Eigentlich hätte Nico Rosberg gerne Fragen zum Bahrain GP beantwortet. Doch daraus wurde nicht viel. In den knapp 20 Minuten, die Rosberg zunächst der internationalen Presse und später den deutschsprachigen Journalisten Rede und Antwort stand, gab es rund 60 Sekunden zum bevorstehenden Rennen. Der China GP vor fünf Tagen ist noch immer Thema Nummer eins.

Der erste psychologische Sieg für Teamkollege Lewis Hamilton im WM-Kampf? "Vielleich, weil ich hier stehe und all diese Fragen beantworten muss", drückt Rosberg seinen Unmut darüber aus. "Das ist nervig - naja, nicht nervig, aber vielleicht etwas übertrieben", urteilt der Deutsche.

Lewis Hamilton sieht das genauso: "Einige Leute haben die Wörter so weitergesponnen, wie sie es gerne hätten. Wir bewegen uns nach vorne, werden dieses Wochenende wieder als Team zusammen kommen und werden unser Bestes geben. Es gibt keine Probleme zwischen mir und Nico. Wir haben uns heute Morgen getroffen und alles ist gut."

Rosberg: Würde alles noch einmal genauso machen

Kritik prasselte auf Rosberg nicht nur ein, weil er Hamilton nicht geschlagen hat, sondern vor allem, weil er sich nach dem Rennen derart äußerte. Rosberg kann die Kritik an seinem Verhalten nicht verstehen. "Wenn ich nichts sage, werde ich kritisiert, weil ich nichts sage. Das muss doch Mal sein, wenn etwas diskutiert werden muss. Ich würde es noch einmal genauso machen, weil ich nach dem Rennen enttäuscht war und meine Fakten darlegen wollte."

Trotzdem war dem 29-Jährigen anzumerken, wie unangenehm ihm die Fragen zum China GP waren. "Es bringt jetzt auch nichts, weiter in dem Thema zu grübeln. Ersten war das Thema nicht so groß. Da hatten wir noch viel schlimmere Zeiten in unserem Duell. Und es ist eine Sache der Vergangenheit. Seit Sonntag eigentlich schon."

In der Tat gab es schon brenzligere Situationen zwischen den beiden Mercedes-Piloten. Dennoch wirft das vergangene Wochenende weiterhin Fragen auf. Was passiert, wenn es noch einmal zu einer solchen Situation kommt? Was versteht Rosberg unter 'konstruktiven Diskussionen'? Was würde Rosberg in einer solchen Situation machen?

Zumindest auf die letzte Frage hatte der WM-Dritte eine Antwort: "Natürlich müssen wir akzeptieren, dass wir für das Team fahren. Das ist immer ein schmaler Grat, aber am Ende muss ich immer das Team respektieren." Heißt: Rosberg steckt im Zweifel zurück, um das bestmögliche Teamresultat nicht zu gefährden.

Rosberg: Springe nicht vom Balkon

Motorsport-Magazin.com hakte provokant nach: "Du machst alles, was dir das Team sagt. Aber Lewis auch?" Rosberg konterte zunächst mit einer Portion Humor: "Also wenn sie mir sagen: Spring vom Balkon! Dann mache ich das nicht." Allerdings weiß auch Rosberg, dass die Frage nicht ganz so lustig ist.

Hamilton hört nicht immer aufs Team, Foto: Sutton
Hamilton hört nicht immer aufs Team, Foto: Sutton

Lewis Hamilton ignorierte Teamanweisungen im vergangenen Jahr gerne Mal und setzte - nachdem er dazu aufgefordert wurde, Benzin zu sparen oder die Reifen zu schonen - einen Überraschungsangriff. Lewis Hamilton ist vermutlich nicht der uneingeschränkte Teamplayer. Das weiß Rosberg und versuchte die Frage zu umgehen.

"Für beide ist es schwierig, weil wir immer selbst gewinnen wollen", warb er um Verständnis. "Ich bin hier, um zu gewinnen. Gleichzeitig bin ich aber Angestellter des Teams. Es ist immer ein Kompromiss und es ist schwierig, eine Linie zu finden, mit der alle happy sind. Das wird nie anders sein."

Trotzdem soll auch in Zukunft das Team eingreifen, wenn Gefahr durch ein anderes Team lauert. "Wenn es das Risiko gibt, dass das Team von einem anderen Team geschlagen wird, dann kommen Methoden zum Einsatz.", verrät Rosberg und fügt an: "Je nervender Ferrari wird, desto mehr müssen wir dazu greifen." Fallbeispiele wollte der Vize-Weltmeister nicht durchsprechen.

Videoanalyse soll helfen

Im letzten Jahr setzte sich Lewis Hamilton in Bahrain knapp durch, Foto: Mercedes AMG
Im letzten Jahr setzte sich Lewis Hamilton in Bahrain knapp durch, Foto: Mercedes AMG

In Bahrain soll es ohnehin nicht zu einer Situation wie in China kommen. Die Strecke in Bahrain ist mit ihren vier längeren Geraden für spektakuläre Zweikämpfe prädestiniert. Im Vorjahr erlebten die Fans ein wahres Spektakel - mit dem besseren Ende für Lewis Hamilton.

Rosberg besinnt sich auf seine analytischen Fähigkeiten. "Ich habe mir die Videos angeschaut, um mich zu verbessern, wenn wir im Battle sind. Es gibt Dinge, die hätte ich im letzten Jahr besser machen können, um dieses Rennen zu gewinnen." Rosberg angriffslustig: "Die beste Antwort kann ich auf der Strecke geben." Bei Lewis Hamilton hört sich das so an: "Ich fahre lieber, statt zu reden." Der Bahrain GP verspricht also erneut ein packendes Duell zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg.