Lewis Hamilton hat Nico Rosberg den nächsten Nackenschlag verpasst: Nachdem der Brite schon das ganze Wochenende besser zurechtkommt als sein Teamkollege, gewann er auch das den Kampf um die Pole Position zum China GP. Allerdings machten es die Mercedes-Piloten denkbar spannend: Am Ende trennten Hamilton und Rosberg nur 42 Tausendstelsekunden.

Nico Rosberg kam nah an Hamilton ran, aber nicht vorbei, Foto: Sutton
Nico Rosberg kam nah an Hamilton ran, aber nicht vorbei, Foto: Sutton

Dabei hatte es zwischenzeitlich deutlicher ausgesehen. Im finalen Qualifying-Abschnitt leistete sich Hamilton einen Fehler auf seiner letzten Runde und konnte dann nur noch hoffen, dass Rosberg seine Zeit aus dem ersten Run nicht mehr schlagen würde. Und die 1:35,782 aus seinem ersten Versuch reichten dem Weltmeister dann tatsächlich.

"China ist weiterhin eine gute Stecke für mich", freute sich der Brite anschließend, der mit drei Erfolgen Rekordsieger im Reich der Mitte ist. Allerdings war der Kampf um die China-Pole heißer als gedacht. Dafür sorgten aber nicht wie in Malaysia die Temperaturen, sondern ein Problem an der Sitzschale.

Isolierung an der Sitzschale nicht ausreichend

Schon im dritten Freien Training klagte Hamilton darüber, dass sein Sitzt zu heiß wurde. Auch ein Wechsel der Sitzschale konnte nicht für Abhilfe sorgen. Aufsichtsratschef Niki Lauda nimmt es mit Humor: "Da müssen wir Eiswürfel reinlegen, das würde gegen keine Regeln verstoßen." Für das Rennen muss an der Isolation des Sitzes nachgebessert werden. Auf der Rückseite des Karbonsitzes sind Metallfolien angebracht, um die Hitze vom Fahrer fern zu halten. Mit den Parc-fermé-Regelungen kommt Mercedes dabei nicht in Konflikt.

Gegen Rosberg setzte er sich nur denkbar knapp durch, die nicht-Mercedes-Konkurrenz war hingegen deutlich weiter weg. Vettel fehlen als Drittem bereits neun Zehntel. "Das Auto fühlte sich sehr viel besser an als in Malaysia", erklärt Hamilton den großen Vorsprung.

Mercedes hat in den zwei Wochen zwischen Malaysia und China zahlreiche neue Teile mit an die Strecke gebracht. "Hier ist ein relativ großer Teil geliefert worden mit Nase und Flügel. Die haben einen relativ großen Einfluss und haben gut funktioniert", fügt Niki Lauda an. Hamilton bestätigt seinen Chef: "Das ist ein großer Schritt nach vorn für uns."

Was für Mercedes schön ist, freut viele neutrale Formel-1-Beobachter und natürlich die Ferrari-Fans weniger. "Ich verstehe ja, dass Abwechslung und so weiter wichtig für den Sport ist. Aber jeder hier inklusive Mercedes hat nur eine Aufgabe: Gewinnen. Toto und ich sind dafür verantwortlich und wir wollen nur gewinnen", rechtfertigt sich Lauda. "Deshalb bin ich froh, dass es neun Zehntel sind, damit es morgen leichter wird."

Foto: Sutton
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Einen Durchmarsch erwartet aber auch Mercedes nicht mehr. "Von Dominanz können wir nicht mehr reden", versucht Toto Wolff etwas Druck von seiner Mannschaft zu nehmen. "Ich würde nie zu 100 Prozent sagen, dass wir gewinnen." Die Massage ist auch bei Lewis Hamilton angekommen: "Wir wissen, dass Ferrari auf den Longruns sehr gut ist, das Rennen ist noch nicht vorbei."

Wolff: Konservativeres Setup Schlüssel fürs Rennen

Die Longrun-Pace fürchtet auch Wolff. Die Temperaturen sollen am Sonntag noch leicht klettern, was ebenfalls Ferrari in die Karten spielen könnte. "Sie sind viel stärker im Rennen, weil sie so gut mit den Reifen umgehen. Wir haben mehr Speed im Auto, es ist mit Sicherheit das Beste Auto. Aber wir müssen das Setup mit der richtigen Balance finden, damit wir gut mit den Reifen umgehen", erklärt der Österreicher.

Allerdings, so verspricht Wolff, würde Mercedes nach Malaysia beim Setup etwas konservativer zu Werke gehen. Etwas weniger Grip auf eine schnelle Runde, dafür den Grip länger nutzen können. Neben Ferrari erwartet Mercedes aber keine ernsthafte Konkurrenz. "In erster Linie sehe ich Ferrari und Sebastian", so Lauda.