würde. Verstappen belehrte sie - bislang - eines Besseren.

Nicht nur, dass er überholt, als hätte er nie etwas anderes gemacht, er erklärt auch noch erfahrenen Piloten, wie es geht... Verstappen hat Chuzpe und - Pech. Drei technische Defekte verbauten ihm die Chance, mit seinem unbestreitbar vorhandenen Talent mehr als sechs Punkte zu holen. Wenn Toro Rosso und Motorenpartner Renault ihre Probleme in den Griff bekommen, ist vom jüngsten Punktesammler aller Zeiten noch einiges zu erwarten.

Carlos Sainz Junior, Toro Rosso

Neben seinem Teamkollegen sah Carlos Sainz bislang recht blass aus. In den Statistiken sieht die Bilanz zwar ausgeglichen aus, aber trotz besserer Zuverlässigkeit konnte Sainz nicht mehr Punkte holen. Das lag zum Teil an Rookie-Fehlern, wie er selbst einräumte. So drehte er sich in China zu Beginn des Rennens und im Qualifying zum Malaysia GP, bei dem er sich den Einzug in Q3 vermasselte. In Bahrain erhielt er eine Strafe, weil er zu langsam in Richtung Startaufstellung fuhr, wobei unklar ist, ob er einen Fehler beging oder ihn das Team falsch instruierte.

In jedem Fall lief es bei Sainz in den ersten Saisonrennen noch nicht so richtig rund. Dass er eine starke Pace hat, konnte der Spanier bereits aufzeigen, allerdings scheint er längst nicht die Zweikampfhärte seines Teamkollegen zu haben. Sein Heimrennen, das den Beginn der Europa-Saison markiert, sollte Sainz also dazu nutzen, eine Schippe draufzulegen.

Will Stevens, Manor Marussia

Streng genommen ging Will Stevens nicht als Rookie in die Saison 2015, denn er bestritt für Caterham das Saisonfinale 2014. Da es seine erste volle Saison ist, werten wir den Briten jedoch als Rookie. Da er den Malaysia GP aufgrund technischer Probleme verpasste, befindet er sich auf dem gleichen Erfahrungsstand wie sein Teamkollege. In Sachen Pace hat er ihm jedoch einiges voraus. Stevens wies Merhi meist deutlich in die Schranken.

Seine Überlegenheit veranlasste Stevens nach dem Bahrain Grand Prix zu einem Tweet mit dem Hashtag '#44seconds'. Diesen Vorsprung hatte er am Ende des Rennens auf seinen Teamkollegen. Dessen Fans und die spanischen Medien fanden den Seitenhieb alles andere als lustig, weshalb sich Stevens genötigt sah, den Tweet zu löschen. Twitter-Fehltritte sind in der Formel 1 allerdings schon deutlich erfahreneren und prominenteren Piloten passiert, weshalb man Stevens' Fauxpas nicht zu eng sehen sollte.

Roberto Merhi, Manor Marussia

Dem Spanier eilte der Ruf voraus, ungestüm und ohne Rücksicht auf Verluste zu überholen. Der eine oder andere Fahrerkollege aus der DTM bedachte den Spanier schon mit sehr deutlichen Worten, man denke nur an Timo Glock ("Er hat einfach null Ahnung. Er ist nicht qualifiziert, in der DTM Auto zu fahren - er gehört nicht hier hin") und Timo Scheider ("Das ist der Fahrer, wo im Vorfeld jeder gesagt hat, 'Wenn du mit dem zusammen bist, dann pass auf, der ist bekloppt'").

In der Formel 1 waren Zweikämpfe bislang Mangelware. Die Konkurrenz ist zu weit weg und selbst der Teamkollege enteilte ihm ein ums andere Mal. Daher lässt sich schwerlich beurteilen, ob der Spanier geläutert ist. Selten im TV-Bild zu sehen, fuhr er unauffällige Rennen. Auch bei Überrundungen gab es keine Probleme. Nur bei Safety Car-Phasen zog Merhi den Zorn seiner Konkurrenten auf sich, wenn er zu langsam fuhr. In China erhielt er dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe.

Felipe Nasr

Bei seinem Debüt setzte Felipe Nasr ein Ausrufezeichen. Der als Paydriver verschriene Brasilianer fuhr von Startplatz zehn auf Rang fünf nach vorne. Allerdings war er kurz nach dem Start in eine unglückliche Kettenreaktion verwickelt, die Pastor Maldonado aus dem Rennen warf. In Malaysia touchierte er ausgerechnet seinen Förderer aus Formel-3-Zeiten, Kimi Räikkönen, mit dem Frontflügel am Hinterrad, was sowohl den Finnen als auch ihn selbst weit zurückwarf.

In beiden Fällen kann man jedoch von Rennunfällen sprechen, was die Stewards ebenso sahen und daher auf Strafen verzichteten. Als Crashpilot sollte Nasr also nicht voreilig abgestempelt werden. Er hat ein Jahr weniger Erfahrung als Teamkollege Marcus Ericsson und trotzdem ist er in der Fahrerwertung deutlich besser platziert und fuhr mehr als doppelt so viele Punkte ein. Sofern sein Auto mitmacht, sollte in dieser Saison noch so einiges möglich sein, Überraschungserfolge nicht ausgeschlossen.

Anmerkung: Die Fahrer-Noten sind Durchschnittswerte, die sich aus den Benotungen der Motorsport-Magazin.com-Redaktion nach jedem Rennen zusammensetzen.