Die einstige Dominanz der Silberpfeile aus dem Jahr 2014 scheint dahin. In China sicherte sich die Mannschaft zwar erneut einen Doppelsieg, während des gesamten Rennens war der Atem von Sebastian Vettel aber zu spüren. Immer wieder wurde in den ersten Rennen von Mercedes-Seite betont, dass keiner der beiden Fahrer einen Vorteil haben soll. Die wiedererstarkte Scuderia hat diese Pläne aber zumindest ins Wanken gebracht.

"Es könnte die Situation kommen, in der wir riskieren, den Sieg an einen Ferrari zu verlieren und wir dann vielleicht eine unpopuläre Aufforderung tätigen müssen", so Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Eigentlich hatte sich Mercedes klar gegen Teamorder ausgesprochen, aber eines ist klar: "Unser Hauptaugenmerk ist immer noch die Nummer eins. Dafür haben wir uns entschieden." Entsprechend könnte eines Tages die Situation aufkommen, in der das Team die Fahrer "mehr leiten muss."

Die Fahrer könnten eventuell mehr geleitet werden, Foto: Sutton
Die Fahrer könnten eventuell mehr geleitet werden, Foto: Sutton

Der Rennsieg darf nicht gefährdet werden

Dies begründete Wolff mit der großen Verantwortung für das Team und die Marke. Dabei gab er zu bedenken, dass nicht nur die beiden Fahrer eine Rolle spielen, sondern im Hintergrund rund 1000 Menschen an den Autos arbeiten. "Sollte es irgendwann dazu kommen, dass wir zwischen die beiden gehen müssen, weil wir ansonsten vielleicht denn Rennsieg verlieren, werden wir es tun."

Diese Gedanken wurden bereits in Malaysia aufgeworfen, als Vettel den Sieg holte und Mercedes auf den Rängen zwei und drei ins Ziel kam. Beide Piloten wurden in der anfänglichen Safety-Car-Phase an die Box zitiert, wodurch allem voran Rosberg viel Zeit verlor. Mercedes hatte sich in diesem Rennen dagegen entschieden, die Strategien der beiden Piloten zu splitten, um beiden die gleichen Chancen zu ermöglichen. Ein Entschluss, für den das Team auch Kritik einstecken musste.

Mit der immer größeren Bedrohung durch Ferrari hat nun ein Umdenken im Kopf der Strategen bei Mercedes stattgefunden. "Wir haben nicht mehr den Vorsprung aus dem letzten Jahr, durch den wir sie gegeneinander bis zum Schluss Druck machen lassen konnten", stellte Wolff klar.

Keine klare Teamorder, nur Hinweise, Foto: Sutton
Keine klare Teamorder, nur Hinweise, Foto: Sutton

Nur leiten, nicht lenken

Für den Österreicher ist Teamorder aber nicht gleich Teamorder. Es wäre für ihn unvorstellbar, einen der beiden Fahrer nicht überholen zu lassen. Gleichzeitig zeigte er sich solidarisch mit Teams, die derartige Entscheidungen in der Vergangenheit treffen mussten, aus Angst sie könnten die Weltmeisterschaft verlieren. "Ich klopfe auf Holz. Wir waren bis jetzt noch nicht in dieser Situation", sagte Wolff, der seine Vorstellung von Teamorder erklärte. "Mehr leiten, ohne eine solch drastische Aufforderung machen zu müssen, ist jetzt eine Möglichkeit."

Wie eine nicht so dramatische Aufforderung aussehen könnte, ist noch unklar. Zumindest für den Moment sieht Wolff seine beiden Piloten auf einem Niveau. "Die beiden schenken sich nichts", unterstrich der Motorsportchef. Ein gern gesehenes Spannungselement, solange die Rivalität nicht wie im Vorjahr in Spa irgendwann überhandnimmt. "Wir müssen diskutieren und analysieren, aber auch schauen, dass eine Situation nicht eskaliert."