Für Williams heißt es am Sonntag Start im Ferrari-Sandwich. Felipe Massa musste sich im letzten Moment noch gegen Sebastian Vettel geschlagen geben und holte mit 0,267 Sekunden Rückstand Platz vier. "Wir hatten lange die dritte Position und haben sie am Ende um einen Hauch verloren", ärgerte sich Massa ein wenig. Unmittelbar hinter ihm landete Teamkollege Valtteri Bottas auf Rang fünf - und damit vor Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari. "Wir haben gezeigt, dass wir immer noch mit Ferrari kämpfen", freute sich Massa dennoch.

Obwohl sich Vettel noch vor Massa schieben konnte, war dieser nach dem Qualifying begeistert. "Ich bin wirklich happy mit meiner Runde. Ich konnte das Maximum aus dem Auto herausholen", strahlte der Brasilianer. Gründe waren seiner Meinung nach das perfekte Management der Reifen und das richtige Setup. Dieses Ergebnis - allem voran auch der dritte Sieg gegen Bottas im Qualifying 2015 - war für den Williams-Mann besonders wichtig, da er am Freitag nach seinem unverschuldeten Unfall viel Trainingszeit verlor. "Wir haben immer gehofft, dass solche Zwischenfälle dann passieren, wenn es nicht zählt. Das war glücklicherweise der Fall."

Reicht es zum Angriff auf Ferrari?, Foto: Sutton
Reicht es zum Angriff auf Ferrari?, Foto: Sutton

Der Abstand zu Bottas betrug im Qualifying knapp zwei Zehntel, für den Finnen wäre allerdings laut eigener Aussage mehr möglich gewesen. In Q1 arbeitete der Williams-Pilot bezüglich der Reifen in die richtige Richtung und hatte mehr Grip zur Verfügung. Das änderte sich aber ab der zweiten Session, als die Hinterreifen große Probleme bereiteten. "Ich musste die vorderen Flaps im Qualifying zurückschrauben. Das ist das Gegenteil von dem, was wir normalerweise machen, wenn die Strecke besser wird." Alle Versuche, Temperatur in die Hinterreifen zu bekommen, schlugen fehl. Tatsächlich konnte die Mannschaft nach dem Qualifying einen deutlichen Temperatur-Unterschied zwischen den Reifen der beiden Autos feststellen - der Grund war schnell entdeckt. "Ich habe meine Reifen auf der Out-Runde zu sehr erhitzt und das haben wir erst nach dem Qualifying gemerkt."

Ferrari hart zu knacken

Nun startet Massa in Lauerstellung zum Podest. Ob die Pace im Rennen allerdings tatsächlich für einen Angriff auf Rot reicht, wollte er nicht prognostizieren. "Wir werden es versuchen, aber es wird nicht einfach", warnte er und fand nur lobende Worte für seinen ehemaligen Arbeitgeber. "Ferrari hat ein erstaunliches Auto und eine sehr gute Pace."

Bereits die Longruns am Freitag waren das erste Warnzeichen für Williams, sich vor der Scuderia in Acht zu nehmen. Wie konkurrenzfähig Massa im Rennen sein wird, konnte er selbst nicht sagen. "Ich konnte gestern aufgrund des Crashs keine Longruns fahren, daher kann ich das nicht beantworten."

Für Bottas geht es schlicht darum, den Reifenabbau besser als die Konkurrenz in den Griff zu bekommen - speziell gegen Ferrari eine schwierige Herausforderung. "Ich denke, im Rennen scheinen sie schneller als auf eine Runde zu sein - zumindest auf den Longruns am Freitag war es so", erinnerte Bottas. "Entsprechend ist der Reifenabbau geringer als bei allen anderen." Williams sieht er bezüglich der Reifen im Durchschnitt. Entsprechend schwierig schätzte er einen Angriff auf Ferrari ein. "Aber nun sind wir zwischen ihnen und man weiß nie, was im Rennen passiert."

Die Vorzeichen stehen aus Sicht des Finnen aber deutlich besser als in Australien oder Malaysia. "Wir wissen, dass wir an unserer Rennpace arbeiten müssen, aber wir sollten näher dran sein als noch in den ersten beiden Rennen."

Die Reifen werden die entscheidende Rolle spielen, Foto: Sutton
Die Reifen werden die entscheidende Rolle spielen, Foto: Sutton

Ansätze, aber keine wirkliche Lösung

Dieser Optimismus ist in der gründlichen Analyse des Teams nach Malaysia begründet. Performance-Chef Rob Smedley erklärte in China, dass das Team die Reifenprobleme aus Sepang im ersten Schritt genau unter die Lupe nahm und im zweiten Schritt Lösungen suchte. Dieser Prozess ist allerdings noch nicht abgeschlossen. "Es war kein aerodynamisches Problem, es war ein mechanisches Problem", schilderte Smedley und unterstrich vehement, dass kein grundsätzliches Performance-Problem bestehen würde.

Nach genauer Überprüfung und Überlegens wurden die ersten Ansätze deutlich, weshalb Smedley von der besseren Performance des FW37 nicht überrascht wurde. "Ich habe absolut erwartet, dass wir in China wieder in einer anständigeren Position sein würden", so der Brite. "Absolut nicht dort, wo wir sein wollen, aber immerhin eine anständigere Position."