Ein leichter Anflug von Panik am Mercedes Kommandostand in Bahrain. Leichte Nervosität in den Gesichtern. Auch wenn es das Ergebnis mit Platz eins und drei nicht sofort vermuten lässt, Mercedes kämpfte in Bahrain mit technischen Problemen. An beiden Autos schaltete sich während des Rennens das Brake-by-Wire-System aus und entsprechend ging das Auto ins herkömmliche System über.

"In diesem Moment ist man ohne Verteidigungswaffen", erklärte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Während Nico Rosberg von Beginn des Rennens an mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatte, traten die Probleme bei Hamilton vollkommen unerwartet in der letzten Runde auf. "Wir sahen die heißen Bremsen bei Nico im Verkehr - zuerst gegen Sebastian [Vettel] und dann gegen Kimi [Räikkönen]", beschrieb Wolff die anfänglichen Duelle gegen die Ferrari-Piloten.

Nico Rosbergs Mercedes machten die zahlreichen Überholmanöver zu schaffen, Foto: Sutton
Nico Rosbergs Mercedes machten die zahlreichen Überholmanöver zu schaffen, Foto: Sutton

Es folgten viele Zweikämpfe und harte Bremsmanöver. Die richtigen Probleme begannen aber an beiden Autos, als schließlich zum Ende des Rennens Überrundungen anstanden. "Da gingen die Bremstemperaturen durch die Decke. Wir hatten einen Fehler im Brake-by-Wire-System an beiden Autos in der gleichen Kurve", so Wolff weiter. Ort des Geschehens war Kurve eins nach der langen Start/Zielgeraden. "Als der harte Bremspunkt nach der Geraden anstand, waren die Temperaturen himmelhoch." In diesem Moment schaltete sich bei beiden Piloten - allerdings zu unterschiedlichen Zeitpunkten - das System aus.

"Ohne die elektronische Bremse muss das gesamte Bremssystem neu kalibriert werden und der Fahrer hat wesentlich weniger Bremsleistung zur Verfügung als mit einem intakten System", erklärte Wolff auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. "Das Brake-by-Wire-System ist eine elektronische Bremse, die nicht nur über die Bremsbeläge und -scheiben, sondern eben elektronisch funktioniert und den Motor elektronisch bremst." Ab diesem Zeitpunkt wird das Pedal lang und das Auto verzögert nicht mehr wie gewohnt. Dieser technische Aussetzer führte auch zum Ausrutscher von Rosberg, durch den sich Kimi Räikkönen schließlich Platz zwei sichern konnte.

Lewis Hamilton fuhr die letzte Runde ohne Brake-by-Wire-System, Foto: Sutton
Lewis Hamilton fuhr die letzte Runde ohne Brake-by-Wire-System, Foto: Sutton

Eine mögliche Ursache bekannt

Einige der Probleme des System kamen für Mercedes allerdings nicht vollkommen unerwartet. Nach den starken Longrun-Zeiten von Ferrari setzten die Silberpfeile auf einige Verbesserungen für das Qualifying und das Rennen. "Wir wussten, dass diese vorgenommenen Änderungen am Auto die Bremstemperatur ein klein wenig beeinträchtigen würden", gab Wolff ehrlich zu.

Mercedes wusste um diesen Kompromiss, hatte einige Faktoren im Rennen aber nicht so schwerwiegend eingeschätzt. Durch zahlreiche Überholmanöver - vor allem auf Seiten von Nico Rosberg - und viele Überrundungen gegen Ende des Rennens riss mehrfach der Luftstrom ab, als die beiden Piloten anderen Autos folgten. Entsprechend stieg die Bremstemperatur höher als erwartet. Während dies bei Rosberg immer wieder auftrat und von Mercedes stetig überwacht wurde, kam der Aussetzer bei Hamilton plötzlich. "An Lewis Auto war es eine Überraschung und muss wohl ein bisschen mit der Tatsache verbunden sein, dass er etwas Druck gemacht hat, weil Kimi kam und gleichzeitig durchs Feld fahren und überrunden musste", erklärte Wolff.

Die vorgenommenen Änderungen am Auto auf Kosten der Bremskühlung werden nun aber nochmals genau geprüft. "In Hinblick darauf, dass dadurch das Problem verursacht wurde, welches uns fast das Rennen gekostet hätte - und Platz zwei -, werden wir das nochmal ansehen und die Dinge in Zukunft anders angehen", machte der Mercedes-Motorsportchef keine Umschweife.

Für Rosberg waren die Änderungen am Auto und die damit gestiegenen Bremstemperaturen allerdings nicht der einzige Grund für die Probleme. "Die Ingenieure wussten, dass wir mit den Bremsen am Limit waren. Das jetzt war aber ein anderes Problem, das noch hinzu kam", erklärte der Deutsche. Für ihn trat sofort das Rennen in Kanada 2014 ins Gedächtnis, als ebenfalls beide Mercedes-Piloten synchron mit Problemen zu kämpfen hatten. "Man geht mit den Bremsen immer an die Grenzen und manchmal etwas darüber. Aber das hatte sich nicht angedeutet."