Nico Rosberg war nach dem Qualifying in Shanghai nicht nur wegen der denkbar knapp verpassten Pole Position verärgert, sondern auch wegen der Anweisungen seines Teams, auch wenn er den Verlust der Pole nicht auf diesen Umstand schieben wollte. Der Mercedes-Kommandostand habe ihn auf seiner Warm-Up-Runde angewiesen, schneller zu fahren.

"Wir müssen uns das ansehen, da es nicht ideal war, mich so unter Druck zu setzen", sagte er gegenüber Sky Sports F1. "Ich denke nicht, dass es mich etwas gekostet hat, aber allein die Geisteshaltung, zu wissen, dass ich etwas schneller fahren muss... Daher müssen wir uns das ansehen."

Teamerfolg steht über persönlichen Vorlieben

Ebenso skeptisch sieht Rosberg die Taktik seines Teams für das Rennen, da er diesbezüglich schlechte Erfahrungen gemacht hat. Von unterschiedlichen Strategien für ihn und Polesetter Lewis Hamilton hält er aus persönlicher Sicht nichts. "Letztes Jahr war ich in Ungarn vorne und hatte letzten Endes die etwas schlechtere Strategie", erinnerte er sich. Von der Pole gestartet kam Rosberg damals nur auf Rang vier.

Zwar hat Rosberg Verständnis dafür, dass das Team die Strategien aufteilt, da der Unterschied oft gering ist und man nicht sicher ist, welche Strategie die bessere ist. "Persönlich mag ich das aber definitiv nicht, denn es ist eine künstliche Zugabe zu unserem Kampf, danach ist es für einen von beiden kein fairer Kampf mehr. Daher mag ich das nicht", sagte er.

"Aber so ist es nun einmal, wir fahren für Mercedes und in erster Linie müssen wir für Mercedes gewinnen. Wann immer sie das machen müssen, werden sie es tun und das ist für uns klar. Daher akzeptieren wir das, um sicherzugehen, dass wir gewinnen", fügte er hinzu.

Lektion in Malaysia

In Malaysia hatte Mercedes sich gegen eine zweigeteilte Strategie entschieden und diese Entscheidung im Nachhinein bereut. "Vielleicht waren wir zu sehr darauf konzentriert, das Fairplay zwischen den beiden aufrechtzuerhalten - in der Annahme, dass es sich nur um einen Kampf zwischen ihnen handelt -, dass wir in der Sekunde diese Entscheidung nicht getroffen haben", hatte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nach dem Sieg Sebastian Vettels eingeräumt. "Wir müssen jetzt vielleicht anerkennen, dass es einen Gegner gibt und dementsprechend Entscheidungen getroffen werden müssen, die sich als unpopulär herausstellen könnten."

Wolff kündigte an, dass die Strategien geteilt werden, wenn nicht klar ist, welche die bessere ist und man ein anderes Team zumindest mit einem Auto 'spiegeln' müsse, was Mercedes in Sepang nicht tat. "Was wir letztes Jahr immer versucht haben, war für die Fahrer so fair wie irgend möglich und blieb so neutral wie möglich, damit sie am Ende des Rennens nicht streiten", sagte er. "Wenn man sie auf einen langsameren Reifen setzt oder versucht, das Feld aufzuhalten, dann wird der Fahrer, egal wer es ist, protestieren. Das will man nicht. Man will nicht das Rennen beeinträchtigen."

Auch Rosberg gestand, dass Mercedes in Malaysia eine bessere Siegchance gehabt hätte, wenn er und Hamilton auf unterschiedlichen Strategien gefahren wären. "Denn ich wurde davon komplett beeinträchtigt", erinnerte er daran, dass er während der Safety Car-Phase hinter Hamilton auf seinen Boxenstopp warten musste. "Das ist einfach nur ein Beispiel, bei dem man als Team die Strategien aufteilen muss."

Hamilton selbst sieht die Thematik entspannt, da er sich im Vorteil wähnt. "Noch habe ich keine Sorgen. Letzten Endes bekommt das Auto, das vorne ist, die beste Strategie. Daher bringe ich mich dafür hoffentlich in die beste Position", sagte er gegenüber Adam Cooper.