Deine Nachmittags-/Abends-Session sah von der Platzierung her ganz anders aus. Wie hast du dich gefühlt?
Max Verstappen: Ich hatte wieder mit den Bremsen zu kämpfen. In meiner ersten schnellen Runde auf den Mediums hatte ich einen massiven Bremsplatten. Der Reifensatz war damit bereits hinüber. Dann mussten wir das Bremsmaterial wechseln. Das hat uns viel Zeit gekostet. Dann musste ich sofort auf die weichen Reifen gehen, mit dem Bremsmaterial, das ich während des ersten Trainings verwendet habe. Man verliert etwas das Selbstvertrauen und weiß, dass man für den Longrun gebrauchte Reifen verwenden muss. Es ist dann ein ziemlich bruchstückhafter Run.

Du warst also etwas zu vorsichtig?
Max Verstappen: Ja, man will die Vorderreifen nicht blockieren und die Reifen ruinieren. Es war kein perfektes zweites Training.

Aber du verwendest jetzt ein anderes Bremsmaterial...
Max Verstappen: Es war das gleiche, nur ein neues Set.

Ist es das gleiche wie bei Red Bull? Sie hatten in der Vergangenheit ja einige Probleme...
Max Verstappen: Ich bin mir nicht sicher, ob sie das gleiche verwenden. Im Moment denke ich nicht. Wir müssen sehn.

Ist es für dich jetzt ein schlechtes Gefühl, so von den Bremsen abzuhängen?
Max Verstappen: Es ist nicht sehr gut. Morgen muss ich im letzten Training sicherlich das Vertrauen zurückgewinnen, hart bremsen zu können.

Vor allem für deine Überholmanöver...
Max Verstappen: Ja. Mit einem Rennauto zu bremsen und Rundenzeiten zu bekommen ist die Nummer 1, daher muss ich das Gefühl fürs Bremsen wiederbekommen.

Verstappen fuhr die Positionen sechs und 16 ein, Foto: Sutton
Verstappen fuhr die Positionen sechs und 16 ein, Foto: Sutton

Alles eine Frage der Planung

Deine Überholmanöver in Shanghai waren ziemlich beeindruckend. Und wir haben die Kommentare von Nico Rosberg gehört, dass es nicht möglich war, zu überholen. Was kannst du ihm antworten?
Max Verstappen: Nun ja, es ist möglich. Sie haben den gleichen Top-Speed und wir nicht im Vergleich zur Konkurrenz vor uns. Man muss nur spät bremsen...

Viele Fahrer haben gesagt, dass es sehr kompliziert ist, einem anderen Fahrer auf der langen Gerade zu folgen, weil man seine Reifen zerstört und dann diese lange Kurve zur Gerade hin... Wie hast du das geschafft?
Max Verstappen: Es geht nur darum, wo man sich platziert.

Dein Geheimnis?
Max Verstappen: Man muss es planen. Schon drei Runden vorher überlegt man sich: Ok, auf dieser Runde werde ich ihn überholen. Ich sehe wirklich kein großes Problem darin. Wenn man natürlich länger, also fünf oder sechs Runden, dahinter bleibt, dann bekommt man Probleme mit den Reifen. Man muss es schnell machen und das Auto außerhalb der schmutzigen Luft platzieren.

Wie bereitest du die Überholmanöver vor? Geht es nur ums Platzieren des Autos oder geht es auch um den Ladezustand der Batterie?
Max Verstappen: Ja, natürlich braucht man auch die Batterie, um anzugreifen. Aber das Wichtigste ist, sich ein paar Kurven vorher zu positionieren.

Verstappen glaubt nicht, dass Toro Rosso und Red Bull das gleiche Bremsmaterial verwenden, Foto: Sutton
Verstappen glaubt nicht, dass Toro Rosso und Red Bull das gleiche Bremsmaterial verwenden, Foto: Sutton

Kühler ist besser

Kommen wir zu diesem Wochenende zurück. Der Rundenzeitenunterschied zwischen beiden Reifenmischungen ist ziemlich groß. Welcher ist für dich der Rennreifen?
Max Verstappen: Das ist schwer zu sagen. Der Medium hält normalerweise länger, ist aber recht langsam im Vergleich zum weichen Reifen. Man muss da einen Kompromiss finden. Der weiche Reifen sollte der sein, mit dem man bei der Rundenzeit gewinnt.

Wie viel länger halten die Medium-Reifen?
Max Verstappen: Das ist schwer zu sagen, weil ich keinen Longrun auf den Mediums gefahren bin. Normalerweise sollten es sicherlich fünf bis sechs Runden sein.

War es für dich schwierig, dich an die anderen Bedingungen am Abend zu gewöhnen? Die Asphalttemperaturen fallen dramatisch und das Verhalten des Autos scheint recht anders zu sein...
Max Verstappen: Ja, aber es ist immer besser, niedrigere Temperaturen zu haben, denn dann hat man mehr Grip. Das ist die positive Seite. Aber ich hatte mit den Bremsen zu kämpfen und dann wird alles etwas schwieriger. Wenn wir das nicht gehabt hätten, wäre es sicher ein besseres Training gewesen.

Wo steht ihr nach dem Freitag insgesamt?
Max Verstappen: Ich denke, es ist ähnlich wie in China. Wir können immer noch um Q3 kämpfen.