Nach zwei schwierigen Rennen, in denen Red Bull sogar gegenüber dem Schwesterteam Toro Rosso das Nachsehen hatte, war das Qualifying für zum Bahrain-GP für die Bullen ein echter Lichtblick, zumindest was Daniel Ricciardo betrifft. Während sein Teamkollege Daniil Kvyat in Q1 ausschied, kämpfte sich der Australier bis Q3 durch und stellte seinen RB11 auf die siebte Startposition. Ricciardo hatte dabei nur einen Anlauf in Q2, weil an seinem Auto geschraubt wurde. In Q3 hatte er damit zwei Runs, im zweiten machte er jedoch einen Fehler. Seines Erachtens hat er damit die Gelegenheit verpasst, Felipe Massa noch den sechsten Platz abspenstig zu machen.

Doch schon im ersten Versuch in Q3 gelang ihm ein beeindruckender Sprung gegenüber seiner Zeit in Q2. "Wir haben in Q3 noch eine halbe Sekunde gefunden, nachdem wir etwas mehr Frontflügel eingestellt haben. Vorher hatte ich Untersteuern", erklärte Ricciardo, der angesichts seines starken Auftretens sich in absoluter Spaß-Laune befand und mit den Journalisten immer wieder herumblödelte. "Dazu war es einfach eine sauberere Runde. Ich bin sehr glücklich." Dabei hätte es noch besser laufen können: "Ich war im zweiten Run eine Zehntel vorn, aber habe den Grip in Turn 6 überschätzt und bin aus dem Rhythmus für Turn 7 und 8 gekommen." Sonst hätte er Massa wohl noch abgefangen.

Sensitiv in Turn 10: Daniel Ricciardo hat endlich wieder ein Gefühl für die Bremse, Foto: Sutton
Sensitiv in Turn 10: Daniel Ricciardo hat endlich wieder ein Gefühl für die Bremse, Foto: Sutton

Renault-Probleme erfordern Kompromisse

Das Verhältnis von Red Bull zur Strecke von Bahrain erscheint ambivalent: "Wir waren hier letztes Jahr schon stark, sie scheint uns zu liegen", sagte der 25-Jährige. Dabei kommt die Strecke von ihrem Layout her RBR eigentlich gar nicht entgegen, da die Power Unit von Renault unter einem Leistungs-Defizit gegenüber Mercedes und Ferrari leidet und darüber hinaus auch noch unzuverlässig ist. "Wir mussten im Training ein paar Kompromisse eingehen", gab Ricciardo zu. "Aber im Qualifying konnten wir aufdrehen und ich denke, auch im Rennen sollten wir relativ dicht an die Maximalleistung kommen."

Dennoch seien die Nachteile nicht von der Hand zu wischen. "Wir mussten etwas mehr Flügel rausnehmen als man das eigentlich auf dieser Strecke möchte. Aber die Balance war eigentlich gar nicht so schlecht, nur am Nachmittag haben wir etwas unter dem Wind gelitten." Einen wichtigen Schritt hingegen konnte Red Bull auf der Bremse erzielen: Nach dem Wechsel des Zulieferers gab es zuletzt große Probleme. "China war wirklich schwierig", gab der dreifache GP-Sieger zu.

Jetzt aber hat er diesbezüglich einen großen Schritt gemacht: "Ich habe wesentlich mehr Vertrauen auf der Bremse, wir haben da richtig viel gelernt. Bislang hatte mir das Vertrauen auf der Bremse gefehlt, das soll jetzt aber nichts entschuldigen. Aber wir kommen langsam wieder zu dem Gefühl zurück, das ich letztes Jahr hatte." Und das war bekanntlich so gut, dass er drei Rennen gewinnen konnte.

Attacke auf Williams

Im Rennen will sich Ricciardo an die Williams wagen, Foto: Sutton
Im Rennen will sich Ricciardo an die Williams wagen, Foto: Sutton

Allen Fortschritten zum Trotz lauert aber auch ein Damoklesschwert über dem Kopf des Mannes aus Perth: Er hat bereits teilweise dritte Komponenten an seiner Power Unit eingebaut, von denen er maximal vier zur Verfügung hat. Ricciardo macht sich keine Illusionen: "An einem gewissen Punkt in der Saison werden wir eine Strafe kriegen. Aber wir müssen Performance finden und ich denke, da ist es besser, Risiken einzugehen. Jetzt längere Zeit konservativ zu bleiben würde uns nirgendwo hinführen." Er selbst denke nicht zu viel darüber nach, sondern konzentriere sich aufs Schnellfahren.

Mit einem beruhigenden Vorsprung auf Nico Hülkenberg hinter ihm kann Daniel Ricciardo sich ganz nach vorne konzentrieren. "Ich denke, es würde uns alles abverlangen, gegen Williams zu kämpfen. Aber wenn alles, wirklich alles passt, dann wäre das eine realistische Perspektive. Und damit meine ich: Start, Strategie, Reifenmanagement. Alle muss exakt passen." Einen frischen Reifensatz hat er dabei nicht mehr übrig, "aber ich denke, das gilt für alle um mich herum." Das Rennen wird dann auch der Härtetest für das neue Bremsmaterial.