Ginge es nach Lewis Hamilton, die Formel 1 würde wohl ausschließlich in China fahren. Der Mercedes-Pilot untermauerte im Qualifying einmal mehr, wie gut ihm der Shanghai International Circuit liegt, und sicherte sich bereits die fünfte Pole Position im Reich der Mitte. Damit startet der Brite als haushoher Favorit in den Großen Preis von China, den er bereits drei Mal gewann.

"China scheint weiterhin eine gute Strecke für mich zu sein. Ich habe hier ein sehr, sehr gutes Gefühl", strahlte Hamilton über das ganze Gesicht. "Das Auto fühlte sich wirklich gut an - die Jungs in der Fabrik haben seit dem letzten Rennen in Malaysia einen großartigen Job gemacht, indem sie analysiert haben, wo wir einen Schritt nach vorne machen können."

Hamilton erzielte in sämtlichen Sessions die Bestzeit und brennt darauf, das Shanghai-Wochenende am Sonntag perfekt abzuschließen. "Das letzte Wochenende war nicht das sauberste", nahm er noch einmal auf Malaysia Bezug, wo er sich Sebastian Vettel geschlagen geben musste, "aber an diesem Wochenende haben wir bislang alles ohne Probleme zusammenbekommen. Hoffentlich geht das morgen so weiter."

Hamilton sicherte sich die Pole, Foto: Mercedes-Benz
Hamilton sicherte sich die Pole, Foto: Mercedes-Benz

Übermütig wird Hamilton trotz der guten Ausgangsposition jedoch nicht, er hat die Gegnerschaft trotz des stattlichen Rückstands im Qualifying noch nicht abgeschrieben. "Es liegt ein langes Rennen vor uns und die Ferraris sind hier wieder sehr schnell", warnte er vor der Scuderia, die am Freitag mit starken Longruns zu überzeugen wusste. "Der Job ist noch lange nicht erledigt."

Warum er in China stets so stark auftritt, stellt für den zweifachen Weltmeister selbst ein kleines Rätsel dar. "Das werde ich ständig gefragt. Ich weiß es aber nicht", sagte er. "Die Unterstützung ist einfach unglaublich. Ansonsten... Ich weiß es wirklich nicht. Ich mag die Strecke einfach. Ich denke, sie liegt einfach meinem natürlichen Fahrstil und ich mag es einfach sehr, hier zu fahren. Es ist eine schwierige Strecke. Sie bietet großartige Kurvenkombinationen und das Rennen ist eine gute Herausforderung."

Frust und Hoffnung bei Rosberg

Ein gänzlich anderes Stimmungsbild bot sich auf der anderen Seite der Mercedes-Garage. Nico Rosberg musste sich im teaminternen Duell wieder einmal geschlagen geben, was ihm sichtlich zusetzte. "Ich bin über das heutige Ergebnis frustriert, weil vier Hundertstel nichts sind", ärgerte er sich über die knappe Niederlage gegen Hamilton. "Ich hatte am Ende eine gute Runde, aber man kann immer noch ein bisschen mehr Zeit finden."

Dennoch hat Rosberg noch nicht aufgesteckt, schließlich verbindet auch er viele gute Erinnerungen mit Shanghai, feierte er 2012 in der chinesischen Metropole doch seinen ersten Grand-Prix-Sieg. "Ich bin für morgen trotzdem positiv gestimmt, denn ich habe mich beim Setup auf die Renn-Pace konzentriert und weiß, dass die Reifen morgen der entscheidende Faktor sein werden", verriet er. "Ich werde versuchen, Lewis vor mir stark unter Druck zu setzen."

Rosberg spielt nur die zweite Geige, Foto: Sutton
Rosberg spielt nur die zweite Geige, Foto: Sutton

Wolff hat Ferrari auf der Rechnung

In der Chefetage von Mercedes war die Stimmung nach dem erfolgreichen Qualifying naturgemäß blendend. Die Silberpfeile sicherten sich die 30. Pole Position seit 2010, als sie nach vielen Jahrzehnten ihr Comeback in der Königsklasse feierten. Zudem ist es die 50. reine erste Startreihe seit 1994 für ein Team, das auf Mercedes-Motoren setzt.

"Das war ein unglaublich enges Qualifying zwischen unseren beiden Jungs", jubelte Motorsportchef Toto Wolff. "Nico ist am Ende eine fantastische Runde gefahren, aber Lewis hat mit seinem ersten Reifensatz genug getan, um die Pole Position mit vier Hundertstel Vorsprung zu holen", rekapitulierte der Österreicher. "Wir befinden uns in einer guten Situation und es bestätigt das, was wir gestern gesehen haben: Wir haben gegenüber Ferrari einen Vorsprung auf eine Runde."

Gleichsam ist sich Wolff allerdings bewusst, dass Ferrari im Rennen vermutlich deutlich stärker auftreten wird und hebt dementsprechend warnend den Zeigefinger. "Wir haben in Malaysia gesehen, dass ihre Reifen länger als unsere halten können, deshalb müssen wir morgen vorsichtig sein", erinnerte der Österreicher. "Im Vergleich zu vor zwei Wochen müssen wir einige neue Faktoren in unsere Überlegungen vor dem Rennen einbeziehen. Ein erfolgreiches Rennen wird davon abhängen, ob wir die richtige Balance zwischen dem Speed und dem Umgang mit den Reifen finden."