Nico Rosberg war nach Bahrain gereist mit dem Ziel, am Sonntagabend in der WM-Wertung wieder vor Sebastian Vettel zu stehen. Der Plan ging auf, obwohl der Mercedes-Pilot nicht über Platz drei hinauskam. Da Vettel sich aber sogar mit dem fünften Rang zufrieden geben musste, reist Rosberg als Gesamtzweiter zum Europaauftakt nach Spanien. Der Vize-Weltmeister belegt mit 66 Punkten den zweiten Platz vor Vettel - mit einem Zähler Vorsprung. Mercedes machte kein Geheimnis daraus, dass sich die doppelte Führung gut anfühlt.

Kimi Räikkönen vermieste die Silberpfeil-Party zwar mit seiner Rückkehr aufs Podium, doch angesichts der vergangenen Ergebnisse war der Finne der beliebtere Gast zwischen Hamilton und Rosberg. "Klar bin ich froh. Vettel hat ein paar Punkte verloren und das wird in der Weltmeisterschaft vielleicht noch eine Rolle spielen", gab Toto Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com zu. "Platz fünf ist sicher ein kleiner Dämpfer zur richtigen Zeit."

Zwischen Mercedes und Ferrari wird es immer enger, Foto: Sutton
Zwischen Mercedes und Ferrari wird es immer enger, Foto: Sutton

Ferrari wird noch besser

Vettel selbst wollte - wie man es von ihm gewohnt ist - gar nicht erst über einen Kampf um den Titel sprechen. Der vierfache Champion betonte die überraschende Ferrari-Power zwar mehrfach, lehnte sich aber nicht zu sehr aus dem Fenster. "Es ist April. Da behält man die Füße auf dem Boden", sagte Vettel. "Wir sind nicht die Favoriten, das wissen wir. Aber die Lücke zu Mercedes zu diesem Zeitpunkt hat viele überrascht. Wir wissen, dass wir stark sein können - und wir wissen, dass wir es noch besser machen können."

Räikkönens überzeugende Vorstellung in der Wüste bedeutet, dass es hinter WM-Leader Hamilton jetzt noch enger zugeht. Der Finne ist Gesamtvierter mit 42 Punkten. Der Rückstand zu Platz zwei beträgt nach den ersten vier Rennen 24 Zähler. Rosberg wusste nicht, gegen welchen der beiden Ferrari-Piloten er lieber im WM-Duell antreten würde. "Wie wir heute gesehen haben, sind das beide starke Fahrer und wir müssen mit beiden rechnen", sagte er.

Nach Siegen führt Mercedes 3:1 gegen Ferrari, Foto: Sutton
Nach Siegen führt Mercedes 3:1 gegen Ferrari, Foto: Sutton

Welche WM ist wichtiger?

Im gleichen Atemzug erklärte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene, wie Ferrari das Thema Weltmeisterschaft in Angriff nimmt. "Geht es nach dem Unternehmen, für das ich arbeite, dann steht die Konstrukteurs-WM an erster Stelle", sagte er zwar, erklärte aber auch: "Wenn es nach den Medien und Fans geht, ist die Fahrermeisterschaft die Nummer 1. Wenn wir beides gewinnen, wäre ich super happy. Es ist eine unterschiedliche Sichtweise: Wir sind Hersteller, also wollen wir die Hersteller-WM gewinnen. Aber wir haben auch Fahrer im Auto, die Weltmeister werden wollen."

Nach dem Wüsten-Ausflug können Mercedes und Ferrari nun kurz durchschnaufen, bevor es in drei Wochen nach Europa geht. Um für den WM-Kampf gerüstet zu sein, steht in Barcelona das erste große Update-Paket auf dem Plan. Für Mercedes ist klar: Angesichts der überraschenden Ferrari-Stärke müssen die Silberpfeile früher als geplant nachlegen. "Nervös sind wir aber nicht", betonte Mercedes-Technikchef Paddy Lowe. "Dieses Jahr ist es einfach eine normalere WM, in der unterschiedliche Teams in jedem Rennen um den Sieg kämpfen. Das ist nie einfach."

Jetzt kämpfen beide Ferraris um den Titel, Foto: Sutton
Jetzt kämpfen beide Ferraris um den Titel, Foto: Sutton

Lieber ein Package statt eines Pakets

Toto Wolff ging die prekäre Angelegenheit schon etwas offensiver an, um die WM-Führung weiter zu festigen. Bei der aktuellen Ferrari-Performance dürfe kein Stillstand bei Mercedes einkehren, erklärte er. Wolff: "Es kommen jede Menge Power und jede Menge Updates. Du musst immer wieder solide Updates bringen und das Auto weiterentwickeln."

Ferrari-Pendant Arrivabene erlaubte sich in diesem Zuge einen kleinen Spaß, ohne dabei zu viel verraten zu wollen, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Der Italiener in seiner ureigenen Art: "Ich denke, dass wir in Barcelona ein ordentliches Package haben - und nicht etwa ein Paket. In Italien sagt man 'un paco'. Das bedeutet: eine Schachtel, die aussieht wie ein Geschenk - und am Ende ist sie leer. Das ist der Unterschied zwischen einem Package und einem Paket."